Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)
Verletzlichkeit war nur Show. Die Frau hatte ihn gekidnappt, um ihr mehr als fragwürdiges Ziel zu erreichen. Sie war so harmlos wie eine Kobra!
Als er bei ihr ankam, fragte sie, ohne aufzuschauen: „Verträgt Tiger unsere Milch überhaupt?“
Das Wort „unsere“ stellte seltsame Dinge mit Luc an. Ihre Stimme klang heiser. So heiser hörte sich seine Schwester immer an, wenn sie geweint hatte. Hatte Jesse etwa geweint? Sein Magen zog sich zusammen.
„Ideal ist es nicht, aber wir haben nichts anderes. Feste Nahrung kann das Tier noch nicht zu sich nehmen.“
Das Kätzchen stolperte auf ihn zu und fiel über seine bloßen Füße. Luc bückte sich und hob es mit einer Hand auf. Dabei war ihm bewusst, dass Jesse sich noch immer standhaft weigerte, ihn anzusehen. Selbst in Jeans und T-Shirt übte sie eine eindeutige Wirkung auf ihn aus. Als er ihr Tiger zurückreichte, berührten sich ihre Finger flüchtig – und die Luft schien schlagartig wie elektrisch aufgeladen.
Luc biss die Zähne zusammen. Sieh zu, wie du damit klarkommst, Jesse Moriarty, sagte er im Stillen und verschwand im Haus. Alles an dieser Frau irritierte ihn, und zwar gründlich.
Jesse atmete erleichtert auf. Da war sie noch einmal glimpflich davongekommen, dank der Tatsache, dass sie Luc nicht angesehen hatte. Nur konnte sie schließlich nicht die ganze nächste Woche jeglichen Blickkontakt vermeiden. Sie musste sich schlicht vor Augen halten, dass er es darauf anlegte, sie zu provozieren und in Versuchung zu führen. Nicht nur deshalb musste sie ihm unbedingt widerstehen.
Sie beschloss, schwimmen zu gehen. Zumindest wäre es jetzt sicher im Pool, da er seine Runden beendet hatte. Sie setzte Tiger in seine Kiste zurück und beneidete das Kätzchen um die Fähigkeit, sich im Vertrauen auf die Fürsorge anderer zusammenzurollen und den Rest der Welt auszuschließen.
Sie ging nach oben, um ihren Badeanzug zu holen, und kam an Lucs Zimmer vorbei. Automatisch drehte sie den Kopf, als sie ein Geräusch hörte. Und sah durch die offen stehenden Türen, wie Luc gerade aus der Dusche stieg – splitterfasernackt!
Wie erstarrt blieb Jesse stehen, unfähig, den Blick von ihm abzuwenden. Noch nie hatte sie etwas so Perfektes gesehen. Wassertropfen perlten über seine gebräunte Haut, an seinem durchtrainierten Körper fand sich kein Gramm Fett. Auch Luc hielt inne, sah sie an.
Nach einem Moment, der ihr wie eine Ewigkeit vorkam, griff Luc lässig nach einem Handtuch und wickelte es sich um die Hüften, doch Jesse wusste, sie würde dieses Bild nie in ihrem Leben vergessen.
Als ihr endlich bewusst wurde, dass sie die ganze Zeit die Luft angehalten hatte, atmete sie tief durch und griff nach der Klinke, um die Zimmertür zu schließen. Doch bevor ihr das gelang, hörte sie noch Lucs spöttische Stimme: „Sie sind es, die stehen geblieben ist, Jesse.“
Energisch zog sie die Tür ins Schloss und rannte regelrecht zum Pool. Erst dort fiel ihr auf, dass sie den Badeanzug völlig vergessen hatte. Wütend auf Luc, auf sich selbst und überhaupt auf alles, zog sie sich rebellisch aus und tauchte nackt ins Wasser.
Sie erkannte ihren Fehler, als sie sich erschöpft und ausgelaugt aus dem Wasser stemmen wollte – und Luc vor ihr am Beckenrand hockte. Das nasse Haar zurückgekämmt, in T-Shirt und Chinos, hielt er ihr einen Bademantel hin.
„Hätte ich gewusst, dass Sie gerne nackt schwimmen, hätte ich auf Sie gewartet.“
Prompt flammte der Ärger wieder in ihr auf, als das Bild seines nackten Körpers vor ihrem geistigen Auge erschien. Sie bedeckte ihre Brust mit einem Arm und streckte die andere Hand nach dem Frotteemantel aus, doch Luc richtete sich auf und ging zu der Treppe am anderen Ende des Pools. Um in den Bademantel zu schlüpfen, würde sie ein paar Stufen hinaufsteigen und sich Luc nackt zeigen müssen.
„Das ist nur fair“, behauptete er amüsiert. „Schließlich haben Sie mich ja auch nackt gesehen.“
„Nur weil Sie alle Türen offen gelassen hatten“, stotterte sie.
Er schüttelte vergnügt den Kopf, und sein Lächeln brachte ihr inneres Gleichgewicht völlig durcheinander. „Unterstellen Sie mir etwa, ich hätte das geplant? Dass ich genau den Moment abgepasst habe, an dem Sie an meinem Zimmer vorbeigehen?“
Jesses Wangen brannten, auch wenn der Rest ihres Körpers mit einer Gänsehaut überzogen war. Nein, das nicht. Aber sie konnte sich gut vorstellen, dass es ihn nicht im Mindesten interessierte, ob jemand ihn nackt sah
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