Heißer Engel
tröstete sie, als wäre sie ganz furchtbar schlecht und ungerecht behandelt worden. Dane rollte mit den Augen und begann dann mit der Planung.
“Alec, könntest du mit Mick zur Wohnung fahren und holen, was auch immer Angel und Grayson noch gebrauchen könnten?”
Alec nickte, und Angel bemerkte den kleinen Blick, den die beiden wechselten. Sie wollte gerade widersprechen, aber es machte Mick offenbar so froh, unter diesem Vorwand mit Alec zusammen sein zu können, dass Angel ihn nicht enttäuschen wollte, indem sie Danes Befehl ablehnte.
Dann reichte Dane Alec eine Kreditkarte. “Und fahrt beim Supermarkt vorbei, um zu besorgen, was auch immer ersetzt werden muss.”
Wütend funkelte Angel ihn an. Es war an der Zeit, sich auch gegen Dane zu behaupten. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm in die Augen blicken zu können und flüsterte: “Treib es nicht auf die Spitze.”
Er lächelte kurz, doch im nächsten Moment war dieses Zeichen der Belustigung wieder verschwunden. “Äh, hast du einen besseren Vorschlag?”
“Nein. Aber du überrumpelst mich total, und das mag ich nicht. Hör auf, mich so zu behandeln, als könnte ich keine eigenen Entscheidungen treffen.”
“Habe ich das getan?” Seine Worte klangen leise, vertraut. Die andächtigen Gesichter seiner Familie beachtete er gar nicht.
“Ja, und das gefällt mir nicht.” Sie bemühte sich, entschlossen zu klingen und nicht sosehr beeinflusst von seinen zärtlichen Blicken.
“Ich versuche, mich zu bessern.” Sie zweifelte daran, wie ehrlich er das meinte, doch unvermittelt küsste er sie – vor den Augen seiner Familie. “Es wird allerdings nicht leicht, Süße. Ich kümmere mich nämlich gern um dich.”
Verwirrt fragte Angel sich, ob der Kuss Teil seines Plans war, die Familie davon zu überzeugen, dass sie freiwillig heirateten und nicht, weil sie es mussten. Bevor sie ihre Gedanken allerdings sortiert hatte, übernahm Dane wieder die Führung und regelte alles so, wie er es wollte.
Innerhalb einer Stunde hatten sie es sich in seinem Haus bequem gemacht. Es war eine weitläufige Ranch mitten im Nirgendwo mit einer rundum laufenden Veranda und unzähligen Fenstern. Sie befand sich ungefähr vierhundert Meter von der Straße entfernt und war umgeben von sanft geschwungenen Hügeln und riesigen Bäumen.
Zuerst war Angel angesichts der Einsamkeit des Hauses erschaudert. Eines war sicher: Ihr Leben würde sich von nun an unwiderruflich ändern. Aber das galt für so viele Ereignisse der vergangenen Zeit: die Begegnung mit Derek, die Kündigung, der Autounfall. Graysons Geburt. Schon allein wegen des Babys konnte sie ihre unglückselige Beziehung mit Derek nicht bereuen.
Und wenn ich Derek nicht getroffen hätte, dann hätte ich auch Dane niemals kennengelernt
.
Der Gedanke erschütterte sie, und endlich stellte sie sich ihren eigenen Empfindungen. In der letzten Zeit war sie so damit beschäftigt gewesen, zu überleben und einen Tag nach dem anderen zu überstehen, dass sie fast vergessen hatte, wie wertvoll das Leben sein konnte. Nicht einen Moment hatte sie daran gedacht, dass Derek tot sein könnte. Und wenn es Dane gewesen wäre? Wenn der Mörder
sie
schließlich doch noch erwischt hätte?
Das Leben war zu kurz, um nachtragend zu sein oder sich Chancen entgehen zu lassen. Die furchtbare Tatsache, dass Derek tot war, wurde ihr erst langsam bewusst, und wieder begann sie, am ganzen Leib zu zittern. Wenn sie ihre Kränkung beiseite schob, konnte sie Danes Verhalten ihr gegenüber verstehen. Er war nicht so gewissenlos gewesen wie Derek, sondern vielmehr davon getrieben, den Mörder zu finden.
Angel war entschlossen, ihm bei seinen Bemühungen behilflich zu sein.
Ohne besonderes Interesse sah sie sich im Haus um. Es war offen und luftig, die Farben leuchtend und hell. Doch offensichtlich war es von einem Profi eingerichtet worden und wirkte unpersönlich auf Angel. Eigentlich passte es nicht zu Dane.
Sie stillte Grayson, während Dane ihr zahllose Fragen stellte und sie ihr Bestes tat, um sie zu seiner Zufriedenheit zu beantworten. Dane war nervös und lief um sie herum, während er herauszufinden versuchte, wann der Unfall passiert war und wann genau die Telefonanrufe begonnen hatten. Angel hatte Derek zum letzten Mal aufgesucht, als sie im sechsten Monat schwanger gewesen war. Er hatte sie abgewiesen. Kurz darauf war er ums Leben gekommen. Zwei Monate später war ihr eigener Wagen von der Straße gedrängt worden und bei ihr
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