Heißer Winter in Texas
Ihre
Stimme klang ein wenig brüchig.
»Na, dann ruf den Chauffeur, verdammt noch mal!
Muß ich mich in diesem Haus um jede verfluchte
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Kleinigkeit kümmern? Kannst du um Himmels willen
nicht mal was tun, ohne mich zu fragen?«
Soviel also zum vollkommenen Paar – der Ehe, die
im Himmel geschlossen worden war. Er wirbelte auf
dem Absatz herum und brüllte »Himmel nochmal!«,
nahm sein Glas, schleuderte es mit aller Kraft in den
Kamin und stürmte aus dem Zimmer. Das Echo seiner
wütenden Schritte verhallte in Flur und Treppenhaus.
»Er ist wirklich nicht immer so, Miss Carpenter. Er ist
nur in letzter Zeit furchtbar überlastet, weil er ständig
nach Washington und New York reisen muß«, sagte
Lily und deckte diesen billigen Hundesohn noch.
Ich wollte ihr etwas Tröstendes oder Ermutigendes
sagen, aber mir fiel nichts ein. So fragte ich sie nur, ob
sie irgendwann einmal mit mir Abendessen gehen
würde, da ich gerne mehr über ihre Einschätzung der
Lage in Europa wüßte.
Sie lächelte schüchtern – und sagte zu.
Schweigend gingen wir zur Vordertür. Sie gab mir
zum Abschied die Hand. Sie war zart wie der Flügel
eines Vogels. Ich wollte etwas Witziges sagen, sie zum
Lachen bringen, aber dann bat ich sie nur, mich bald
wegen des Essens anzurufen. Sie nickte, und dann stand
der Chauffeur schon da, mitsamt der eleganten
Packardlimousine. Ich stieg ein und wollte ihr winken,
aber die Haustür hatte sich schon hinter ihr geschlossen.
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Barry fuhr die Auffahrt hinab, unter Bäumen hindurch,
die von spanischem Moos umschlungen waren. Am
Ende der Auffahrt mußten wir auf eine Lücke in der
endlosen Autoschlange warten, die auf den River Oaks
Country Club zusteuerte. Vom Rücksitz aus sah ich
Rolls Royces, Cadillacs, Bentleys und Lincolns mit ihrer
kostbaren Fracht vorbeidefilieren: die künftigen
Mächtigen der Houstoner Gesellschaft in Abendanzug
und Pelzmantel, unterwegs, um die heißeste neue
Swingband im eigenen Club zu hören. Sie würden bis
zum Morgengrauen Big Apple und Jitterbug tanzen und
sich selber für höchst wagemutig und aufregend halten.
»Großer Ball zum Valentinstag«, verkündete Barry
über die Schulter. Das erklärte auch Lily Delacroix‹
rotes Kleid. Ich hatte den Valentinstag völlig vergessen
und keine Leckerei für Anice gekauft. »Im Country Club
spielen die besten Jazzer der Stadt. Wenn ich in meiner
Wohnung über der Garage das Fenster aufmache, kann
ich den schönsten Swing von ganz Houston hören.
Mögen Sie Jazz?« fragte er.
Ich nickte, ja, ich mochte Jazz. Und da ich im
Moment sozusagen jobmäßig in der Luft hing, konnte
ich eigentlich genausogut den Zug nach New York
nehmen, in den Cotton Club gehen oder ins Waldorf
Astoria und einige der großen Namen persönlich
kennenlernen.
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Barry hupte, bis uns jemand einscheren ließ, und wir
fuhren zurück nach Montrose. Wir passierten das nach
dem letzten architektonischen Schrei erbaute moderne
Einkaufszentrum mit seinen weißen Ziegeln und den
schwarz gekachelten Geschäftseingängen. Palmen
säumten beide Straßenseiten und schienen von der
Natur eigens dazu geschaffen, den Baustil zu betonen.
Bei Captain Johns Fischrestaurant bogen wir rechts nach
Woodhead ab. Die Neonreklame leuchtete pink und
grün und lockte die Leute in die Bar aus Chrom und
Glas, wo Austern in offenen Muschelhälften serviert
wurden. Von außen sah das Gebäude aus wie ein Schiff
und war entsprechend mit Bullaugen, dicken Seilen und
anderem nautischen Zubehör dekoriert. Ich überlegte,
ob Barry mich hier absetzen sollte, damit ich ein paar
Dutzend rohe Austern schlürfen und bei einem Krug
Bier vergessen konnte, daß ich keine Liebste zum
Valentinstag hatte – vor allem keine im roten Kleid und
mit glänzendem schwarzen Haar. Aber ich beschloß, zu
meiner Hündin nach Hause zu gehen und Radio zu
hören.
Ich bat Barry, mich an der Seitenstraße aussteigen zu
lassen. Der Mieter über mir war verreist, und ich wollte
nach seiner Post sehen. Außerdem konnte ich mich so
durch die Hintertür hineineinschleichen und Anice
überraschen. Sie liebte dieses Spiel.
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Ich pirschte mich durch den Hintereingang ins Haus
und huschte durch die Halle, die für den Mieter oben
und für mich als Hausflur diente. Ich glitt an der Treppe
vorbei, die zu Parks Wohnung führte, schloß die
Hintertür zu meiner Wohnung auf und betrat meine
Küche.
Ich schlich auf Zehenspitzen in
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