Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
genügend davon miterlebt, um zu wissen, dass man sie besser nicht auf die leichte Schulter nahm.
Im Schlafzimmer begann sie damit, sich auszuziehen. Sie würde sich unter die Dusche stellen und sich das Salz und den Schweiß abwaschen. Es dämmerte schon, und so tastete sie automatisch nach dem Lichtschalter, als ein Gedanke ihr durch den Kopf schoss und sie jäh innehalten ließ. Hatte sie die Jalousien heute Morgen nicht hochgezogen? Nachdenklich starrte Liz auf die Lamellen, die bis auf die Fensterbank hinunterhingen. Seltsam, sie war sicher gewesen, dass sie sie hochgezogen hatte. Und wieso war die Schnur nicht ordentlich um den kleinen Haken an der Wand gewickelt? Bei solchen Details war sie geradezu fanatisch, vermutlich, weil auf den Booten ständig die Leinen gesichert werden mussten.
Noch immer zögerte sie, selbst als das Deckenlicht aufflammte und den Raum erleuchtete. Dann zuckte sie mit den Schultern. Sie musste heute Morgen anscheinend zerstreuter gewesen sein als gedacht. Jonas Sharpe, so entschied sie, nahm viel zu viel ihrer Zeit in Anspruch und vor allem zu viel Platz in ihren Gedanken ein. Aber bei einem Mann wie ihm war das wohl zu erwarten, selbst unter anderen Umständen. Nun, sie war längst über den Punkt hinaus, wo ein Mann die Umstände ihres Lebens bestimmen konnte. Er rieb sie nur auf, weil er so viel von ihrer Zeit forderte, und Zeit war ein kostbares Gut für sie. Jetzt, da er seinen Kopf durchgesetzt und sein Gespräch bekommen hatte, gab es keinen Grund mehr, sich noch einmal mit ihm zu treffen. Mit einem mulmigen Gefühl erinnerte sie sich an sein Lächeln. Es war besser, beschloss sie, wenn er schnellstens dorthin zurückkehrte, wo er herkam, und sie wieder zur Normalität übergehen konnte.
Um das Kapitel „Jalousie“ abzuschließen, ging sie zum Fenster und wickelte die Schnur um den Haken. Im anderen Raum kündigte der Wetterbericht im Radio Schauer für den Abend an, dann spielte ein bekannter Song. Liz summte die Melodie mit. Also erst unter die Dusche, und dann würde sie sich einen Salat machen, bevor sie die Tageseinnahmen verbuchte.
Als sie sich wieder aufrichtete, legte sich von hinten ein Arm um ihren Hals und drückte ihr die Luft ab. Die letzten Sonnenstrahlen ließen schimmernden Stahl aufblitzen. Bevor Liz überhaupt reagieren konnte, wurde ihr ein Messer an die Kehle gehalten.
„Wo ist es?“
Die zischelnde Stimme direkt an ihrem Ohr sprach Spanisch. Es war reiner Reflex, dass sie die Hände hob und ihre Fingernägel in den Arm um ihren Hals krallte. Sie fühlte harte Muskeln und einen dünnen Armreifen. Verzweifelt rang sie nach Luft, hörte jedoch abrupt auf, sich zu wehren, als die Messerspitze in ihre Haut stach.
„Was wollen Sie von mir?“ Panisch überlegte sie. Sie hatte knapp fünfzig Dollar in ihrer Handtasche und keinen Schmuck, der etwas wert wäre, außer der Perlenkette ihrer Großmutter. „Meine Handtasche liegt auf dem Tisch. Sie können sie haben.“
Gepeinigt schrie sie auf, als brutal an ihrem Haar gerissen wurde. „Wo hat er es versteckt?“
„Wer? Ich weiß nicht, was Sie wollen.“
„Sharpe. Die Abmachung gilt nicht mehr, Lady. Wenn dir dein Leben lieb ist, sagst du mir jetzt, wo er das Geld versteckt hat.“
„Ich weiß es nicht.“ Die Messerspitze ritzte die empfindliche Haut. Etwas Warmes lief an ihrem Hals entlang, Panik stieg in ihr auf. „Ich weiß nichts von Geld. Sie können überall nachsehen, hier ist nichts.“
„Ich habe schon nachgesehen.“ Sein Griff wurde fester, so fest, dass ihr allmählich schwarz vor Augen wurde. „Sharpe ist einen schnellen Tod gestorben. Du wirst nicht so viel Glück haben. Sag mir, wo es ist, und dir passiert nichts.“
Er würde sie umbringen. Dieser Gedanke spielte sich immer wieder in ihrem Kopf ab. Sie würde sterben, ohne die geringste Ahnung zu haben, warum und wofür. Geld … er wollte Geld von ihr, und sie hatte nur fünfzig Dollar. Faith. Schon am Rande der Bewusstlosigkeit, dachte sie an ihre Tochter. Wer sollte sich um Faith kümmern? Liz biss sich auf die Lippe, bis der Schmerz die Oberhand über die Angst gewann. Nein, sie durfte einfach nicht sterben, nicht jetzt.
„Bitte …“ Sie sackte zusammen und ließ sich in seine Arme sinken. „Ich kriege keine Luft. Ich kann nicht reden, wenn ich keine Luft bekomme …“
Er lockerte den Druck, leicht nur, aber Liz ließ sich gegen ihn fallen. Als er das Gewicht verlagern musste, winkelte sie den Arm an und stieß mit
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