Heißer Sommer auf Skiapolis
würde? Vielleicht hat er auch einen Sohn ..." Sie ließ ihre Wahl offen.
Paige hätte ihr gern mit einer Ohrfeige geantwortet, aber sie durfte nicht übertrieben reagieren. "Das sind alberne Teenagerträume", erklärte sie kurzerhand.
"Warum ist es albern, einen Millionär zu heiraten?" fragte Sophie entrüstet. "Oder wissen zu wollen, ob er einen Sohn hat?"
"Er hat keinen."
"Natürlich!" Sophies Gesicht belebte sich. "Du kennst ihn ja von früher, das hatte ich ganz vergessen. Erzähl mir von ihm, Paige. Wie ist er?"
"Nicht jetzt, Sophie." Paige wollte das Thema Nikolas möglichst vermeiden. "Wir müssen gehen, sonst kommen wir zu spät zum Dinner."
"Na und? Mr. Petronides ist ohnehin nicht da. Hast du vergessen, was die alte Krähe bei unserer Ankunft gesagt hat? Ein halbwüchsiges griechisches Schulmädchen warten zu lassen ist kein Verbrechen."
Paige verschwieg, dass das halbwüchsige griechische Schulmädchen ein Jahr älter als Sophie war, wenn diese auch zweifellos mehr Lebenserfahrung hatte. Ariadnes Eltern lebten nicht mehr, aber sie war sehr behütet aufgewachsen, hatte bei Nikolas Trost gefunden und ging einer gesicherten Zukunft entgegen. Vom Ernst des Lebens hatte sie bisher vermutlich kaum etwas gespürt.
Eine geschwungene Marmortreppe mit zierlichem Bronzegeländer führte ins Erdgeschoss hinunter. Sophie blieb auf der ersten Stufe stehen und bewunderte den Kristalllüster, der den unteren Flur beleuchtete.
"Schade, dass uns niemand erwartet", sagte sie. "Von hier oben hätten wir genau den richtigen Auftritt."
"Freu dich, dass niemand ..." Paige sprach nicht weiter, denn eine große, schlanke Gestalt mit schwarzem Seidenhemd und schwarzer Hose trat aus dem Halbdunkel ins helle Licht.
Nikolas Petronides.
" Parakaló ... bitte, Sophie. Der Name stimmt doch? Scheue dich nicht, die Treppe so hinunterzugehen, wie du möchtest."
Selbst Sophie war beeindruckt, während Paige am liebsten im Erdboden versunken wäre.
Also war Nikolas zurückgekommen, und sie hatten nicht Ariadne, sondern ihn warten lassen -
vorausgesetzt, er wollte mit dem bezahlten Hauspersonal essen. Ehe Paige genauere Informationen hatte, musste sie mit allem rechnen.
"Ist er das?" Sophie flüsterte so laut, dass es zweifellos bis unten zu verstehen war.
"Komm schon", drängte Paige, ohne die Frage zu beantworten. Sophie trieb sie langsam zur Verzweiflung, und sie begann sich zu fragen, ob es falsch gewesen war, sie mitzunehmen.
Nikolas begrüßte sie in der Landessprache. Er schien damit andeuten zu wollen, dass er den kurzen Disput auf der Treppe überhört hatte. "Kalispéra. Kalós orísate sto Skiapolis." Als Sophie ihn verständnislos ansah, nahm er ihre Hand und übersetzte: "Willkommen auf Skiapolis. Hattet ihr eine angenehme Reise?"
"Ja, danke." Sophie wirkte immer noch leicht verlegen. "Es tut mir Leid, ich hätte das nicht sagen dürfen. Aber ich kannte Sie nicht, und dieses Haus ... es hat mich einfach überwältigt."
"Es freut mich, dass es dir gefällt."
Paige schloss für einen Moment die Augen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Was würde Sophie als Nächstes sagen?
"Paige? Fühlst du dich nicht wohl?" Nikolas ließ Sophies Hand los und ergriff die von Paige.
"Danke, es geht mir gut." Paige spürte, dass ihre Hand zitterte, und sie zog sie rasch zurück. Nikolas stand zu nah, viel näher als im Restaurant, wo der Tisch sie von ihm getrennt hatte. Vielleicht war nicht nur Sophies Anwesenheit ein Fehler. Vielleicht hätte sie selbst auch nicht herkommen dürfen. "Entschuldige, wenn wir dich warten ließen. Deine Haushälterin sagte, du seist nicht da."
"Ich bin gerade zurückgekommen." Nikolas sah sie weiter besorgt an, und Paige konzentrierte sich krampfhaft auf seinen geöffneten Hemdkragen, der etwas von dem dichten Brusthaar sehen ließ. "Deine Wangen glühen, agapitá . Fehlt dir etwas?"
"Ich sagte doch ... es geht mir gut."
"Sie hat den ganzen Tag fast nichts gegessen", mischte sich Sophie ein. Es gefiel ihr gar nicht, plötzlich ausgeschlossen zu sein.
"Das war unvernünftig." Nikolas trat einen Schritt zurück, als bemerkte er jetzt erst, dass er nicht mit Paige allein war. "Hat die Reise dich so mitgenommen?"
"Durchaus nicht." Paige wünschte, Nikolas hätte sie in Ruhe gelassen. Wenn er sich weiter so übertrieben um sie bemühte, musste Sophie misstrauisch werden, denn sie war nicht dumm. Das vertrauliche Du, mit dem sie sich anredeten, war schon verräterisch genug.
Aber
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