Heisse Liebe in eisiger Nacht
sie niemals absichtlich verletzen würde, wenn es ihm irgendwie möglich war, es zu vermeiden.
Inzwischen hörte es sich in der Hütte allerdings an, als würden die Möbel gegen die Wände geworfen. Genevieve fragte sich besorgt, was in aller Welt dort vorgehen mochte, stieß ungeduldig die Luft aus, stampfte so viel Schnee wie möglich von ihren Stiefeln und ging hinein.
„Mein Gott.“ Sie sah sich mit offenem Mund ungläubig um. Der Sessel, der neben dem Bett gestanden hatte, lag jetzt auf einer Seite in der Küche, Porzellanscherben lagen um den Kamin herum, und am Bettkasten, an dem sie das Ende der Kette befestigt hatte, sah sie tiefe Kratzer.
Und Taggart zog mit aller Kraft am anderen Ende der Kette. Sein Handgelenk blutete von der Handschelle, die sich ihm ins Fleisch grub. Genevieve erschrak. „Oh nein! Was ist passiert?“ Sie eilte in die Küche, griff nach einem sauberen Tuch und lief zu ihm zurück. „Was hast du bloß gemacht?“
„Ich?“ Er sah sie mit einem wilden Ausdruck in den Augen an und hielt ihre Hand behutsam, aber entschlossen fest, als Genevieve ihm das Blut vom Handgelenk wischen wollte. „Du hast mich gerade zehn Jahre meinesLebens gekostet.“
„Aber du blutest!“
Er stieß einen so gemeinen Fluch aus, dass man ihm im Waisenhaus bestimmt den Mund mit Seife ausgewaschen hätte. „Du auch.“
„Was?“ Erstaunt folgte sie seinem Blick und entdeckte Blut an ihren Fingern und ihrer Handfläche. „Ich glaube nicht …“
„Sei still.“ Er nahm ihr das Tuch aus der Hand und tupfte damit sanft ihre Lippen und ihr Kinn ab. Mit einem Stirnrunzeln nahm er das blutbefleckte Tuch wieder fort, untersuchte ihr Gesicht und atmete erleichtert aus. „Es scheint nichts Ernsthaftes zu sein. Sieht so aus, als hättest du dir auf die Unterlippe gebissen.“
Sie blinzelte verblüfft. Jetzt da er es erwähnte, fühlte ihr Mund sich wirklich ein wenig wund an. Aber das erklärte nicht …
Sie schrie erstaunt auf, als er ihr plötzlich den Mantel auszog und ihre Weste aufzumachen begann, um nach weiteren Verletzungen zu suchen. „Wirklich, es geht mir gut“, protestierte Genevieve. „Was man von der Hütte nicht behaupten kann …“
„Was zum Teufel ist passiert?“, knurrte er wütend, während er sanft ihre Arme und Beine untersuchte.
„Oh.“ Sie versuchte, die Hitze zu ignorieren, die sich durch seine Berührung unwillkürlich in ihr ausbreitete. „Ich bin gefallen. Mein Schal verfing sich an einem der Holzscheite im großen Holzhaufen, ich wollte ihn herausziehen, und dann bin ich gestolpert, als ein paar Holzscheite ins Rollen kamen. Ich bin ziemlich unsanft auf meinem Hintern gelandet und kriegte zuerst keine Luft mehr.“ Sie lachte unsicher. „Ich glaube, ich habe doch tatsächlich Sterne gesehen.“
Er untersuchte sofort ihren Kopf, und erst jetzt wurde Genevieve klar, was für eine Angst er ausgestanden hatte. Zärtlichkeit erfüllte sie, und sie nahm seine Hände in ihre. „John.“ Sie wartete, bis er sie ansah. „Ich bin okay. Wirklich.“
Einen Moment lang blieb seine Miene verschlossen und finster. Dann zog er sie an sich und presste seine Wange in ihr Haar. Genevieve seufzte zufrieden, schmiegte sich dichter an ihn und genoss seine Stärke und die Wärme, die von ihm ausging.
Aber gleich darauf schob er sie sanft von sich. „Genevieve, sieh mich an.“
Er klang so ernst, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte. „Was ist?“
„Ich habe beschlossen, deine Bedingungen zu akzeptieren. Mach mich von diesen verdammten Handschellen los, und wenn es so weit ist, lasse ich dich gehen und gebe dir achtundvierzig Stunden Vorsprung, bevor ich dir folge.“
„Wirklich?“
Er biss sekundenlang die Zähne zusammen und nickte dann. „Ja.“ Er legte die Hand in ihren Nacken, streichelte ihr Haar und neigte den Kopf, um sie zu küssen. „Ich verspreche es dir.“
10. KAPITEL
„Das fühlt sich gut an.“ Genevieve seufzte tief auf und lehnte sich behaglich an Taggart. Sie saßen zusammen auf dem Sofa vor dem Kamin.
Das Feuer gab im Kamin gab genügend Hitze ab, um den Raum zu erwärmen. Genevieve genoss das warme Prickeln in ihrem Gesicht und schaute verträumt in die tanzenden Flammen.
In ein paar Stunden hatte Taggart alles Mögliche erledigt. Nachdem er sie zuerst aus ihrer feuchten Wäsche geschält, in mehrere Laken gewickelt und mit einem Buch in einen Sessel gesetzt hatte, hatte er erst mal Feuer im Kamin gemacht, damit sie sich aufwärmen konnte.
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