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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Jason und hätte gern gewußt, was aus ihm geworden war.
    Er dachte daran, daß er jetzt Gefangener war (aber wessen? Und was würde aus ihm werden?).
    Am meisten aber dachte er an Arran. Es war kindisch (er war immerhin mehrere Jahrhunderte alt), aber wenn Arran plötzlich von so vielen Freunden geliebt und beweint wurde, fühlte er sich ausgeschlossen (Selbstmitleid – verdammt, das habe ich mir seit Jahren nicht mehr gestattet) und mißbraucht. Er war nur ein Mittel zu ihrer Flucht gewesen – aber eine Flucht hatte sich als unmöglich herausgestellt. Er hatte geglaubt, er sei ihr Freund. Wieder falsch.
    (Ich bin nicht besser als die Milliarden von ihren Keimdrüsen beherrschten Trottel, die auf die Hologramme glotzen und von Arran Handully träumen. Ich wünschte, Jazz hätte ihr noch eine Rippe gebrochen. Natürlich eine verdammt kindische Einstellung.)
    Und dann blieben die Leute alle stehen. Die Sonne ging nicht unter – es wurde dunkel, aber man sah keine Sterne. In kurzer Zeit war der ganze Raum stockdunkel. Hop überlegte müßig, ob das der Vorbereitung der Hinrichtung diente – der Garten, dann Dunkelheit, dann vielleicht ein Giftgas. Aber das schien unwahrscheinlich. Warum Bäume pflanzen, wenn ein kahler Raum genügte?
    Die Stille, die bei Eintreten der Dunkelheit fast mit Händen zu greifen war, wurde jetzt durch geflüsterte Gespräche unterbrochen. Aber niemand bewegte sich in der Dunkelheit, und die meisten wußten bald nichts mehr zu sagen.
    Dann plötzlich ein Licht. In der Mitte des Sees. Ein Mann stand auf dem Wasser. Hop erschrak. Er erinnerte sich plötzlich an eine Geschichte aus der Bibel, die seine Mutter ihm vorgelesen hatte; aber er erkannte sofort die leuchtenden Farben einer Life-Show und beruhigte sich wieder. Es gab heute weder Mord noch Wunder. Nur ein bißchen Technologie.
    Der Mann auf dem See hob die Hand, und alles verstummte. Dann hörte man die Stimme. Sie klang leise und sanft, füllte aber den ganzen Garten. Hop mußte die Tontechnik bewundern – sie war hervorragend gelungen und gab die Illusion einer Allgegenwart ohne hörbaren Stereo-Effekt.
    »Mein Name ist Abner Doon. Willkommen in meinem Garten. Ich hoffe, er gefällt Ihnen.«
    Ungeduldig bewegte Hop sich auf seinem Ast. Schluß mit der Vorrede, Kerl, und raus mit der Sprache.
    »Sie alle sind während der letzten achtundvierzig Stunden verhaftet worden, und zwar nach Farl Baaks unglücklichem Tod. Ich darf Ihnen versichern, daß Shimon Rapth nicht als bewußter Verräter getötet hat – er war selbst das Opfer einer kunstvoll bewirkten Illusion. Dieser unglückliche Zwischenfall hatte allerdings eine günstige Nebenwirkung. Jeder einzelne Beteiligte an Ihrer gut gemeinten, aber amateurhaften Verschwörung hat sich auf die eine oder andere Weise selbst zu erkennen gegeben. Hunderte reagierten so, daß sie sofort ihre Mitverschwörer verrieten. Nein, schauen Sie sich nicht hier um – diese Leute sind alle woanders untergebracht. Sie alle gehören zu den Leuten, die versucht haben, sich zu verbergen, oder die sich ergeben haben, um andere zu decken und so weiter. Es gab natürlich noch viele andere, die genauso loyal waren wie Sie, die aber nicht hier sind. Ich habe aus der Gruppe der loyalsten Teilnehmer an der Verschwörung nämlich die intelligentesten, kreativsten und geschicktesten und diejenigen, die die eindrucksvollsten Leistungen aufzuweisen hatten, ausgewählt. Die Elite, wenn Sie so wollen.«
    »Erzähl’ uns nur, wie schlau wir sind.« Hop mußte im stillen höhnisch lachen. Gratulier’ uns nur, und was dann? Und wer, zum Teufel, ist Abner Doon?
    »Ich denke, etwaige sonstige Fragen werden beantwortet sein, wenn ich Ihnen zwei weitere Tatsachen mitteile. Erstens, in meinem Garten befinden sich genau 333 Ihrer Leute.«
    Eine Pause, um die Worte eindringen zu lassen. Dreihundertdreiunddreißig. Die Anzahl von Kolonisten, die in einem Standard-Kolonialschiff befördert wurden: drei Passagierröhren, jede mit einem Bürgermeister, zehn Senatoren und zehn weiteren Gruppen von je zehn Bürgern – 111 pro Röhre, drei Röhren pro Schiff, alles so abgestimmt, daß kein Anführer unter Kapitänsebene die Mehrheit der Kolonisten zur Rebellion veranlassen konnte. Dreihundertdreiunddreißig. Es bedeutete, daß alle hier anwesenden Männer und Frauen nach Beendigung der Reise das Somec-Privileg verlieren würden. Es bedeutete, daß sie unwiderruflich aus Capitol ausgewiesen werden würden. Sie würden der

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