Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
Keramikgeschirr und Edelstahlbesteck. Zudem war sie eine ausgezeichnete Köchin.Als Witwe hatte sie viele Jahre lang einen Einpersonenhaushalt geführt, aber jetzt war sie wieder in ihrem Element. Shay nickte ihrer Mutter anerkennend lächelnd zu.
Nach einem kurzen Tischgebet, das Ian auf Wunsch seines Vaters sprach, ließen sie es sich schmecken. Eigentlich hätte Shay das Essen in vollen Zügen genossen. Was ihr gründlich den Appetit verschlug, waren indes Ians düstere vernichtende Blicke, mit denen er sie gnadenlos über die mit blütenweißem Leinen eingedeckte Tafel hinweg bombardierte. John, in jeder Beziehung ein Herr alter Schule, schaffte es zum Glück immer wieder, das stockende Gespräch mit neuen Diskussionsbeiträgen in Gang zu halten.
»Deine Mutter erzählte mir, dass du in einer Kunstgalerie arbeitest, Shay«, erkundigte er sich höflich.
»Ja, das stimmt.« Sie betupfte sich die Lippen mit einer Serviette und schob ihren Teller beiseite, auf dem noch ein Rest Erdbeertorte lag. »Wir sprechen einen Kundenkreis an, der stilvolle Objekte sucht, dabei aber trotzdem aufs Portemonnaie schaut. Unsere Galerie vertritt viele junge, hoch ambitionierte Künstler.«
»Dann verstehst du sicher ein bisschen was von der Materie.« John beugte sich vor und zündete sich an einer der Kerzen eine würzig duftende Zigarre an.
»Das kann man wohl sagen.« Shay lachte glockenhell. »Die meiste Zeit treibe ich mich allerdings in den Studios von Künstlern und Fotografen herum.«
»Oh? Und was machst du da so?«
»Sie arbeitet mit den Topleuten der Branche zusammen«, warf Celia nervös ein. »Sie ist … Man reißt sich um Shay … weil ihr …« Sie stockte und hüstelte verlegen.
Shays Blick glitt über den Tisch zu Ian, der einen Ellbogen auf die Stuhllehne stemmte und das Kinn in der Hand abstützte. Das Kerzenlicht zauberte silberne Sterne auf seine schwarzen Haare, die immer ein wenig nachlässig zerzaust wirkten. Seine schläfrig blauen Augen bohrten Löcher in die Luft, so als fiele er vor Langeweile gleich ins Koma.
Shay warf trotzig den Kopf zurück, fest entschlossen, ihn mit ein paar brisanten Details aus seinem lethargischen Dämmerzustand zu reißen. »Lass mich das mal machen, Mom. Nachher beißt du dir vor Verlegenheit noch die Zunge ab. Wisst ihr, sie scheut sich nämlich davor, es offen auszusprechen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich als Model arbeite. Genauer gesagt als Aktmodell.« Sie machte eine dramatische Pause, bevor sie die Bombe platzen ließ. »Ich posiere nämlich für Nacktaufnahmen.«
Sie drehte sich zu dem gut aussehenden Mann um, der sie missbilligend fixierte, und quittierte seine konsternierte Miene mit einem triumphierenden Grinsen. Na also, geht doch. An dieser pikanten Enthüllung hatte der selbst ernannte Moralapostel wohl offenbar zu knabbern.
Er zuckte jedoch mit keiner Wimper, als er ihren provokanten Blick auffing. Mit unbewegter Miene murmelte er leise: »Dass Ihre Mutter diesbezüglich Vorbehalte hat, vermag ich gut nachzuvollziehen. Ich bin nämlich Geistlicher.«
Kapitel 2
S hay starrte Ian sekundenlang entgeistert an. Schließlich riss sie den Blick von ihm los und schaute fragend zu ihrer Mutter.
»Ich … ich dachte, ich hätte erwähnt, dass Ian uns getraut hat«, wisperte Celia matt.
Schlagartig brannten Shays Wangen wie Feuer, ihr Puls rauschte dumpf in ihren Ohren. Grundgütiger, war ihr das alles peinlich! Am liebsten wäre sie vor Scham im Erdboden versunken. »Nein«, krächzte sie. »Nein, du erwähntest mit keinem Wort, dass Ian Geistlicher ist.«
Was hatte sie gerade brühwarm vor ihrem Stiefbruder ausgeplaudert? Konnte sie nicht ein Mal, nur ein einziges Mal ihre vorlaute Klappe halten? Was hatte sie bloß getan?! Heiliger Strohsack, der Mann war Theologe! Darauf hätte sie nie getippt. Trugen die nicht irgendwelche langen flatternden Wallegewänder oder zumindest einen konservativen schwarzen Anzug, steif gestärkte weiße Kragen und ein Kreuz um den Hals oder einen Heiligenschein auf dem Kopf? Es war nicht fair, dass er als ganz normal Sterblicher getarnt hier herumgeisterte. Und quasi inkognito darauf lauerte, irgendeine arme irregeleitete Seele bei einer Verfehlung zu ertappen.
Scham und Schuldgefühle wichen zunehmend Groll. Er hatte sie ganz bewusst an der Nase herumführen wollen, schloss Shay brüskiert. Und sie war ihm voll auf den Leim gegangen. Sie überlegte krampfhaft. Ihm vor versammelter Mannschaft den Marsch zu
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