Heißer als der Wuestenwind
löste, spürte er, dass sie es wollte. Wahrscheinlich würde Zoe das Bett verlassen, sobald er eingeschlafen war. Also musste er schnell ein harmonisches Verhältnis zwischen ihnen schaffen, aber wie sollte er das anstellen, ohne mit ihr zu schlafen?
Nadir sah zur Decke, während er über andere Möglichkeiten nachgrübelte. Er dachte an das, was Zoe gesagt hatte, und verdrehte die Augen. Es war lächerlich, aber vielleicht war es einen Versuch wert. „Es ist Blau.“
„Was ist blau?“, fragte sie.
„Meine Lieblingsfarbe“, erwiderte er brummig. „Ein tiefes Saphirblau. So wie der Himmel über der Wüste, bevor es Nacht wird.“
Schweigen hing über ihnen. „Blau ist auch meine Lieblingsfarbe“, gab sie schließlich widerwillig zu.
„Das dachte ich mir.“ Nadir wusste nicht, ob sie ihm damit einen Gefallen tun wollte oder ob es der Wahrheit entsprach. Aber das war egal, solange sie ein bisschen mehr von ihm kennenlernte. Und morgen würde sie ihn in ihrem Bett akzeptieren, nein, willkommen heißen. Dann würde er seine Frau auf die köstlichste Weise zähmen, ehe er sie fortschickte.
Er schloss die Augen, immer noch erregt, während er Zoes Duft einatmete. Ihre langen Haare flossen über seine Schulter und ihr weicher Körper war an seinen gepresst. Haut an Haut.
Und er konnte nichts tun.
Er hatte nicht erwartet, derart leiden zu müssen, und trotzdem war es sehr viel besser als seine letzte Hochzeitsnacht.
3. Kapitel
Zoe schreckte aus dem Schlaf. Ihr Herz hämmerte, und ihre Muskeln waren so verspannt, dass es wehtat. Sie legte den Kopf schräg, wie ein kleines Tier, das Gefahr witterte. Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster, und sie hörte gedämpftes Murmeln unten aus dem Innenhof. Vorsichtig sah sie zur Seite und betete darum, dass Nadir sie nicht im Schlaf beobachtet hatte. Erleichtert stellte sie fest, dass das Bett leer war.
Sie strich sich die zerzausten Haare aus den Augen und konnte immer noch nicht glauben, dass sie tatsächlich eingeschlafen war. Sicher aus Erschöpfung, wie sie sich einredete, und nicht deshalb, weil sie Nadirs Wort glaubte. Die ganze Nacht hatte sie angespannt in Nadirs Armen gelegen. Es hatte sich nicht nur fremd angefühlt, ihr Bett mit ihm zu teilen, sondern es war auch eine Herausforderung für sie gewesen, ihre Hände bei sich zu behalten. Auf ihr unerklärliche Weise war sie versucht gewesen, Nadirs muskulösen Körper zu erkunden.
Zoe sprang aus dem Bett und ging ins Bad. Im Schrank hingen einige Kleider, und sie griff nach einem senfgelben Kaftan. Als sie im Vorbeigehen einen Blick in den Spiegel warf, der über dem Waschbecken hing, blieb sie ruckartig stehen.
Ach du liebe Güte. Sie fuhr mit den Händen durch ihre völlig zerzausten Haare und starrte auf ihr verschmiertes Make-up. Unter ihrem dünnen Nachthemd zeichnete sich deutlich ihr Körper ab. Sie sah draufgängerisch und sexy aus, als hätte sie eine Nacht voller Ausschweifungen erlebt. Und glaubte man den Gerüchten über Nadirs legendäre Triebhaftigkeit, war es ein Wunder, dass er nicht mit ihr geschlafen hatte.
Warum nicht? Nadir musste etwas vorhaben. Männer sind nun einmal so, entschied sie, als sie sich unter die Dusche stellte. Sie versprechen einem Liebe und Fürsorge, tatsächlich aber benutzen sie einen nur.
Aber diesmal benutzte sie einen Mann, wurde ihr mit dunkler Befriedigung bewusst. Sie nutzte ihren Ehemann zu ihrem Vorteil.
Während das heiße Wasser auf ihren Körper hinunterprasselte, überdachte sie ihren Plan. Ihr war nicht erlaubt zu reisen, außer in Begleitung eines männlichen Verwandten. Dabei war es egal, dass sie über achtzehn war und amerikanische Staatsbürgerin. Aber wenn sie den dritten Tag der Hochzeitszeremonie hinter sich gebracht hatte, würde sie mit Nadir in die Flitterwochen aufbrechen. Und hatte sie erst einmal die Grenzen von Jazaar hinter sich gelassen, konnte sie nach Texas flüchten.
Sie musste herausfinden, wohin die Hochzeitsreise ging. Hoffentlich irgendwo nahe bei Amerika. War sie erst zurück in ihrer richtigen Heimat, konnte sie ihre Ausbildung abschließen und ein Leben nach ihren Vorstellungen führen.
Zoe sah auf ihre Hände mit dem Hennamuster. Natürlich wäre sie immer noch mit dem Scheich verheiratet, wenn sie in Amerika ankam, aber sie könnte die Ehe annullieren lassen, falls Nadir es nicht schon vor ihr tun würde. Er würde ihr nicht nachreisen, denn er hatte die Auswahl unter den Frauen. Für einen Mann wie Nadir war sie
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