Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
Stapel Teller auf einmal ins Spülbecken gleiten. Heißes Seifenwasser spritzte hoch und auf ihre Bluse. Sie wirbelte wütend zu ihm herum. »Ich hab bestimmt nicht versucht, Sie anzumachen!«
»Ach nein? Dann laufen Sie also nur so zum Spaß ohne BH durch die Gegend?«
»Sie haben es erfasst. Das ist allemal bequemer als diese lächerlich einengenden Fummel, die alles zusammenquetschen, was frau so zu bieten hat.« Sie wischte ihre Entrüstung beiseite, schüttelte ihre Locken zurück. Lehnte sich mit provozierend eingeknickter Hüfte an den Küchentresen und musterte ihn unter lasziv gesenkten, dicht bewimperten Lidern. »Schau mal einer an, was Ihnen so alles auffällt. Und das, obwohl Ihr Blick doch eigentlich dauernd gen Himmel gerichtet sein müsste.«
Seine blauen Augen glitten über ihren Körper, und Shay überlief ein erotisierendes Prickeln. Als er ihren entrückten Blick auffing, zuckte er wegwerfend mit den Schultern. »Ich bin schließlich nicht blind.« Mit Kehrschaufel und Handbesen bewaffnet bückte er sich und fegte seelenruhig weiter. Wütend schnellte Shay zum Spülbecken herum.
»Ausgerechnet Sie haben es nötig! Was bilden Sie sich eigentlich ein?«, fauchte sie. »Sie kritisieren an meiner Kleidung herum, dabei hab ich ehrlich gesagt noch keinen Geistlichen gesehen, der so leger angezogen war wie Sie.« In Freizeithose und Oxfordshirt mutete er eher wie ein ausgepowerter Banker von der Wall Street an, der sich in Connecticut ein entspannendes Wochenende gönnte. »Sie sehen kein bisschen aus wie ein Geistlicher!«
Mit einem amüsierten Grinsen schob Ian den zusammengekehrten Abfall in den Mülleimer. »Wie haben die denn Ihrer Ansicht nach auszusehen?«
»Also, bestimmt nicht so wie Sie«, beharrte sie eigensinnig. Auf alle Fälle älter und unscheinbarer, überlegte sie. Mit gütigen, väterlichen Zügen, schlohweißem Schopf und – na ja – einer Nickelbrille auf der Nase. Jedenfalls nicht mit kohlschwarzen Haaren, seidig schimmernd, dass es ihr in den Fingern juckte, sie zu streicheln. Und irisierend blauen Augen, dass einem schwindlig werden konnte. Blicke, die einen splitternackt auszuziehen schienen. Außerdem gehörte es verboten, dass Geistliche einen dermaßen unverschämten Superbody hatten. Schlank, trainiert, braun gebrannt, mit weichem, dunklem Haarflaum, schwärmte sie insgeheim.
Ian nahm sich ein Geschirrtuch und begann mit dem Abtrocknen. Für eine lange Weile schwiegen sie. Bis auf das Klappern des Geschirrs war es still im Haus.
»Wo sind unsere Eltern abgeblieben?«, fragte Shay schließlich.
Wenn er nicht gerade den prüden Moralisten heraushängen ließ, war sein Lächeln atemberaubend. »Sie machen einen Spaziergang, angeblich um sich das Abendessen abzutrainieren. Ich tippe eher darauf, dass sie ungestört herumturteln wollen.«
»Wieso sind sie nicht einfach nach oben gegangen?«
»Das wäre ihnen in unserem Beisein sicher peinlich gewesen.«
Shay lachte hell auf. »Ich hab echt Probleme damit, mir Mom als frisch verliebte Braut vorzustellen.«
»Verständlich. Kinder weisen den Gedanken meist weit von sich, dass ihre Eltern auch ein Sexualleben haben.«
»Und Sie?« Sie fixierte ihn mit leicht geneigtem Kopf und schob sich eine gelockte Strähne hinters Ohr.
Eine längere Pause schloss sich an. »Was ist mit mir?«, fragte er schließlich dumpf.
»Haben Sie ein Problem damit, dass Ihr Vater meine Mom geheiratet hat? Ich meine, Sie haben eben sehr liebevoll von Ihrer verstorbenen Mutter gesprochen und mir von Ihrer gemeinsamen Zeit zu dritt vorgeschwärmt.«
Er warf sich das Trockentuch über die Schulter und stellte vorsichtig den frischen Stapel Teller in den Schrank. »Dad liebte meine Mutter sehr.Wie Celia mir enthüllte, war die Beziehung mit Ihrem Vater nicht minder harmonisch. Und rein statistisch gesehen tendieren die hinterbliebenen Partner aus glücklichen Ehen eher dazu, sich erneut zu binden. Was Celia und mein Vater füreinander empfinden, tangiert ihre jeweils erste Ehe in keiner Weise. Sie sind reifer geworden, ihre Gefühle völlig andere.«
Shay sann darüber nach. »Mir ist John sehr sympathisch, nicht zuletzt, weil er meine Mutter wahnsinnig glücklich macht. Sie wirkt relaxed und viel ausgeglichener als früher – das hätte ich echt nie für möglich gehalten.«
»Sie mögen ihn? Und sehen ihn nicht als störenden Eindringling, der mit Macht versucht, den Platz Ihres Vaters einzunehmen?«
»Eins muss man Ihnen lassen. Sie sind
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