Heiße Kuesse im Paradies
Eiswasser in das Tuch, um sich damit das Gesicht abzutupfen, während Jeannie sich aufgerafft hatte, Erfrischungsgetränke zu besorgen.
Jemand setzte sich neben sie. "Na, du Hübsche", sagte Eddie Gerardo.
Carrie unterdrückte ein Schaudern. "Hallo, Eddie. Tut mir Leid, dass du verloren hast."
"Du bedauerst es? Das Rennen ist nicht das Einzige, was ich verloren habe. Seit du zurück bist, habe ich auch meine Frau verloren. Ich wüsste gern, mit welchem Voodoo-Zauber du sie verhext hast, und dann will ich, dass du damit aufhörst."
Eddie zu widersprechen war zwecklos, daher versuchte sie es gar nicht erst. Er wirkte sehr aufgebracht.
"Sag Jeannie gefälligst, sie soll aufhören, in diesem ordinären Zeug herumzustolzieren, verstanden? Das ist nicht meine Frau, die sich in enge Kleidern wirft, um Typen aufzureißen. Das ist doch bloß wieder so ein Großstadt-Blödsinn."
"Eddie", unterbrach Jeannie ihn, die gerade zurückkam. "Ich dachte, du hättest einen Termin mit den Howell-Schwestern."
"Und ob ich den habe. Aber wie soll ich ihnen ein Haus in einer ländlichen Gemeinde verkaufen, wenn meine Frau keine Werbung für die einfachen ländlichen Werte macht?"
"Du liebe Zeit, was weiß ich denn?", entgegnete Jeannie.
"Ich habe dich für einen besseren Verkäufer gehalten."
Eddie bedachte sie mit einem bösen Blick und marschierte wütend davon.
"Er mag mein neues Aussehen absolut nicht", stellte Jeannie fest.
Carrie hielt das für eine grandiose Untertreibung. "Wie weit willst du gehen?"
"Bis zum Ende. Nicht für alles Geld der Welt würde ich wieder so brav herumlaufen."
Kurz darauf begann das Konzert. Der Sänger war ein in der Gegend aufgewachsenes Talent, den man schon als Ein-Hit-Wunder abgetan hatte, der jetzt aber zur Vorbereitung seines Comebacks auf regionalen Festen sang.
Er besaß sehr viel Ausstrahlung und war großzügig, da er die örtlichen Musiker auf die Bühne bat, um mit ihm zu improvisieren, wodurch der Abend zu einem
außergewöhnlichen musikalischen Erlebnis wurde. Hugh und seine Band stand mit dem Sänger auf der Bühne, und das allein reichte, um Carrie auf ihrem Platz zu halten. Hugh spielte mit unglaublicher Leidenschaft, und die Leute sprangen vor Begeisterung auf.
Später gab es Autogramme und Interviews. Im Hintergrund spielten noch einige Bands, während die Menge sich noch einmal ins Festgetümmel stürzte und Teenager Pläne für den späteren Abend machten.
"Das haben wir früher auch getan", meinte Jeannie lachend.
Carrie grinste. "Daran erinnerst du dich noch?"
"Nichts hat sich geändert", sagte Jeannie, und Carrie dachte daran, dass sie bei ihrer Ankunft in der Stadt auch dieser Meinung gewesen war. Aber die Dinge änderten sich doch: die Menschen, die Umstände, die eigenen Träume. Nichts blieb, wie es war.
Carrie schaute nicht zurück, als sie und Jeannie die Festwiese schließlich verließen.
Arbeit, dachte Carrie. Auf einen Phantom-Liebhaber konnte man sich nicht verlassen. Auf die Arbeit schon.
Sie war erst knapp eine Woche bei Longford's, und der Job machte ihr Spaß. Am sechsten Tag harte sie alle überflüssigen Papiere vom Schreibtisch und sie entweder in Ordnern abgelegt oder die Informationen in der Tabellenkalkulation vermerkt.
Außerdem arbeitete sie an einer Lohntabellenkalkulation für Mrs. Longford und half im Laden aus. Auch das machte ihr großen Spaß.
Carrie war erstaunt, dass die Kunden genug Zeit hatten, um stehen zu bleiben und sich zu unterhalten, sich nach den Familien zu erkundigen und von ihren eigenen zu erzählen, über Lokalpolitik ebenso zu diskutieren wie über Weltpolitik.
Manchmal erzählte auch jemand von Carries Mutter. Und wenn die Leute genug geplaudert hatten, blieb immer noch Zeit zum Arbeiten. In einer so entspannten Atmosphäre hatte Carrie noch nie gearbeitet, und sie war überrascht, wie sehr es ihr gefiel.
Inzwischen kannten die Leute sie. Sie winkten, wenn sie mittags aus dem Laden kam, und wenn sie auf dem Heimweg mit ihrem Motorrad über die Main Street brauste. Sie grüßten sie im Supermarkt und auf dem Postamt, wo weiterhin die Absagen auf ihre Bewerbungen eintrudelten.
Aus New York würde kein Anruf kommen, ebenso wenig
aus Boston oder Los Angeles, und allmählich ließ die Enttäuschung über die Absagen nach.
Was sie hier und jetzt hatte, war genug, um sich etwas Neues aufzubauen.
Hugh tauchte einen Tag später bei Longford's auf, um einen Spezialkleber abzuholen, den Old Man bestellt hatte. Es war
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