Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis
aber eines stand fest: Er hatte in Bezug auf Frauen ein ernst zu nehmendes Vertrauensproblem. Vielleicht betraf es auch einzig Tess allein, allerdings vermutete sie, dass die Gründe für sein Misstrauen in seiner eigenen Vergangenheit zu finden waren.
Zugegeben, heute hätte er jedes Recht, sie als Lügnerin zu bezeichnen. Aber sie tat es ausschließlich für ihr Baby. Obendrein tat sie ihm doch einen Gefallen, indem sie ihn vom Haken ließ. Er hatte schließlich signalisiert, wie wenig Wert er darauf legte, mit ihr ein Kind zu bekommen.
Nach einer Weile warf er den Kopf in den Nacken und atmete tief durch. „Was auch geschieht, ich werde dich sicherlich nicht vergessen, Tess.“ Seine Wangen röteten sich. „Du bist ziemlich einzigartig, finde ich.“
Ihr Herz schlug schneller, und sein Kompliment gefiel ihr besser, als sie sich eingestehen mochte. Nate legte seine Hand an ihr Kinn und strich mit dem Daumen über ihren Mund. Dieses Mal fiel es ihr deutlich schwerer, sich seiner Berührung zu entziehen – sie tat es dennoch.
Schweigend ging er Richtung Ausgang. Wenig später fiel die Tür hinter ihm ins Schloss, und Tess legte seufzend beide Hände über ihren Bauch. Erstaunt stellte sie fest, wie stark sie zitterten.
Es war das einzig Richtige, beschwor sie sich immer wieder.
Die nächsten Monate musste sie tausend Dinge im Auge behalten oder regeln: eine gesunde Schwangerschaft, eine vernünftige Krankenversicherung, eine sichere Auftragslage und vor allem eine neue, günstigere Wohnung. Schließlich durfte sie Evas und Nicks Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.
Ein Mann, der sie mühelos in eine Nymphomanin verwandeln konnte, half nicht dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er machte sie auf Dauer zu einem körperlichen und emotionalen Wrack!
Nate warf sich in den Fahrersitz seines Jeeps und nahm sein Smartphone zur Hand. Im Internet suchte er nach den Stichworten falscher positiver Schwangerschaftstest . Nachdem er ein paar aufschlussreiche Seiten überflogen hatte, tippte er noch Schwangerschaft erste Anzeichen in die Suchmaschine. Fünf Minuten später verließ er den Browser und schloss die Augen, um in Ruhe nachzudenken.
Was hatte er sich bloß dabei gedacht, noch einmal mit Tess zu schlafen?
Von Anfang an war ihm klar gewesen, was für einen Fehler er da beging. Seit der ersten Sekunde, als seine Finger ihre seidenweiche Haut gestreift … und seine Lippen an ihren … Ihre schnelle Kapitulation hatte sein Verlangen erst recht angeheizt.
Tess Tremaine sprach etwas Bestimmtes tief in ihm an, über das er keine Kontrolle mehr hatte. Es war wie ein Autopilot, den nur sie bedienen konnte – der fühlte, anstatt zu überlegen und blind begehrte, anstatt Optionen abzuwägen.
Stöhnend fuhr er sich über sein Gesicht. Es war schon erstaunlich, wie schnell sich das Blatt zwischen ihnen gewendet hatte. Erst stritten sie wie die Kesselflicker, und in der nächsten Sekunde trieben sie es auf dem Küchentresen.
Ganz langsam öffnete er wieder die Augen. Was brachte es ihm, sich darüber zu ärgern, wie er sich Tess gegenüber verhalten hatte? Es ging nicht um ihn und auch nicht um den Sex, den sie gehabt hatten. Es ging um Tess und ihre Weigerung, ihm eine konkrete Antwort auf seine Fragen zu geben.
Sie hatte gelogen, als sie behauptete, nicht schwanger zu sein. Davon war Nate überzeugt. Denn egal wie unentschlossen, widersprüchlich, verwirrend und unfassbar berauschend diese Frau war, eines stand wohl fest: Im Gegensatz zu Marlena war sie eine grottenschlechte Lügnerin.
Und ihn beschlich das ungute Gefühl, dass er genau wusste, warum sie ihn anlog.
Er sah zu dem Fenster ihrer Wohnung hinauf und dachte über die fehlenden Möbel und die gepackten Kisten nach. Wo wollte sie eigentlich hinziehen? Hatte er überhaupt das Recht, darüber Bescheid zu wissen? Also, falls er der Vater ihres Kindes war?
Das Bild eines Babys – seines Babys – entstand vor Nates innerem Auge. Gegen seinen Willen. Mit der Handfläche massierte er seine Brust, in der sich gerade ein immenser Druck aufbaute. Nate schluckte trocken. Vielleicht wollte sie zurück nach England gehen?
Hastig griff er zum Handy und gab Walter Jensens Büronummer ein.
Er wollte an kein Baby denken. Nicht, solange es nicht sein musste! Vor allem aber würde er Tess Tremaine nicht länger mit Samthandschuhen anfassen. Sie würde die Wahrheit ausspucken, und wenn er sie juristisch dazu zwingen musste. Doch zunächst sollte
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