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Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis

Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis

Titel: Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rice
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er wohl vermeiden, noch einmal irgendwo mit ihr allein zu sein!
    „Nathaniel, hast du eine Vorstellung davon, wie komplex die Sorgerechtssituation aussieht, wenn es um nicht eheliche Vaterschaft geht?“ Walter Jensen stützte sich mit beiden Vorderarmen auf seinem dunklen, polierten Edelholzschreibtisch ab.
    Schon seit seinem zwölften Lebensjahr hasste Nate diesen speziellen strengen Blick des anderen Mannes. Der Familienrechtsanwalt hatte ihm damals schon in ruhigem, gemäßigtem Ton erklärt, wie hirnrissig eine illegale Spritztour mit dem Auto des eigenen Vaters war, wenn man sich dabei von der Polizei erwischen ließ.
    „Eine gerichtliche Auseinandersetzung könnte sich über mehrere Jahre hinziehen“, fuhr Walter fort und machte eine kurze Atempause. „Außerdem weißt du noch gar nicht, ob es dein Kind ist. Oder ob es überhaupt existiert.“
    Nate stand auf und streckte sich. Seit Stunden kämpfte er gegen hartnäckige Verspannungen im Rücken, und je bewusster ihm seine Lage wurde, desto schlimmer wurde es.
    „Sie hat mich bezüglich ihrer Schwangerschaft angelogen. Und ich habe keinen Schimmer, wo sie inzwischen wohnt. Mir ist egal, was für Rechte ich habe. Ich will endlich die Wahrheit wissen. Vorher habe ich keine ruhige Minute. Das kannst du doch nachvollziehen, oder?“
    Verständnisvoll blinzelte Walter ihm mit seinen blassblauen Augen zu. Die Worte blieben zwischen ihnen allerdings unausgesprochen – die Vergangenheit war einfach zu bitter. Auch in seinen Sechzigern verfügte Walter noch über einen messerscharfen Verstand und eine beeindruckende Menschenkenntnis. Er war ein weitsichtiger Analytiker, aber noch viel wichtiger: Er war ein echt lieber Kerl.
    Trotzdem hatte Nate ihm nie sein vollstes Vertrauen schenken können. Denn wie die meisten anderen Erwachsenen, mit denen er aufgewachsen war, hatte der Anwalt sein Geld damit verdient, die schmutzigen kleinen Geheimnisse von Nates Vater unter Verschluss zu halten.
    „Na, schön, beruhige dich erst einmal!“ Walter hob eine seiner riesigen, braun gebrannten Hände.
    Gehorsam ließ Nate sich zurück auf seinen Stuhl fallen und entschuldigte sich dafür, dass er laut geworden war.
    „Ich schlage Folgendes vor“, begann der ältere Mann. Seine Stimme war darauf gepolt, emotional aufgewühlte Menschen nachhaltig zu beruhigen. „Wir bitten Miss Tremaine hierher in die Kanzlei zu einem Gespräch. Wenn du bereit wärst, ihr eine großzügige Unterstützung anzubieten, um ihre Lebenshaltungskosten bis zum Zeitpunkt der Geburt …“
    „Bin ich“, warf Nate ein. Er wollte die Angelegenheit ein für alle Mal geregelt wissen. Tess sollte endlich kooperieren und ihm gegenüber aufrichtig sein. Im Gegenzug würde er liebend gern für ihren Unterhalt aufkommen. Diese Sache hatte uralte, unerträgliche Zweifel in ihm geweckt, die er so bald wie möglich wieder abschütteln wollte.
    Walter sah von seinen Unterlagen hoch. „In diesem Fall wird sie vermutlich problemlos einlenken.“
    Darauf würde Nate nicht wetten, nachdem er Tess als eine höchst widersprüchliche Person kennengelernt hatte. Nichtsdestotrotz nickte er mit vorgetäuschter Zuversicht. „Großartig. Wann soll das Ganze stattfinden? Von mir aus sofort. Ich muss wieder einen klaren Kopf kriegen.“
    Er war sich noch immer nicht im Klaren darüber, wie er sich verhalten sollte, sobald die Fakten auf dem Tisch lagen. Die Zeit würde es zeigen. War es sein Kind, würde er sich der Verantwortung natürlich stellen und die Vaterschaft mit allen Konsequenzen anerkennen. Das würde er sich von niemandem verbieten lassen.
    Zügig blätterte Walter seinen in Leder eingebundenen Terminkalender durch. „Ich werde meine Sekretärin anweisen, noch diese Woche einen Termin mit Miss Tremaine zu vereinbaren. Falls es dein Kind sein sollte, leiten wir die nächsten Schritte ein, um deine Rechte durchzusetzen. Heutzutage entscheiden die meisten Gerichte in Sorgerechtsfragen danach, wie sehr der Vater bisher in die Erziehung und Pflege des Kindes miteinbezogen war.“
    Nate nickte steif. Der Gedanke an die Pflege eines Babys erschreckte ihn für einen Moment. „Gut.“ Seufzend stand er auf und reichte dem grauhaarigen Mann die Hand. Erleichtert darüber, eine Perspektive und einen Plan zu haben – und einen Verbündeten. Dies alles musste nicht zu einem emotionalen Minenfeld ausarten, obwohl Tess gerade genau das daraus machte. Stattdessen sollten sie lieber vernünftig miteinander verhandeln, wie

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