Heißer als der Wuestenwind
Respektvoll verbeugte er sich und führte sie in einen feudalen Salon.
Ein Butler? Zoe biss sich auf die Lippe. So würde es für sie noch schwieriger werden, unentdeckt zu entkommen.
Als der nächste Blitz den Himmel zerriss, schmiegte sie sich instinktiv an Nadirs Schulter.
„Der Sturm wird bald vorbei sein“, flüsterte er ihr ins Ohr und hielt sie fest. „Sie dauern nie sehr lange.“
Zoe war sich nicht so sicher, denn der Wind heulte wütend um das Hotel, und Regen peitschte gegen die Fenster. Aber sie würde sich unbeeindruckt geben, denn sie hatte gelernt, niemandem zu zeigen, wie verletzlich sie sein konnte. Deshalb war es ihr peinlich, dass Nadir diesen Moment der Schwäche eben bemerkt hatte, und sie war froh, dass er sie nicht damit aufzog.
Dankbar nahm sie den Tee an, den der Butler anbot, und setzte sich auf ein schmales Ledersofa.
Was war nur los mit ihr? In Texas hatte sie unzählige Stürme erlebt, allerdings war es eine ganze Weile her, seit sie zuletzt einem so heftigen Naturereignis ausgesetzt gewesen war.
Zoe konnte nur hoffen, dass sie, zusammen mit allem anderen, nicht auch noch ihre Nervenstärke verloren hatte. Denn die brauchte sie mehr denn je, wenn sie die Chance auf Freiheit ergreifen wollte.
Kaum war der Butler gegangen, tauchte ein weiterer Blitz den Raum in ein gespenstisches Licht. Sie straffte sich, als ihr die prickelnde Anspannung, die in der Luft hing, bewusst wurde.
Sie war allein mit Nadir, und schaute zu ihm hinüber. Eindringlich sah er sie an, und das nackte Verlangen in seinem Blick ließ sie voller Vorfreude erzittern.
Doch dann wandte sie den Blick ab, denn sie musste ihn abwehren und durfte auf keinen Fall eine Schwangerschaft riskieren, jetzt, da sie ihrem Ziel näher gekommen war.
Dabei wollte sie Nadir gar nicht aus dem Weg gehen, es verlangte sie sogar nach seiner Gesellschaft, seiner Aufmerksamkeit. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie weg musste, ehe sie sich zu sehr auf ihn einließ.
„Man erwartet mich im Büro“, erklärte Nadir mit einem Anflug von Bedauern.
„Ich finde schon etwas, womit ich mir die Zeit vertreiben kann.“ Zoe erhob sich. Sie wollte, dass er ging, und gleichzeitig sollte er bleiben.
„Nicht nötig. Deine Assistentin wird gleich hier sein, um den Tagesplan mit dir durchzugehen.“
„Meine Assistentin?“ Wozu brauchte sie so etwas? Oder war das nur ein anderes Wort für ihre Babysitterin? „Moment mal. Mein Tagesplan?“
„Ja.“ Nadir setzte seine Tasse ab. „Rehana wird mit dir shoppen gehen, danach zum Spa und hinterher macht ihr eine Sightseeingtour.“
Also stimmte es. Die Assistentin diente in Wirklichkeit als ihre Aufpasserin. Das würde all ihre Pläne zerstören. Also musste sie sich schnellstens etwas einfallen lassen, wie sie diese Frau loswerden könnte, ohne Nadir misstrauisch zu machen.
Langsam trat sie zu ihm. „Das ist sehr aufmerksam von dir, aber ich …“
„Und dein Arabischlehrer wird am späteren Nachmittag kommen.“
Entgeistert starrte sie ihn an. „Du hast einen Lehrer für mich engagiert?“
„So wie ich dir gesagt habe.“ Er runzelte die Stirn. „Warum überrascht dich das?“
„Ich …“ Sie hatte angenommen, er würde sich nicht mehr an sein Versprechen erinnern. „Die meisten Männer in meiner Familie sind dagegen, dass Frauen etwas lernen.“
Nadir hob eine Braue. „Und du dachtest, ich teile die Ansichten deines Onkels?“
„Nein. Natürlich nicht.“ Wobei sie wusste, dass Nadir ihre Gedanken erraten hatte. „Der Lehrer ist eine wunderschöne Überraschung. Danke.“
Als Zoe einen Kuss auf seine Wange hauchte, spürte sie, dass seine Kiefermuskeln angespannt waren. Er zwang sich zur Zurückhaltung, obwohl schon ein Kuss für sie beide genügte, um wieder im Bett zu landen.
„Ich sollte jetzt gehen“, sagte er brummig, den Blick auf ihren Mund gerichtet. „Falls du irgendetwas brauchst, sag dem Butler Bescheid. Er ist ständig zu deiner Verfügung.“
Wie es aussah, hatte sie eine ganze Entourage dabei, wenn sie verschwinden wollte. „Ich weiß all das zu schätzen, was du getan hast, Nadir, aber es ist nicht nötig. Denn ich würde mich gerne allein ein wenig umschauen.“
Nadir verengte die Augen. „Du wirst nicht allein gehen.“
Zoe faltete die Hände, um ihren Ärger zu bezwingen, denn sie war klug genug, sich allein durchzuschlagen. „Hier wird Englisch gesprochen. Also komme ich zurecht.“
Nadir schüttelte den Kopf. „Dein Fremdenführer und
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