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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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Ihre
    Stimme klang ein wenig brüchig.
    »Na, dann ruf den Chauffeur, verdammt noch mal!
    Muß ich mich in diesem Haus um jede verfluchte
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    Kleinigkeit kümmern? Kannst du um Himmels willen
    nicht mal was tun, ohne mich zu fragen?«
    Soviel also zum vollkommenen Paar – der Ehe, die
    im Himmel geschlossen worden war. Er wirbelte auf
    dem Absatz herum und brüllte »Himmel nochmal!«,
    nahm sein Glas, schleuderte es mit aller Kraft in den
    Kamin und stürmte aus dem Zimmer. Das Echo seiner
    wütenden Schritte verhallte in Flur und Treppenhaus.
    »Er ist wirklich nicht immer so, Miss Carpenter. Er ist
    nur in letzter Zeit furchtbar überlastet, weil er ständig
    nach Washington und New York reisen muß«, sagte
    Lily und deckte diesen billigen Hundesohn noch.
    Ich wollte ihr etwas Tröstendes oder Ermutigendes
    sagen, aber mir fiel nichts ein. So fragte ich sie nur, ob
    sie irgendwann einmal mit mir Abendessen gehen
    würde, da ich gerne mehr über ihre Einschätzung der
    Lage in Europa wüßte.
    Sie lächelte schüchtern – und sagte zu.
    Schweigend gingen wir zur Vordertür. Sie gab mir
    zum Abschied die Hand. Sie war zart wie der Flügel
    eines Vogels. Ich wollte etwas Witziges sagen, sie zum
    Lachen bringen, aber dann bat ich sie nur, mich bald
    wegen des Essens anzurufen. Sie nickte, und dann stand
    der Chauffeur schon da, mitsamt der eleganten
    Packardlimousine. Ich stieg ein und wollte ihr winken,
    aber die Haustür hatte sich schon hinter ihr geschlossen.
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    Barry fuhr die Auffahrt hinab, unter Bäumen hindurch,
    die von spanischem Moos umschlungen waren. Am
    Ende der Auffahrt mußten wir auf eine Lücke in der
    endlosen Autoschlange warten, die auf den River Oaks
    Country Club zusteuerte. Vom Rücksitz aus sah ich
    Rolls Royces, Cadillacs, Bentleys und Lincolns mit ihrer
    kostbaren Fracht vorbeidefilieren: die künftigen
    Mächtigen der Houstoner Gesellschaft in Abendanzug
    und Pelzmantel, unterwegs, um die heißeste neue
    Swingband im eigenen Club zu hören. Sie würden bis
    zum Morgengrauen Big Apple und Jitterbug tanzen und
    sich selber für höchst wagemutig und aufregend halten.
    »Großer Ball zum Valentinstag«, verkündete Barry
    über die Schulter. Das erklärte auch Lily Delacroix‹
    rotes Kleid. Ich hatte den Valentinstag völlig vergessen
    und keine Leckerei für Anice gekauft. »Im Country Club
    spielen die besten Jazzer der Stadt. Wenn ich in meiner
    Wohnung über der Garage das Fenster aufmache, kann
    ich den schönsten Swing von ganz Houston hören.
    Mögen Sie Jazz?« fragte er.
    Ich nickte, ja, ich mochte Jazz. Und da ich im
    Moment sozusagen jobmäßig in der Luft hing, konnte
    ich eigentlich genausogut den Zug nach New York
    nehmen, in den Cotton Club gehen oder ins Waldorf
    Astoria und einige der großen Namen persönlich
    kennenlernen.
    51
    Barry hupte, bis uns jemand einscheren ließ, und wir
    fuhren zurück nach Montrose. Wir passierten das nach
    dem letzten architektonischen Schrei erbaute moderne
    Einkaufszentrum mit seinen weißen Ziegeln und den
    schwarz gekachelten Geschäftseingängen. Palmen
    säumten beide Straßenseiten und schienen von der
    Natur eigens dazu geschaffen, den Baustil zu betonen.
    Bei Captain Johns Fischrestaurant bogen wir rechts nach
    Woodhead ab. Die Neonreklame leuchtete pink und
    grün und lockte die Leute in die Bar aus Chrom und
    Glas, wo Austern in offenen Muschelhälften serviert
    wurden. Von außen sah das Gebäude aus wie ein Schiff
    und war entsprechend mit Bullaugen, dicken Seilen und
    anderem nautischen Zubehör dekoriert. Ich überlegte,
    ob Barry mich hier absetzen sollte, damit ich ein paar
    Dutzend rohe Austern schlürfen und bei einem Krug
    Bier vergessen konnte, daß ich keine Liebste zum
    Valentinstag hatte – vor allem keine im roten Kleid und
    mit glänzendem schwarzen Haar. Aber ich beschloß, zu
    meiner Hündin nach Hause zu gehen und Radio zu
    hören.
    Ich bat Barry, mich an der Seitenstraße aussteigen zu
    lassen. Der Mieter über mir war verreist, und ich wollte
    nach seiner Post sehen. Außerdem konnte ich mich so
    durch die Hintertür hineineinschleichen und Anice
    überraschen. Sie liebte dieses Spiel.
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    Ich pirschte mich durch den Hintereingang ins Haus
    und huschte durch die Halle, die für den Mieter oben
    und für mich als Hausflur diente. Ich glitt an der Treppe
    vorbei, die zu Parks Wohnung führte, schloß die
    Hintertür zu meiner Wohnung auf und betrat meine
    Küche.
    Ich schlich auf Zehenspitzen in

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