Heißer Engel
ihm und bemühte sich, sein Lächeln zu verstecken. Seit sie ihn kennengelernt hatte, hatte Angel ihn noch nie so oft an einem Tag lächeln sehen. Sie kehrten mit mehreren Kartons und unterschiedlichen Sorten Wegwerfwindeln zurück. Angel hätte weinen können. Stoffwindeln zu verwenden war so anstrengend gewesen und hatte so viel zusätzliche Arbeit bedeutet, doch angesichts der Kosten waren Einmalwindeln nicht infrage gekommen.
Während sie die Sachen hereintrugen, erklärte Derek: “Die Frau in dem Geschäft hat mir gesagt, dass einige Kinder allergisch auf bestimmte Sorten reagieren. Du kannst mir dann ja sagen, welche Windel die beste ist, und dann hole ich noch mehr davon. Aber das sollte fürs Erste reichen.”
Er stellte die Kartons ins Wohnzimmer – gestapelt zu einer beeindruckenden Wand aus Kisten. Dann schlich er auf Zehenspitzen in Graysons Zimmer, wo sie ihn nicht sehen konnte. Das Apartment war winzig. Es gab lediglich zwei kleine Schlafzimmer, ein Bad in der Größe eines Wandschrankes und den offenen Wohn- und Küchenbereich, abgetrennt durch eine halbhohe Wand, hinter der der Kühlschrank stand. Angel kochte innerlich. Und ihre Wut wuchs noch, als Derek mit einem fast vollen Windeleimer zurückkehrte. “Wo willst du damit hin?”
“Zum Müllcontainer.” Er verzog das Gesicht und wandte sich ab. “Ich habe die sauberen Stoffwindeln liegen lassen, falls du sie noch als Staubtücher oder so benutzen möchtest.”
Sie wollte aufstehen, doch er war schon wieder verschwunden. Frustriert ließ sie sich in die Kissen zurückfallen.
Als er und Mick die letzten Kisten und Kartons hereingetragen hatten, hatte Angel volle Schränke, einen gut gefüllten Kühlschrank nebst Gefrierfach sowie ein Badezimmer, das praktisch überquoll vor Pflegeprodukten – und außerdem einen wunden Hals vom vielen Protestieren, das Derek jedoch geflissentlich überhört hatte.
Sie hatte nun nicht nur die wesentlichen Dinge, sondern auch Luxusartikel, die sie sich in letzter Zeit nicht hatte leisten können. Hatte Mick Derek erzählt, dass sie es vermisste, sich Pflegekuren ins Haar einzumassieren oder Gesichtsmasken aufzulegen? Dass ihr cremige Lotionen und duftende Badeöle fehlten? Oder war er von allein darauf gekommen? Sie würde ihn nicht fragen. Er würde es einfach wieder mitnehmen müssen; sie wollte sich nicht kaufen lassen. Materielle Dinge waren es nicht, die sie von ihm wollte oder brauchte.
Mick ließ die letzte prall gefüllte Tüte hinter das Sofa fallen und richtete sich auf. “Ich muss los. Ich muss in einer Viertelstunde bei der Arbeit sein.”
Derek kam herein und reichte ihm eine der neu gekauften eisgekühlten Dosen Sodawasser. In der anderen Hand hielt er seine eigene Dose. Ein weiterer Luxus, den sie sich verwehrt hatte. Sie hatte Milch, Wasser, Tee und aus gesundheitlichen Gründen Fruchtsaft im Haus gehabt. Das Soda sah so verführerisch aus, dass ihr das Wasser im Mund zusammenlief.
Derek lehnte sich mit der Hüfte gegen die Rückseite der Couch, ganz in die Nähe ihres Kopfes. Angel vergaß das Soda und rutschte von ihm ab. Derek zwinkerte ihr zu. Er wusste sehr wohl, dass sie ihn nicht so nah bei sich haben wollte. Dann wandte er sich an Mick. “Wo arbeitest du?”
“Ein paar Tage die Woche in der Autowerkstatt an der Ecke. An den Wochenenden im
Fancy Lady
. Das ist eine Bar in der Gegend. Ich bin dort Tellerwäscher.”
Mick hatte sein Kinn beinahe trotzig vorgeschoben. Mit seiner störrischen Miene forderte er Derek förmlich heraus, eine abfällige Bemerkung darüber zu machen. Doch stattdessen war Derek nachdenklich. “Bist du nicht noch ein bisschen zu jung, um an einem solchen Ort zu arbeiten?”
“Ich sehe alt genug aus. Niemand hat je gefragt.”
“Das glaube ich.” Wieder streckte er die Hand aus. “Ich danke dir für deine Hilfe heute, Mick.”
“Überhaupt kein Problem.”
“Falls du irgendwann Lust haben solltest, nur
einen
Job zu machen, der auch noch anständig bezahlt wird, sag Bescheid. Ich habe da einen Freund, der gerade jemanden sucht.”
Mick kniff ganz leicht die Augen zusammen und sah Derek argwöhnisch an. Ihm war nie etwas geschenkt worden, und wenn ihm etwas Gutes passierte, hatte er grundsätzlich erst einmal Zweifel – und das aus gutem Grund. “Und was soll derjenige tun?”
“Verschiedene Dinge. Putzen, Telefondienst, Besorgungen erledigen. Die Zeiten sind flexibel, aber die Bezahlung ist gut.”
Ein langes Schweigen entstand, während
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