Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)
zu der Couchecke und dem Tisch, die diese Woche geliefert worden waren. Auch ein Fernseher war mittlerweile vorhanden. Endlich konnte sie die Vergangenheit hinter sich lassen und mit einem neuen Lebensabschnitt beginnen. Genau das hatte sie immer gewollt. Nur beschlich sie das Gefühl, dass die damit einhergehenden Veränderungen viel mehr mit der Erfahrung mit Luc Sanchis auf der Insel zu tun hatten als mit der Tatsache, dass ihr Vater nun seiner gerechten Strafe zugeführt wurde.
Der Portier meldete sich über die Sprechanlage, dass ihr Taxi vorgefahren sei. Jesse war erleichtert über die Unterbrechung, die sie aus ihren Gedanken riss. Sie bemühte sich, die Einsamkeit, die sie tief in ihrem Innern empfand, zu ignorieren. Genauso wie die Aufregung, die sie bei der Vorstellung erfasste, dass auch Luc Sanchis zu der Veranstaltung eingeladen sein könnte …
Luc ließ den Blick über den vollen Saal gleiten. Die Herren alle im Smoking, die Damen in langen Abendkleidern. Er wollte nicht hier sein, verabscheute es, aber er hatte seiner Schwester versprochen, mit ihr und der Mutter herzukommen. Die beiden standen jetzt irgendwo und starrten wahrscheinlich die vielen anwesenden Berühmtheiten an.
Jesse … Als ihr Name ihm durch den Kopf spukte, verkrampfte sich alles in Luc. Nein, eigentlich war er seit seiner Rückkehr von der Insel völlig verspannt. Genauer – seit jener Nacht, in der sie die Insel verlassen und sein Vertrauen mit Füßen getreten hatte.
Seine Wut hatte sich immer noch nicht gelegt. Seit er direkt nach seiner Landung in London in Erfahrung gebracht hatte, dass O’Brian für immer erledigt war, hatte sich etwas in ihm verhärtet. Nur so konnte er die Erinnerung daran abschotten, dass er Jesse seine traurige Lebensgeschichte offenbart hatte.
Er hatte tatsächlich geglaubt, alles unter Kontrolle zu haben. Dabei hatte er sich nur etwas vorgemacht, eingelullt von dem Duft und den Berührungen einer Frau. Er hatte zugelassen, dass sie ihn verführte, ihn zum Narren hielt …
Deshalb musste er sich gegen die Ereignisse der zehn Tage auf der Insel verschließen, so, als wären sie nie passiert. Er war zu einem verhärteten, gefühllosen Roboter geworden. Sein hektisches Gesellschaftsleben bestand nur noch aus einer undefinierbaren Masse von verschiedenen Gesichtern und Orten. Nichts hatte ihn wirklich berührt, niemand hatte seine Panzer durchbrechen können.
Auch seine Libido konnte durch nichts geweckt werden, denn sie war von der inneren Kälte, die ihn erfasst hatte, überlagert. Aber das war auch gut so, denn es verhinderte, dass die Wut, die in ihm tobte, zum Ausbruch kam.
Jesse. Erneut spürte er die Anspannung in sich und fluchte. Sie ging ihm immer noch nah.
Und dann landete sein Blick auf einem rotblonden Haarschopf in der Menge.
Jesse. Kein Geist. Sie war hier, nur wenige Meter von ihm entfernt, hielt ein Glas Champagner in der Hand. Jesse. In einem Kleid aus blauer Seide, das sich um ihre zierlichen Kurven schmiegte und Schultern und Rücken freiließ.
Schlagartig brach die Wut sich in ihm Bahn. Und in diesem Moment wusste Luc genau, was er wollte und brauchte: Rache.
Als hätte sie seinen Blick gespürt, drehte sie sich um. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn sah, das Grau verdunkelte sich sofort. Und in diesem Moment erwachte auch Lucs Libido zu neuem Leben.
Rache. Eine Rache, die unendlich süß schmecken würde.
Luc! Hier in diesem Saal!
Jesse erbebte. Die Menge verschmolz zu einer unkenntlichen Masse, Stimmen und Gelächter schienen zu verstummen. Alles, was Jesse wahrnehmen konnte, war sein Gesicht. Regungslos und überwältigender, als sie es je gesehen hatte. Er wirkte größer, breiter, aber auch härter.
Ihr stockte der Atem, ein Meer an Gefühlen ergriff von ihr Besitz, und sie stand kurz davor, die Kontrolle über sich zu verlieren.
Luc kam auf sie zu, und sie war unfähig, auch nur einen Schritt zu machen. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor, so fest klammerte sie sich an das Champagnerglas. Die Luft schien sich elektrisch aufzuladen, je näher er kam. Doch dann wurde der Bann gebrochen, als eine junge Frau zu ihm trat und sich bei ihm einhakte.
Jesse blinzelte. Die Frau war sehr hübsch, auch wenn ihr Kleid weniger pompös war als die der anderen weiblichen Gäste. Sie hatte langes braunes Haar, das im Licht seidig schimmerte. Und sie musterte Jesse mit unverhohlener Neugier, dennoch wirkte es nicht wirklich unhöflich, eher offen und zutraulich wie ein
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