Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis
zivilisierte erwachsene Menschen es eben taten. Und nachdem sich herausgestellt hatte, wie schnell ihnen beiden die eigene Libido in die Quere kam, war es nur sinnvoll, eine dritte Partei einzuschalten.
„Danke, Walter, ich weiß deinen Einsatz zu schätzen.“ Deutlich entspannter warf er sich seine Anzugjacke über die Schulter und fühlte sich so gut wie seit Tagen nicht mehr. „Dein Büro soll Jenny über den Termin informieren, dann bin ich rechtzeitig da.“
Mit einem leisen Klaps schlug der Anwalt den ledernen Terminkalender zu. „Hältst du das für die richtige Entscheidung?“
„Wovon redest du?“
„Ich muss dir sagen, mein Sohn, dass ich dich ewig nicht so aufgebracht und neben der Spur gesehen habe. Nicht seit der Ducatti-Frau vor gut zehn Jahren. Es dürfte deutlich einfacher und weniger provokativ sein, wenn meine Leute und ich uns von nun an allein um den Fall kümmern.“
Nate zögerte. Es stimmte schon. Der bessere Weg wäre, die Verhandlungen allein den Profis zu überlassen. Aber dann sah er Tess vor sich, wie sie ihm ins Gesicht log – eine halbe Stunde nachdem sie beide die Sterne gesehen hatten! Zur Hölle damit! Er konnte noch nicht loslassen. Vielleicht war es irrational und sogar kindisch von ihm, aber er wollte unbedingt dabei sein, wenn sie offiziell zur Rechenschaft gezogen wurde. Heute war er kein zwanzigjähriger Weichling mehr, der sich von den Lügen einer durchtriebenen Frau aus der Bahn werfen ließ.
Seit ihrer ersten Begegnung in der Bar machte Tess ihn nach und nach wahnsinnig. Zwischen ihnen knisterte eine besondere Chemie, aber das verlieh ihr noch lange keine absolute Gewalt über ihn und seinen Willen. Und sobald sie sein Geld akzeptierte, würde er ihr genau das beweisen.
„Ich werde ausschließlich dich reden lassen, Walter“, versprach er, nachdem sein Entschluss feststand.
Der Anwalt nickte kurz, schien aber wenig überzeugt von diesem Vorhaben. „In Ordnung. Du zahlst die Rechnung, du machst die Ansagen.“
Genauso war es. Zufrieden verließ Nate die Kanzlei. Letztendlich würde ab jetzt alles zu seiner Zufriedenheit geregelt werden. Ein super Gefühl!
„Das glaube ich ja nicht!“ Mit einem lauten Knall hängte Tess Evas Telefon zurück in die Wandhalterung.
„Was ist denn passiert? Wer war das gerade?“, fragte Eva und schob einen weiteren Löffel undefinierbaren Breis in Carmines offenen Mund.
„Nicht zu fassen, aber das eben war die Sekretärin von Walter Jensen“, ereiferte sich Tess. „Er ist niemand Geringerer als der rechtliche Vertreter von Nathaniel Graystone, dem Geschäftsführer von Graystone Enterprises .“
„Der Granatenliebhaber?“
„Er ist kein Granatenliebhaber.“ Trotzdem wurde Tess ganz rot im Gesicht und dachte an das letzte erotische Intermezzo mit ihm – vor sechs Tagen in ihrer Küche. „Er ist eine echte Plage!“
Eva wischte ihrem Sohn mit dessen Lätzchen über das verschmierte Gesicht und gab ihm den Plastiklöffel, damit er darauf herum beißen konnte. „Was will denn sein Anwalt von dir?“
„Ich soll morgen zu einem Meeting ins Büro kommen. Die Sekretärin hat von einer Einigung gesprochen.“
„Was für eine Einigung?“
„Ich habe absolut keine Ahnung. Und die freundliche Mrs Shenberg war auch nicht geneigt, etwas konkreter zu werden“, ärgerte sich Tess. „Als ich um eine Erklärung bat, hat sie sich nur über ihren Mandanten Mr Graystone ausgelassen, seine Rechte und Pflichten und noch eine Menge unverständliches Zeug. Das macht doch alles keinen Sinn. Welche Rechte und Pflichten meinen die?“
Immer aufgeregter lief sie in der offenen Wohnküche auf und ab. Ihr war, als hätte man sie in ein Paralleluniversum versetzt, in dem plötzlich andere Gesetze galten – Gesetze, die sie nicht kannte und die sie nicht verstand. Und schuld an allem war Nate Graystone.
„Ich gehe da nicht hin“, überlegte sie laut. „Was mich und mein Leben betrifft, hat er überhaupt keine Rechte und Pflichten. Das habe ich ihm auch schon in aller Deutlichkeit gesagt.“
Sie wollte ihm nicht wiederbegegnen. Man musste sich nur in Erinnerung rufen, was beim letzten Mal geschehen war. Ihr gelang es kaum, ihn zu vergessen, und er hatte nichts Besseres zu tun, als erneut in ihr Privatleben einzudringen.
„Um ehrlich zu sein, hat er schon gewisse Rechte“, meldete sich Eva leise zu Wort und wies mit dem Kopf auf Tess’ flachen Bauch.
Schützend presste Tess eine Hand darauf. „Das ist meine
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