Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
hinein. Deine Verärgerung entbehrt jeder Grundlage.«
Er schnellte herum und herrschte sie an: »Von wegen Verärgerung! Ich hätte nicht übel Lust, dich umzubringen.« Er riss das Laken vom Bett, schlang es sich um die Hüften und knotete es ungeschickt zu.
Sie sprang aus dem Bett. War ihr doch egal, ob sie nackt war! Sie funkelte ihn an: »Und weshalb?«
»Weshalb? Weshalb? « Er brüllte schon wieder. »Du kompromittierst mich. Und stellst mich bloß, deshalb . Nur ein dahergelaufenes Flittchen steigt mit einem wildfremden Mann ins Bett, den sie kaum kennt, noch dazu, wo der sie in keiner Weise dazu ermutigt hat.«
Ohne nachzudenken holte sie mit dem Arm aus, und ihre Handfläche landete mit einem dumpfen Knall auf seiner Wange. In diesem Moment ging hinter ihnen die Tür auf. »Ist irgendwas nicht in Or…?« Die besorgte Frage erstarb auf Celias Lippen. Ihre Augen schossen von ihrer splitternackten Tochter, die über dem Bett hing, als müsste sie sich jeden Augenblick übergeben, zu dem empörten Geistlichen, der lediglich ein Laken um seine Blößen gewickelt hatte und auf dessen Wange sich Shays feuerroter Handabdruck malte. Celia japste nach Luft und presste ihre zitternden Finger auf ihre kalkweißen Lippen.
Ian lief zu Shay. Er riss die Decke vom Bett und wickelte sie darin ein. Dabei waren seine starken Arme eine ungeheuer große Versuchung für ihren schutzsuchenden Körper und ihr verkatertes Hirn. Obwohl er sie mit seiner Bezeichnung »Flittchen« mächtig getroffen hatte, sackte sie an seine Brust. Und um die Balance nicht zu verlieren, grabschte sie kurzerhand nach dem Laken, das er um seine Taille geknotet trug.
In diesem Augenblick tauchte John im Türrahmen auf. Er zog sich in aller Eile den Bademantel über den Schlafanzug. Und betrachtete in sprachloser Verblüffung die Szene, die sich da vor ihm abspielte.
»Dad …«, begann Ian.
»Junge, wie konntest du nur?«
»Seid doch bitte nicht so laut«, murmelte Shay weinerlich.
»Ich hab nichts gemacht«, verteidigte sich Ian. »Sie war das.« Er stieß Shay von sich, und als sie schwankend zurückstolperte, drückte er sie unsanft auf den Bettrand. Die jähe Berührung jagte ihr einen stechenden Schmerz durch das Rückgrat, hinter ihren Augäpfeln explodierten weißglühende Blitze. Sie stöhnte qualvoll auf. »Sie lag heute Morgen neben mir, als ich aufwachte.«
Celia unterdrückte ein Schluchzen und vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Celia, ich schwöre es dir«, betonte Ian, »ich hab wirklich nichts mit deiner Tochter gehabt.«
Seine Worte sickerten mit schmerzlicher Deutlichkeit in Shays Brummschädel. Sie schleuderte zornig ihre zerwühlte Mähne zurück. »Aber bestimmt nicht, weil du nicht wolltest, Reverend.« Sie sprang auf. »Gib es doch endlich zu: Du hast mich geküsst!« Sie hielt inne und schluckte hektisch, ihr war mit einem Mal irrsinnig schwindlig.
Der Raum schien sich vor ihren Augen zu drehen. Ian heftete seinen anklagenden Blick auf sie. »Deine Hände waren überall auf meinem Körper. Deine Lippen …« Während sie erneut nach Worten suchte, um ihm mit schonungsloser Deutlichkeit klarzumachen, was sie von ihm hielt, wurde ihr schlagartig speiübel. Shay kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, bis sie endlich das Bad erreichte und in heller Verzweiflung die Tür hinter sich zuwarf.
Ziemlich blass um die Nase stakste sie zittrig nach unten. Ihre Knie waren weich wie Pudding. Ihre Schläfen dröhnten zwar weiterhin wie ein Ghettoblaster, trotzdem war ihr Kopf wie leergefegt. Sie hatte nicht die Spur einer Ahnung, was sie in der Küche erwarten würde. Die glühende Debatte in Ians Zimmer war noch eine ganze Weile in einer Lautstärke hin und her gegangen, dass sie vom Bad aus alles mitbekommen hatte. Nachdem die Wogen sich wohl etwas geglättet hatten, hatte ihre Mutter an die Badezimmertür geklopft.
»Brauchst du Hilfe, Shay?«, hatte sie sich erkundigt.
»Nein.«
Celia hatte es dabei belassen. Nachdem sie sich das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen, die Zähne geputzt und die Haare mit einer Spange zurückgesteckt hatte, war Shay in ihrem Zimmer verschwunden, um sich anzuziehen. Dabei hatte sie mitbekommen, wie die anderen nacheinander nach unten gegangen waren.
Bei Tageslicht betrachtet und wieder halbwegs fit im Oberstübchen, räumte sie ein, dass sie sich kindisch und verantwortungslos benommen hatte. Sie konnte es Ian nicht verdenken, dass er dermaßen ausgerastet war. Immerhin war er Geistlicher,
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