Heißer Sommer auf Skiapolis
sich mit jemandem zu unterhalten, der immer nur dagegenredet. Ariadne legte es darauf an, sie zu provozieren, und es war fast unmöglich, nicht die Geduld zu verlieren.
Erst als Ariadne ihren Unmut an dem jungen Serviermädchen ausließ, fühlte sich Paige veranlasst einzuschreiten. "Wenn du kein Fleisch möchtest, dann nimm einfach keins", sagte sie scharf. "Es ist unfair, seine schlechte Laune an anderen auszulassen."
Ariadne sah sie entgeistert an. "Ich weiß nicht, was Sie meinen."
"Doch, das weißt du genau." Paige ließ sich nicht einschüchtern. "Seit wir hier sind, läufst du mit beleidigter Miene herum, und das passt mir nicht mehr. In England, wo ich herkomme, behandeln sich die Menschen höflich und mit gegenseitigem Respekt. Ich schlage vor, dass du dir das ebenfalls angewöhnst."
"So können Sie nicht mit mir sprechen!"
"Ich habe es gerade getan."
"Das erzähle ich Nikolas."
"Ganz nach Belieben. Ich glaube kaum, dass er dein Benehmen gutheißt."
"Was wissen Sie über Nikolas!" rief Ariadne außer sich.
"Vielleicht mehr, als du dir vorstellen kannst", platzte Paige heraus. In der Erregung vergaß sie, dass auch Sophie zuhörte. "Und nun lass uns weiteressen, ja?" Sie warf Sophie einen warnenden Blick zu. "Ohne weitere Gehässigkeiten."
Ariadne starrte sie einen Moment fassungslos an und sprang dann auf. "Ich muss mir das nicht länger anhören. Ich werde Kiría Papandreou bitten, mir das Essen in mein Zimmer zu bringen."
"Nein, das wirst du nicht tun." Paige hatte sich zu weit vorgewagt, um jetzt stehen zu bleiben. "Wenn du diesen Tisch verlässt, bekommst du gar nichts. Hast du mich verstanden?
Setz dich wieder hin, und benimm dich nicht länger wie ein unreifes Kind."
Die Taktik hatte keinen Erfolg, aber damit hatte Paige auch nicht gerechnet. Mit angewidertem Gesicht warf Ariadne ihre Serviette auf den Tisch und verließ das Zimmer.
"Endlich", seufzte Sophie. "Jetzt können wir in Ruhe essen."
Paige empfand weniger Genugtuung. Sie musste einsehen, dass ihr direkter Angriff fehlgeschlagen war, und das bedrückte sie. Wie sollte es erst nach Nikolas' Abreise werden?
Ariadne litt an krankhaft schlechtem Benehmen, und der Himmel allein wusste, wie ihr beizukommen war.
Kapitel 6
Am nächsten Morgen hatte Paige ihre trübe Stimmung überwunden. Sie konnte nicht einfach aufgeben. Irgendwie musste sie Ariadnes Vertrauen gewinnen, und der erste Schritt dahin war ein ernstes Gespräch mit Nikolas.
Sie hoffte, Nikolas und Ariadne beim Frühstück auf der Terrasse zu finden, aber es war niemand da. Unschlüssig blickte sie sich um. Typisch Nikolas! Gestern war ihr die frühe Begegnung peinlich gewesen, und heute, wo sie ihn zu sprechen wünschte ...
"Tha thélati pro-inó, kiría?"
Kiría Papandreou schien ihre Augen überall zu haben. Paige hatte geglaubt, völlig unbeobachtet zu sein, und jetzt fragte die Haushälterin, ob sie Frühstück wünsche.
"Káti elafró, efcharistó", antwortete Paige, wobei sie die Worte mühsam aus dem Gedächtnis zusammensuchte. "Nur etwas Leichtes, danke."
"Ne, kiría."
Die Haushälterin nickte und verschwand. Paige seufzte erleichtert _ sie war also verstanden worden. Sie setzte sich an den Tisch und sah auf das Meer hinaus. Es war wieder ein strahlend schöner Tag, der hoffentlich erfolgreicher verlaufen würde als der letzte.
Ein Hausmädchen brachte Brötchen, Orangensaft und Kaffee. Da Paige nach Ariadnes dramatischem Abgang nicht mehr viel gegessen hatte, aß sie zwei dick mit Marmelade bestrichene Brötchen und trank reichlich schwarzen Kaffee dazu. So gestärkt, bat sie die Haushälterin, Kírie Petronides - falls er fragen würde - zu sagen, dass sie spazieren gegangen sei.
Sie hatte nur bis zu den Klippen gehen wollen, aber der Strand sah von oben so verlockend aus, dass sie nicht widerstehen konnte. Außerdem war es erst acht Uhr, und sie konnte nicht einfach dasitzen und auf Nikolas warten.
Sie wusste weder, wo er gewesen war, noch, wann er zurückgekommen war, aber das ging sie auch nichts an. Es ärgerte sie nur, dass er es nicht für nötig hielt, zu Hause zu bleiben, bis Ariadne sich an die neue Situation gewöhnt hatte. Er musste wissen, wie schwierig und unberechenbar sie sein konnte, und genau darüber wollte sie mit ihm sprechen. Sie wollte ihn fragen, wie viel oder wie wenig Autorität sie gegenüber dem Mädchen einsetzen durfte.
Am Strand war es angenehm kühl. Paige zog die Schuhe aus und ging barfuß über den Sand. Wenn sie im
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