Heißer als der Wuestenwind
als Sheika brauchst du etwas Passendes zum Anziehen.“ Missbilligend sah er auf ihren Kaftan.
Es fiel ihr schwer, sich nun als Sheika zu sehen, da sie bis vor wenigen Tagen noch bei ihrem Onkel die Böden geschrubbt hatte. „Im Dorf gibt es nicht so viele Geschäfte.“
„Wir fliegen mit meinem Helikopter nach Omaira.“
Ihr Puls ging schneller. Omaira war die größte Stadt in Jazaar, eine Metropole, die sich mit Marrakesch oder Dubai messen konnte. Es war durchaus möglich, dass es dort eine amerikanische Botschaft gab, wo man ihr Zuflucht gewähren würde, sobald sie das Gebäude betreten hatte.
„Sag mir Bescheid, wenn du so weit bist.“
Ein wenig heftig setzte sie ihre Tasse ab. „Jetzt“, erklärte sie.
Es war keine besonders gute Idee gewesen.
Nadir hatte schnell herausgefunden, dass er Zoe wie ein Adler beobachten musste, als sie Omaira erkundeten. Sie war begeistert von der Stadt und hatte sofort um einen Stadtplan gebeten, obwohl er selbst die verstecktesten Winkel hier kannte. Doch sie bestand auf ihrer Unabhängigkeit und war immer wieder in den dunklen Gässchen verschwunden, kaum hatte er den Kopf von ihr abgewandt.
Die Geschäftigkeit auf dem alten Marktplatz begeisterte sie, und sie erfreute sich an den Gewürzen und Speisen, all den Menschen und Geschäften.
Sie interessierte sich für alles und jeden, außer für ihn. Tatsächlich schien sie enttäuscht, dass er schützend an ihrer Seite war und ihr nicht erlaubte, sich von ihm wegzubewegen.
Wusste Zoe denn nicht, dass eine gute Jazaari-Braut ihre ganze Aufmerksamkeit nur auf ihren Ehemann richtete? Vielleicht sollten sie besser ins Dorf zurückkehren, wo es nicht so viel Ablenkung gab? Oder war es nur Schüchternheit ihrem Mann gegenüber, das sie sich nicht mit ihm beschäftigte?
Nein, das war es nicht. Zoe war stur und ungehorsam, aber niemals verschüchtert. Wenn sie still wurde, brütete sie etwas aus, das wusste er bereits.
Nadir zog ihren Arm unter seinen, als sie wieder zu entwischen drohte. „Hier entlang, Zoe.“
„Ich kann allein gehen“, erwiderte sie. „Du tust gerade so, als müsstest du mich an die Leine legen.“
„Führ mich nicht in Versuchung.“ Zuerst hatte er geglaubt, der Lärm und all die Menschen würden sie überwältigen. Aber diese Möglichkeit hatte er verworfen, nachdem er sie das fünfte Mal aus den Augen verloren hatte. Ihr Orientierungssinn war wohl kaum so schwach ausgeprägt. Vielmehr wurde Nadir das Gefühl nicht los, dass sie versuchte, ihm zu entwischen.
„Da wären wir.“ Er blieb vor dem Eingang eines modernen Gebäudes aus Stahl und Glas stehen.
„Ein Juwelierladen?“
Nadir verkniff sich ein Lächeln. Keine Frau aus Jazaar würde diesen Ausdruck wählen. Paradies, vielleicht Himmel, aber nie einfach nur „Juwelierladen“. „Fayruz ist seit Jahrzehnten der Juwelier der königlichen Familie.“
Zoe war nicht beeindruckt. „Warum sind wir hier?“
„Du brauchst ein paar Dinge.“ Im Morgenlicht war ihm aufgefallen, dass ihre Halsketten und Ohrringe, die sie zur Hochzeit getragen hatte, unecht waren. Es überraschte ihn, dass ihre Familie ihr keinen echten Schmuck mitgegeben hatte, der auch als finanzieller Notgroschen gedacht war.
Sie winkte ab. „Das, was ich habe, reicht mir.“
„Es wirft ein schlechtes Licht auf mich, Zoe, wenn du keinen passenden Schmuck trägst. Also werde ich dir eine Halskette, Ohrringe und vielleicht ein paar Armreife kaufen.“
Eine Grundausstattung, die sie für ihre neue Rolle brauchte. Normalerweise trug eine Sheika die königlichen Juwelen, aber diese Ehe bestand nur auf dem Papier. Sie würde nicht an seiner Seite sein oder mit ihm zusammenleben, aber die Menschen würden wissen, dass sie immer noch unter seinem Schutz stand, wenn sie seinen Schmuck trug.
„Nein, das musst du nicht. Du hast mir sowieso schon zu viel gekauft.“ Sie stöhnte auf. „All diese Kleider.“
Den meisten Frauen gefiel es sehr, neue Kleider zu bekommen, doch Zoe hatte alle Designer-Outfits nur widerwillig anprobiert und ihm erfolglos auszureden versucht, etwas zu kaufen.
„Du brauchst die Kleidung für deine neue Rolle“, rief er ihr in Erinnerung.
„Aber die Sachen waren so teuer. Mit dem Geld hätte ich alle schwangeren Frauen im Dorf mit Arzneimitteln und was sie sonst noch an Hilfsmitteln brauchen versorgen können.“
„Die Frauen brauchen das nicht.“
Zoe war entgeistert. „Soll das ein Scherz sein? Den Frauen im Dorf steht nicht einmal ein
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