Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)
Baby-Katzen haben jetzt eine Schale Milch und ein Nachmittagsschläfchen verdient.“
Erst als sie das Tierchen in seine Kiste setzte und es sich satt und schläfrig zusammenrollte, wurde ihr schockiert bewusst, wie sehr sie sich von dieser Fantasiewelt hatte einlullen lassen.
In den letzten Tagen, seit sie und Luc intim waren, hatte sie sich tatsächlich eingebildet, es könnte so weitergehen. Hatte gehofft, dass es nicht wie eine Seifenblase zerplatzen würde. Doch die Realität war eine ganz andere: Sie hatte Luc Sanchis entführt, damit er die Firma ihres Vaters nicht retten konnte – was er noch immer unter allen Umständen erreichen wollte. Diese Tatsache hatte sie praktischerweise ausgeblendet, weil die sinnliche Welt, in die Luc sie jedes Mal mit seinen Berührungen entführte, doch so viel faszinierender war.
Jesse hörte, dass er sie von oben rief. Aus Angst vor seinem Blick, dem nichts entging, huschte sie aus dem Haus und lief zu der kleinen Bucht hinunter. Am Strand schlang sie die Arme um sich und starrte auf das Meer hinaus.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht, sich von Luc verführen zu lassen? Oder nein – sie hatte gar nicht gedacht, sondern bereitwillig mitgespielt.
Die Frist lief in drei Tagen aus. Drei Tage noch, dann war ihr Vater ruiniert. Fast hätte sie dieses Ziel aus den Augen verloren. Hätte Luc sie heute Morgen gebeten, ein Flugzeug anzufordern, weil er unbedingt wieder an seine Arbeit zurückkehren musste – sie hätte den Anruf glatt gemacht, noch bevor ihr überhaupt klar geworden wäre, was sie tat.
Sie presste die Lippen zusammen. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin! Die spröde Fassade, die sie um sich aufgebaut hatte, um andere von sich fernzuhalten, bröckelte rasant. Bei der kleinsten Kleinigkeit brach Jesse in Tränen aus und ließ sich jahrelang gehütete Geheimnisse entlocken.
Sie stellte sich vor, wie Luc aufwachte und sich angewidert daran erinnern musste, dass er einen Job zu erledigen hatte – nämlich ihr überzeugend weiszumachen, er würde sie begehren. Die ganze Situation war nichts als Augenwischerei. Von dem Moment an, da sie den Fuß auf die Insel gesetzt hatten, hätte Jesse absolut nichts mehr als real ansehen dürfen. Sie hätte keinem Wort mehr trauen dürfen. Erst recht nicht diesem Mann.
Sie erinnerte sich daran, was er zu ihr gesagt hatte: Ich werde alle Ihre Geheimnisse aufdecken, und dann werden Sie bezahlen.
Während sie auf das Wasser starrte, hatte sie das Gefühl, als würde sich ein Teil von ihr auflösen. Schweren Herzens ging sie zum Haus zurück. Luc stand im Wohnraum beim Fenster, die Hände in die Taschen geschoben, und schaute hinaus. Tapfer ignorierte Jesse, wie ihr Puls bei seinem Anblick zu rasen begann.
Luc drehte sich zu ihr um, und sie verdrängte auch den Schmerz, der sie zu überwältigen drohte. „Der angekündigte Sturm ist nie aufgezogen“, sagte er.
Jesse schüttelte den Kopf. Nein, dieser Sturm nicht. Aber ein anderer. Und der hatte sie derart durcheinandergewirbelt, dass sie nie wieder dieselbe sein würde. Als sie in Lucs Gesicht sah, ahnte sie, dass sie nicht die Einzige war, die sich einigen Einsichten hatte stellen müssen.
„Dein Name … Moriarty … das ist ein irischer Name, oder?“
Die Frage überraschte sie. „Ja. Meine Mutter war Irin. Aus Kerry.“
„O’Brian ist auch ein irischer Name.“
Jesse wurde eiskalt, alles in ihr erstarrte. Und dann sprach Luc es laut aus:
„O’Brian ist dein Vater, richtig, Jesse? Deine Mutter war seine Haushälterin.“
9. KAPITEL
Jesses schockierte Miene war Luc Bestätigung genug. Sie bebte am ganzen Körper, als er fortfuhr: „Dann verstehe ich nicht, dass du ihn retten willst, nach allem, was er dir angetan hat.“
Jesse schwankte, sie fürchtete, in Ohnmacht zu fallen. Luc musste es gespürt haben, denn er kam zu ihr und führte sie zum Sofa, damit sie sich setzen konnte.
Die Hände in die Hüften gestemmt, stand er vor ihr und sah auf sie hinab. „Warum hast du mir das nicht von Anfang an gesagt?“
Sie fühlte sich viel zu verletzlich, verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. „Weil es unerheblich ist.“
Luc lachte zynisch auf. „Mach mir doch nichts vor, Jesse. Warum sonst willst du ihn wohl so unbedingt retten? Deine fehlgeleitete Loyalität …“
„Nein!“, fiel sie ihm wild ins Wort. „Ich will ihn nicht retten, sondern ruinieren, und zwar endgültig! Ich kann nicht zulassen, dass du seine Firma aufkaufst. Niemand soll ihm helfen,
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