Heisser Fruehling in Alaska
sie sich als festen Bestandteil ihrer Zukunft vorstellen konnte. Daß er das genaue Gegenteil all dessen war, was sie sich je bei einem Mann gewünscht hatte, spielte plötzlich keine Rolle mehr.
Als Hawk ihr die Tür zum Gemeindesaal aufhielt, warf
Sydney ihm einen verstohle nen Blick zu. Falls er ähnliche Gedanken wie sie hegte, war es ihm nicht anzusehen.
Tatsächlich hatte er sie seit Beginn der Trauung kaum beachtet.
Sydney zwang sich zu einem Lächeln. Sie wollte mit ihm schlafen, aber ihn nicht heiraten. Es gab nichts auf dieser Welt, was sie mit ihm verband außer tiefer Leidenschaft, und sie tat gut daran, das nicht zu vergessen.
Später, als einige Männer zu ihnen herüberkamen, fiel ihr auf, daß Hawk sie als seine Freundin vorstellte und nicht als Gast. "Sie wollen das Terrain sondieren", bemerkte er lächelnd.
"Wozu?"
"Für den Tanz, der gegen zehn beginnen wird. All diese Männer wollen sichergehen, daß sie eine Chance bei den unverheirateten Frauen haben."
Sydney legte eine Hand auf seinen Arm. "Glaubst du, daß ich mit ihnen tanzen muß?"
Hawk schüttelte den Kopf. "Nein. Wir bleiben nicht so lange.
Es geht hier etwas wüster zu, wenn die Musik beginnt. Und ich will mich nicht den ganzen Abend prügeln müssen, um dich vor anderen Männern zu beschützen."
Sydney wunderte sich über den scharfen Beiklang seiner Stimme. Sie hätte ihn so gern zum Lachen gebracht, zum Reden und zum Scherzen, um die düstere Stimmung aufzuheitern, die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. Aber er war wieder der Hawk, dem sie am ersten Tag begegnet war - schweigsam, abweisend und ein bißchen arrogant.
Später, als Sydney neben der Großtante der Braut saß und etwas von der Hochzeitstorte aß, fragte sie sich, wie dieser Abend enden würde. Obwohl Hawk kaum von ihrer Seite
gewichen war, hatte er den ganzen Abend lang noch keine zwanzig Worte mit ihr gewechselt.
Als die Musik begann, bemerkte Sydney einen
breitschultrigen Mann in einem blauen Hemd, der von der anderen Seite des Raums zu ihr hinüberstarrte. Lächelnd nickte er ihr zu, und Sydney erwiderte die Geste. Dann wandte sie sich fragend um nach Hawk und sah, daß er in die gleiche Richtung starrte.
Abrupt erhob er sich, nahm ihr ihren Teller ab und zog sie auf die Beine. "Zeit, zu verschwinden", murmelte er.
8. KAPITEL
Sydney blinzelte, als sie den Gemeindesaal verließen. Es war fast zehn Uhr abends, aber fast so hell wie mittags.
"Schwer zu glauben, daß dies mein letzter Abend in Alaska sein soll", sagte sie, zum Himmel aufschauend.
"Morgen abend ist dein letzter", erinnerte sie Hawk.
Was sie meinte, war, daß es ihre letzte Nacht zusammen war.
Die letzte Gelegenheit, allein zu sein, ohne ihre Freundinnen aus San Francisco. "Aber morgen abend werden wir beschäftigt sein, wenn wir am nächsten Tag früh aufbrechen."
"Ja. Es ist ein weiter Weg zurück zur Zivilisation."
"Ja", stimmte sie leise zu.
Sie gingen weiter zum Motel. Obwohl Hawk ihre Hand hielt, starrte er schweigend geradeaus. Verzweifelt suchte Sydney nach einer Möglichkeit, seine abweisende Haltung zu
durchbrechen, um den Hawk wiederzufinden, der ihr so vertraut geworden war. Als sie endlich ihr Zimmer erreichten, blieb er stehen und schaute zu, wie sie die Tür aufschloß.
Mit angehaltenem Atem trat Sydney ein und dachte, daß ihre gemeinsame Nacht in diesem Raum beginnen und hier enden würde. Verwundert schaute sie sich um, als Hawk nicht folgte.
"Ich sollte jetzt gehen", sagte er leise und ohne sie dabei anzusehen.
"Ich dachte, du würdest noch hereinkommen. Es ist noch früh."
"Lieber nicht. Ich habe mein Zelt unten am Fluß aufgebaut.
Dort werde ich übernachten."
"Aber ich dachte ..."
Er seufzte und runzelte die Stirn. "Ich auch, Sydney. Aber glaub mir, es ist besser so." Er atmete tief durch. "Sieh mich doch an. Das bin nicht ich. Ich habe mich bloß so angezogen, um dir zu zeigen, daß ich mehr bin als ein Mann, der in den Wäldern lebt und nach Lagerfeuer riecht. Aber weißt du was?
Genau das bin ich. Und ich will auch gar nichts anderes sein."
Sydney trat auf ihn zu. "Ich will auch niemand anderen."
Hawk schüttelte den Kopf, streckte dann die Hand aus und berührte ihr Kleid. "Bei dir wirkt es ... perfekt. Als kämst du von irgendeiner eleganten Party in der Stadt."
"Das ist Adriennes Kleid!" rief sie. "Nicht meins."
"Es dreht sich hier nicht um das Kleid, sondern das, wofür es steht. Ich meine dein Leben in San Francisco, Sydney. Ich habe das
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