Heiße Tage auf Hawaii
durchschnei- den, auf der ihr der Kellner soeben Eier und Schinken serviert hatte.
»Also dann guten Appetit.«
»Donald«, rief sie scharf, »wohin gehst du?«
»Fort«, rief ich und winkte ihr quer durch das Frühstückszimmer zu. Bertha blieb brütend zurück.
Ich wußte, sie würde nicht versuchen, mir zu folgen. Eier und Schinken waren schon bezahlt, und Bertha würde sitzen bleiben und essen, selbst wenn in diesem Augenblick eine Feuersbrunst ausbrechen sollte.
Ich ging in eine Telefonzelle und rief Miriam an.
Das Hausmädchen war am Apparat. »Mrs. Woodford ist noch nicht auf«, erklärte es.
»Und was ist mit Miss Radcliff?«
»Sie schläft ebenfalls noch.«
»Dann bestellen Sie bitte den Damen etwas.«
»Ich kann nichts bestellen«, erklärte sie etwas gespreizt. »Die Damen schlafen noch.«
»Dann wecken Sie eben die Damen. Sagen Sie ihnen, Donald Lam sei am Apparat und käme gleich zu ihnen hinüber.«
»Aber die Damen sind doch noch nicht auf!«
»Richten Sie ihnen nur aus, was ich Ihnen aufgetragen habe«, riet ich und legte auf.
Ich ließ den Mädchen zehn Minuten Zeit und ging dann zu Miras Wohnung. Mira ließ mich selbst ein.
»Na, Sie sind mir ja einer. Warum müssen Sie uns schon so früh aus den Federn holen?«
»Es gibt Arbeit, die dringend erledigt werden muß.«
»Kommen Sie herein, Donald. Wir ziehen uns gerade an. Norma ist im Bad.«
Ich ging durch das Wohnzimmer, deutete auf das Bild mit dem dahinter verborgenen Mikrophon und dann auf das Schlafzimmer.
»Kommen Sie einen Augenblick hier herein«, bat Miriam. »Norma hat Ihnen etwas zu erzählen, glaube ich. Norma, bist du schon angezogen?«
Norma rief von innen: »Wer ist es?«
»Donald.«
»Ich stehe noch unter der Dusche.«
»Dann bleib dort noch einen Augenblick«, empfahl Miriam. Sie führte mich ins Schlafzimmer. »Setzen Sie sich, Donald.«
Ich schloß die Tür und sah hinter alle Bilder.
Miriam beobachtete nachdenklich mein Tun.
Als ich meine Untersuchung beendet hatte, sah sie mich fragend an.
Ich schüttelte den Kopf und meinte: »Vermutlich hatte man nur Platz für ein Mikrophon, und das wurde dann im Wohnzimmer versteckt.«
»Schießen Sie los mit Ihren Neuigkeiten«, forderte sie mich auf.
»Gestern abend bin ich dem Mädchen gefolgt. Sie fuhr mit dem Omnibus, wie es sich für brave Hausmädchen gehört. In der King Street aber stieg sie aus. Dort hatte sie einen schicken Chevrolet: geparkt. Mit dem fuhr sie in Richtung Koko Head zu einem kleinen Haus mit Schwimmbassin. Die Adresse ist Nipanuala 922; dort wohnt Jerome C. Bastion.«
»Was hat Mitsui dort getrieben?«
»Sie blieb nur so lange, wie man braucht, um ein paar Tonbänder abzuliefern und neue in Empfang zu nehmen. Dann fuhr sie mit dem Wagen nach Hause. Sie blieb dort bis heute früh, fuhr mit dem Wagen zur King Street, stellte ihn dort ab und kam mit dem Omnibus wie üblich zum Dienst.«
»Dieses heimtückische Biest!« schalt Miriam heftig. »Ich könnte ihr die Augen auskratzen und...«
»Das würde wenig helfen«, dämpfte ich ihre Entrüstung. »Wir müssen uns weiter so verhalten, als wüßten wir von gar nichts.«
»Und wie sollen wir das machen?«
»Ich möchte, daß Sie und Norma jetzt die frechsten Badeanzüge anziehen, die Sie besitzen, und dann gleich nach dem Frühstück zum Strand gehen. Dort werden Sie unter einem Sonnenschirm Stephenson Bicknell finden.«
Einen Augenblick verzog Mira ärgerlich das Gesicht. Ich sah sie fragend an.
Ihre Erklärung ließ nicht lange auf sich warten. »Ich weiß nicht recht, wie ich es begründen soll. Er war Ezras Partner, und in dieser Eigenschaft mochte ich ihn ganz gern. Aber seit er die Verfügung über mein ganzes Geld hat, mag ich ihn nicht mehr.«
»Warum nicht?«
»Ich mag Vormunde nicht. Ich mag auch keine fürsorglichen Beschützer. Ich mag keine Spione und keine Schnüffler, keine Disziplin und keine Konventionen. Ich habe all das noch nie gemocht.«
Norma steckte den Kopf aus dem Badezimmer. »Ist die Luft rein?«
»Donald ist hier.«
Norma sah zu mir herüber. »Guten Morgen, Donald. Was machen Sie denn schon in aller Herrgottsfrühe hier?«
»Nun wollen wir mal zur Sache kommen«, unterbrach ich sie. »Geht jetzt beide zum Strand hinunter, meinetwegen getrennt. Sobald aber Mira auf Bicknell stößt, möchte ich, daß auch Norma dazukommt.«
»Und was soll ich tun?« fragte Norma.
»Nichts als nur anwesend sein, nett aussehen, nett sein. Zeigen Sie ihm Ihre Reize,
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