Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
blasen war nicht drin. Das konnte sie ihrer armen Mom nicht antun. Stattdessen fixierte sie Ian mit einem hinreißend bezaubernden Lächeln und meinte zuckersüß: »Ich hoffe, mein Nebenjob schockiert Sie nicht allzu sehr, Reverend Douglas.«
Er trank bedachtsam einen Schluck Kaffee. »Lassen Sie sich deswegen mal keine grauen Haare wachsen. Sie können mich gar nicht schockieren.«
Aha, der Herr blieb weiterhin beim förmlich distanzierten »Sie«. Shay hörte die unterschwellige Verärgerung aus seiner Stimme heraus und presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Bevor sie zu einer gepfefferten Retourkutsche ausholen konnte, schaltete Celia sich ein.
»Ich möchte nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Shay posiert nicht etwa für Männermagazine oder Pornos oder dergleichen.« Ihre Mom lachte nervös.
»Hör auf, mich auch noch vor ihm zu verteidigen«, knirschte Shay. Sie hätte Ian mit bloßen Händen erwürgen mögen.
»Das liegt mir wahrhaftig fern, Shay, Liebes«, erwiderte ihre Mutter diplomatisch. »Ich versuche doch bloß, kurz zu umreißen, was du beruflich machst.« Sie konzentrierte sich auf ihren Mann. »Shay wird von den renommiertesten Künstlern gebucht – Fotografen, Maler und Bildhauer. Sie sitzt ausschließlich für niveauvolle Kunst Modell.«
Shay hasste es, wenn ihre Mutter diesen nachsichtigverständigen Tonfall anschlug. »Ach, Himmel noch mal«, fauchte sie und sprang auf. Woraufhin ihr Stuhl mit einem kratzenden Geräusch über das Parkett schabte. »Ich kümmere mich jetzt um den Abwasch. Meinetwegen könnt ihr drei inzwischen für meine abtrünnige Seele beten.« Mit diesen Worten stürmte sie in die Küche.
Sie ließ Spülwasser ein und steckte sich in Ermangelung einer Küchenschürze ein Geschirrtuch in den Rockbund. Als hinter ihr die Küchentür aufschwang, drehte sie sich nicht um, sondern schrubbte akribisch die Kochtöpfe. Sie hatte absolut keine Lust auf eine weitere Verhaltensdebatte mit ihrer Mutter. In ihrem Rücken ertönte eine leise vertraute Männerstimme, und sie versteifte sich verblüfft.
»Kommen Sie, ich helfe Ihnen.«
»Nicht nötig«, antwortete sie patzig, bemüht, ihr plötzliches Herzflattern zu ignorieren. »Wieso hat Ihr Vater nicht gleich eine Spülmaschine mit bestellt, als er die Küche kaufte?«, schob sie nach, um ihre Nervosität zu überspielen. Keine Frage, sie war nervös. Auch wenn sie nach außen hin die personifizierte Coolness simulierte, waren ihr die freimütigen Enthüllungen, die sie vor Ian Douglas gemacht hatte, im Nachhinein hochnotpeinlich.
Lachend schob er ein Tablett mit schmutzigem Geschirr auf die Arbeitsfläche. »Weil er und meine Mom so gern zusammen den Abwasch machten, glaub ich. Nach dem Abendessen verdrückten sie sich stundenlang in die Küche, wo sie plauderten und lachten. Als Kind war ich manchmal regelrecht eifersüchtig auf die beiden.«
»Sind Sie Einzelkind?«, erkundigte Shay sich neugierig und durch seine einlenkende Art in ihrem Groll besänftigt.
»Ja.«
»Ich auch. Einzelkinder sind schnell eifersüchtig, wenn ihre Eltern solch seltene Momente privater Vertrautheit genießen. Vermutlich fühlen sie sich ausgegrenzt, weil sie an diesem besonderen Glücksempfinden nicht teilhaben dürfen.«
»Sprechen Sie aus eigener Erfahrung?«
Sie sah vom Spülbecken auf, warf ihm einen verdrossenen Blick zu und traf auf seine teilnahmsvolle Miene. »Hm, schätze mal, ja«, räumte sie schließlich ein, bevor sie sich wieder dem Geschirr zuwandte. Er steuerte abermals in Richtung Esszimmer. Als er zurückkehrte, fragte sie wie aus der Pistole geschossen: »Wieso haben Sie eigentlich nicht gleich gesagt, dass Sie Geistlicher sind?« Die Frage brannte ihr auf den Lippen. »Dann hätte ich mich bestimmt nicht so bescheuert benommen.«
Er grinste entwaffnend. »Es hat sich einfach nicht ergeben«, erwiderte er, während er mit einem altmodischen Reisigbesen die Küche fegte. »Wann hätte ich Ihrer Meinung nach damit herausrücken sollen? Als ich im Adamskostüm in der Dusche stand? Oder hätte ich mir ein Warnschild um den Hals binden sollen: ›Vorsicht, Geistlicher hört mit!‹?«
Er zog sie gnadenlos auf, und Shay kam die Galle hoch. »Sie hätten mir heute Nachmittag reinen Wein einschenken können. Immerhin haben wir uns lange genug unterhalten.«
»Stimmt. Aber mit diesem schonungslosen Bekenntnis hätte ich es Ihnen gründlich vermiest, mich anzumachen.«
Empört ließ sie einen ganzen
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