Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)
ausgebürstet. Seither ist er hier.“
Jesse konnte nicht anders – ohne nachzudenken ging sie zu ihm. Im Haus ihres Vaters hatten ihre Mutter und sie eine Katze gehalten, die einen Wurf Kätzchen zur Welt gebracht hatte. Sobald ihr Vater es herausfand, hatte er mit einem bösartigen Grinsen gedroht, die Tierchen zu ertränken. Jesse hatte nie herausgefunden, ob er es wahr gemacht hatte, aber einen ganzen Monat lang hatte sie sich damals jeden Abend in den Schlaf geweint.
Impulsiv streichelte sie dem Kätzchen über das grau gestreifte Fell. Das Tierchen war mager und knochig, und als es Jesse mit großen Augen anschaute, floss sofort ihr Herz über.
„Wo ist die Mutter?“, fragte sie mit belegter Stimme.
Luc zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich tot, sonst hätte sie nach dem Winzling gesucht. Vielleicht ist sie ja mit einem Boot auf die Insel gekommen. Überall in Griechenland gibt es verwilderte Katzen und Hunde. Hier, halten Sie den kleinen Kerl, dann habe ich beide Hände, um Frühstück zu machen.“
Er legte Jesse das Kätzchen in den Arm, und es schmiegte sich vertrauensselig in ihre Wärme.
„Ich mache Omelette. Möchten Sie auch etwas?“
Gern hätte sie abgelehnt, doch sie kam halb um vor Hunger, und ihn mit dem Kätzchen zu sehen hatte sie entwaffnet und nachgiebig gestimmt.
„Wenn genug da ist …“ Sie wurde rot, als sie sich daran erinnerte, wie sie gestern in seinen Resten gestochert hatte, und wandte sich ab. So sah sie den mit Zeitungspapier ausgelegten Karton für das kleine Tierchen in der Ecke und das Schüsselchen Milch gleich daneben. Mit dem Kätzchen auf dem Schoß setzte sie sich an den Tisch.
„Sicher, es reicht für zwei“, hörte sie Luc sagen, während ihr eng ums Herz wurde. Mit einer solchen Situation hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
Wenig später servierte er zwei Portionen und gebutterten Toast. „Warum setzen Sie den Grauen nicht in seine Kiste, damit Sie in Ruhe essen können?“
Auch wenn sie das Kätzchen lieber auf dem Schoß behalten hätte, stand sie auf und brachte es zu der Kiste. „Den Grauen? Ich finde, Tiger wäre ein passender Name“, sagte sie, als sie wieder zurückkam – angestrengt bemüht, Lucs nackte Brust zu ignorieren. Er hatte absichtlich nichts übergezogen, aber sie würde keinerlei Reaktion zeigen – auch wenn ihr bereits unangenehm heiß war.
Luc kaute an einem Bissen Omelette. „Tiger?“
Jesse kam sich albern vor. „Ja, wie der in Puh der Bär.“
„War der nicht orange?“
Verlegen wünschte Jesse, sie hätte nichts gesagt. „Sicher, aber er war auch gestreift.“ Sie schob die Gabel mit einem Stück Omelette in den Mund und hätte vor Entzücken fast aufgestöhnt. Es war köstlich. Sie sah Luc an, und schon spürte sie wieder die Schmetterlinge in ihrem Bauch. „Ist egal. Es ist ja nur ein Kätzchen.“
Luc blickte zu ihr herüber. Sie hielt den Kopf gesenkt. Faszinierend. Das magere kleine Kätzchen hatte Jesses Schutzschild durchbrochen und die angespannten Züge aus ihrer Miene verscheucht. Luc war klar, dass die Nummer mit dem nackten Oberkörper übertrieben war, aber schließlich sollte Jesse sich so unwohl wie nur möglich fühlen.
Es hätte auch funktioniert, wäre da nicht dieser kleine Tiger gewesen. Eigentlich ärgerlich, dass ein winziges Fellknäuel mehr Erfolg hatte als er.
Er aß seine Portion und lehnte sich dann zurück, um Jesse beim Essen zu beobachten. Es bedrückte ihn, dass sie gestern seine Reste vertilgt hatte. Herrgott, man sollte meinen, sie wäre das Opfer!
„Noch sechs Tage, Jesse.“
Argwöhnisch sah sie ihn an. „Was meinen Sie?“
„Ich meine damit, dass wir noch sechs Tage zusammen auf dieser Insel, in dieser Villa festsitzen, bevor Sie mich gehen lassen. Wie wollen Sie die nächsten sechs Tage überstehen, ohne zuzugeben, welche Wirkung ich auf Sie habe?“
Abrupt stand Jesse auf, griff nach den Tellern und stapfte zum Spülbecken. Sie musste sich unbedingt beschäftigen, also wusch sie resolut das Geschirr ab. Ein Teller rutschte ihr jedoch prompt wieder ins Spülwasser, als sie Luc direkt hinter sich spürte und zwei nackte Arme sie an der Anrichte gefangen hielten.
Seine Wärme und sein Duft hüllten sie ein; Jesse hasste es, dass ihr Puls sofort zu rasen begann. Ein Prickeln lief ihr über den Rücken.
„Gestehen Sie es ein, Jesse … Sie wollen mich“, raunte Luc an ihrem Ohr.
In dem engen Raum zwischen seinen Armen drehte sie sich um. Seine nackte Brust
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