Heißer Sommer auf Skiapolis
vielleicht war das seine Absicht. Vielleicht sollten die anderen denken, dass sie etwas zu verbergen hatte. Paige glaubte nach wie vor nicht, dass er ihr die Stellung aus Freundlichkeit angeboten hatte. Männer wie Nikolas Petronides hatten ein gutes Gedächtnis.
Sie konnten weder vergessen noch vergeben. Mochte sie ihm noch so wenig bedeutet haben ...
dass sie ihn von sich aus verlassen hatte, war und blieb in seinen Augen unverzeihlich.
" Kalá ", sagte er jetzt und zeigte auf eine Tür. "Ariadne erwartet uns. Es wird Zeit, dass wir euch bekannt machen."
Sie durchquerten den hohen, weitläufigen Flur, an dessen Wänden Dutzende von Bildern hingen und dem kühlen, neutralen Raum Farbe und Leben gaben. Päonien, Oleander und Lilien waren zu üppigen Sträußen arrangiert und strömten ihren Duft aus. Alles wirkte sehr geschmackvoll und zivilisiert.
Das Wohnzimmer war noch genauso, wie Paige es in Erinnerung hatte. Die hohe Decke, die gestreiften Seidentapeten, die schmalen Fenster zu beiden Seiten des ausladenden Kamins mit dem Porträt von Nikolas' Mutter darüber, die mit Goldbrokat bezogenen Sitzmöbel, die kostbaren Teppiche, die Glasschränke mit den wertvollen Keramik-und Porzellansammlungen und die edelsteinbesetzten Ikonen an den Wänden ... alles passte harmonisch zusammen und verriet den großzügigen Lebensstil der Bewohner.
Vor dem Kamin, einen dekorativen Wildblumenstrauß hinter sich, stand ein Mädchen ...
Ariadne Stephanopoulos, wie Paige von Donald Jamieson wusste. Sie war groß und schlank, hatte das dunkle Haar zu einem Zopf geflochten, der ihr nach vorn über die Schulter fiel, und glich in nichts dem hilflosen Schulmädchen, das Paige erwartet hatte. Sie trug ein fußlanges, auf Figur gearbeitetes schwarzes Kleid und wirkte mehr wie Nikolas' Ehefrau als sein Mündel. Ich werde es nicht leicht mit ihr haben, war Paiges erster Gedanke. Sie wird mich nicht als Autorität akzeptieren.
Ariadne schien diesen Eindruck von Anfang an bestätigen zu wollen. Sie übersah Paige und Sophie und ging mit ausgestreckten Händen auf ihren Vormund zu. "Nikolas! Ola entáksi?"
"Sprich Englisch, Ariadne", ermahnte Nikolas sie freundlich. "Unsere Gäste sind nicht mit unserer Sprache vertraut. Du wirst Gelegenheit haben, im Gespräch mit ihnen deinen englischen Akzent zu verbessern."
"Mein Akzent braucht nicht verbessert zu werden", entgegnete Ariadne und wirkte dabei nicht mehr ganz so erwachsen. Doch in der Sache hatte sie Recht. Ihr Akzent war wirklich tadellos.
"Wie auch immer ..." Nikolas wandte sich an Paige. "Mein Mündel. Ich hoffe, ihr werdet Freundinnen."
"Das hoffe ich auch." Paige nahm die Hand, die Ariadne ihr gelangweilt hinhielt. "Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Miss Stephanopoulos."
"Miss Stephanopoulos?" wiederholte Nikolas ungeduldig. "Sie heißt Ariadne, wie du Paige heißt." Er sah Sophie an. "Und das ist Sophie, Paiges Schwester."
"Hi." Sophie begrüßte Ariadne ohne große Begeisterung, und Paige hoffte, dass sie nichts Unpassendes hinzufügen würde. "Offenbar sind wir gleichaltrig."
"Ach ja?" Ariadne zeigte noch weniger Begeisterung und wandte sich sofort wieder an Nikolas. "Isos ... ob wir jetzt wohl essen können?"
"Sobald ich Paige und Sophie einen Aperitif angeboten habe. Paige?" Nikolas forderte sie durch ein Zeichen auf, ihn zu dem elfenbeinverzierten Ebenholzschrank zu begleiten, der die Getränke enthielt. "Was möchtest du trinken?"
Paige zögerte und folgte ihm erst, nachdem sie Sophie einen warnenden Blick zugeworfen hatte. Es war ihr nicht angenehm, die beiden Mädchen sich selbst zu überlassen, und sie sah mehrmals über die Schulter zurück, als müsste jeden Augenblick etwas passieren.
"Ouzo? Retsina? Oder vielleicht etwas Vertrauteres?" Nikolas hatte Paiges ängstliche Blicke bemerkt. "Beruhige dich. Es wird Ariadne gut tun, wieder in Gesellschaft von Gleichaltrigen zu sein."
Paige sah ihn fragend an. "Sagtest du nicht, sie ginge noch zur Schule?"
"Ja, das sagte ich." Nikolas zeigte auf eine Flasche Weißwein. Als Paige nickte, schenkte er ein Glas ein. "Leider ist Ariadne zu viel mit Erwachsenen zusammen gewesen. Sie war längere Zeit krank und konnte nicht zur Schule gehen. Ein Hauslehrer hat ihr privaten Unterricht gegeben."
"Ariadne scheint sehr an dir zu hängen."
"Ah, das hast du bemerkt?"
"Es war kaum zu übersehen." Paige nahm das Glas, ohne Nikolas' Hand zu berühren.
"Dein Mündel ist nicht gerade diskret."
"Im Gegensatz zu dir, nicht
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