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Heißer als der Wuestenwind

Heißer als der Wuestenwind

Titel: Heißer als der Wuestenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Carr
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keinen Zugang zu ihrem neuen Personalausweis. Zoe biss sich auf die Unterlippe. Einer von Nadirs zahlreichen Angestellten hatte ihn sicher verwahrt.
    Aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Heute war sie ihrem Ziel schon näher als gestern. Sie würde sich ein wundervolles Leben erschaffen und etwas aus sich machen. Darauf musste sie sich konzentrieren und sich nicht ablenken lassen von der sexuellen Anziehungskraft, die sie und Nadir aufeinander ausübten.
    Als sie die Tür erreichte, begrüßte Zoe den Steward mit einem höflichen Lächeln. Sie wollte gerade über die Schwelle schreiten, als sie abrupt stehenblieb, sich umdrehte und noch einen letzten Blick auf die Wüste von Jazaar warf.
    Sie starrte in die Richtung, wo ihr altes Dorf lag, einige Meilen entfernt. Auch wenn sie es nicht sehen konnte, hatte sie das schreckliche Gefühl, dass dieser Ort ein Teil von ihr bleiben würde. Ob die andere Welt, das neue Leben besser sein würden als das, was sie hinter sich ließ?
    „Es ist wunderschön, nicht wahr?“, sagte Nadir an ihrer Seite, und sie sah, dass sein Blick auf die majestätischen Sanddünen gerichtet war. „Ich bin schon überall auf der Welt gewesen, aber nichts ist damit vergleichbar.“
    Zoe presste die Lippen aufeinander. Sie würde ihm ganz gewiss nicht widersprechen, fragte sich aber, wie sie sich jemandem verbunden fühlen sollte, der ihr Gefängnis bewunderte? Er mochte gute Erinnerungen an dieses Wüstenkönigreich hegen, aber sie wollte alles vergessen, was ihr hier widerfahren war. Und so tun, als hätte dieser Ort nie existiert.
    Jäh wandte sie sich ab und betrat das Flugzeug. Ihr war, als würde sie ein luxuriöses Heim betreten. Die cremefarbenen Ledersitze versprachen den größten Komfort, und die weichen grünen Sofas luden zu einem gemütlichen Plausch bei einem kühlen Drink ein. Die Tür hinten offenbarte einen Blick auf ein elegant eingerichtetes Speisezimmer, und eine gewundene Treppe führte auf eine weitere Ebene. Noch nie hatte sie etwas Vergleichbares gesehen.
    Es überraschte sie auch, einige Männer in Geschäftsanzügen hier zu entdecken, die an ihren Laptops arbeiteten und leise in ihre Handys sprachen.
    „Dies sind einige meiner Angestellten, die an der Verhandlungsstrategie arbeiten“, erklärte Nadir, nachdem er den Steward begrüßt hatte. „Ich stelle dich vor, sobald wir in der Luft sind.“
    Zoe nickte und ging zu einem Ledersitz hinten. Vielleicht war es ihr zur Gewohnheit geworden, sich in die hinterste Ecke zu verkriechen, aber sie wollte das hart arbeitende Team auch nicht stören. Sie setzte sich und nahm ihren E-Reader aus der Handtasche, begierig darauf, eine neue Geschichte zu lesen. Trotzdem ging ihr Blick noch einmal zum Fenster, und sie saß reglos da und betrachtete den Himmel, der in leuchtend flammenden Farben den Sonnenuntergang ankündigte.
    „Warum sitzt du so weit hinten?“ Nadir hatte neben ihr Platz genommen.
    „Ich wollte dich nicht bei deinen Geschäften stören.“ Sie spürte, dass das Flugzeug sich in Bewegung setzte und sah zu Nadir, der gerade seinen Sicherheitsgurt festmachte. „Du musst mich nicht unterhalten. Ich habe meinen E-Reader.“
    Das Flugzeug nahm Fahrt auf. Jetzt war es so weit. Sie war im Begriff, Jazaar zu verlassen. Ihr Herz schlug schneller, und sie krampfte die Finger um den Sicherheitsgurt.
    „Fliegst du nicht gerne?“ Nadir griff nach ihrer Hand und hielt sie umschlungen.
    Nein, das war es nicht. Nach sechs Jahren Planen und Beten verließ sie Jazaar. Es war zu schön, um wahr zu sein. Als das Flugzeug sich in die Luft erhob, schloss Zoe überwältigt die Augen und umfasste Nadirs Hand. Sie war frei. Endlich frei.
    Doch sie bemühte sich um Haltung, denn Nadir sollte nicht mitbekommen, wie wichtig dieser Flug für sie war. Langsam öffnete sie die Augen wieder und sah aus dem Fenster, während sie Luft holte. Glühend rot ging die Sonne über den Dünen unter.
    „Du schaust ständig zurück“, überlegte Nadir. „Hast du schon Heimweh?“
    Seit sechs Jahren schon hatte sie so starkes Heimweh, dass sie fast daran erstickt wäre. „Ich empfinde nicht die gleiche Zuneigung für Jazaar wie du“, sagte sie heiser und entzog ihm ihre Hand. „Wäre ich ein mächtiger Scheich, hätte ich vielleicht auch Heimweh nach dem Ort, wo ich an höchster Stelle stehe.“
    „Vielleicht siehst du es anders, jetzt, da du eine Sheika bist.“
    Wohl kaum. Ein Käfig blieb ein Käfig, auch wenn er aus purem Gold war.

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