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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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wir
    seinen Esprit zu schätzen wüßten. Sie lächelte schwach,
    meine Lippen hatten sich zusammengezogen, als hätte
    ich eine Zitrone verschluckt.
    »Ich kann das einfach nicht tun, Andrew. Es ist mir
    physisch unmöglich, darüber zu schreiben, wer das
    Kleid kreiert hat, das Miss Edwina Rotz auf der ganz
    besonders schicken Abendgesellschaft trug, die Frau
    von Leckmich für Mr. Stelzbein gab, der gerade in der
    Stadt weilt, um seine Verlobte Miss Flohpo zu beehren.
    Ich kann das nicht, und ich will das nicht«, sagte ich
    nachdrücklich.
    »Sie können die Zeitung nicht verlassen, Hollis. Ohne
    Sie wäre die Times einfach nicht die Times !Ist Ihnen nicht bewußt, daß Sie hier in Houston so etwas wie eine
    Berühmtheit sind?«, unterbrach Lily und feuerte eine
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    weitere Salve Grübchen und schneeweiße Zähne auf
    mich ab. Ich atmete so tief ein, daß ich beinahe die
    Polster von den Sesseln gesaugt hätte, und fühlte mich
    tief und gründlich erröten.
    Ihr Mann hob eine Augenbraue und grinste spöttisch.
    Mich beschlich das Gefühl, daß er meine Gedanken
    lesen konnte. Ich sah so etwas in seinen Augen. Ich
    nippte an meinem Drink, lächelte unverbindlich zurück
    und versuchte, ausdruckslos dreinzuschauen.
    »Hören Sie, Hollis«, sagte er geduldig. »Dieser
    Auftrag ist anders als Sie denken. Ich möchte, daß Sie
    Interviews mit einigen sehr bedeutenden Leuten führen,
    die eigens für dieses Ereignis hierher und nach Dallas
    kommen. Verdammt, ich kann doch nicht irgendeinen
    halbverblödeten Schreiberling auf Menschen in Amt
    und Würden hetzen. Der Kongreß der Vereinigten
    Staaten tagt gerade in Washington. Er wird darüber
    abstimmen, ob sie Geld für ein Denkmal auf dem
    Schlachtfeld von San Jacinto bewilligen. Für die
    Berichterstattung muß ich schon jemanden mit etwas
    Feingefühl hinschicken. Es gibt keine Menschenseele,
    der ich in dieser Hinsicht so sehr vertraue wie Ihnen. Ich
    brauche Sie einfach für diesen Job!«
    Es war schmeichelhaft, aber ganz großer Bockmist.
    Ich bin zwar ein Großstadtkind, aber ich erkenne immer
    noch einen Kuhfladen – vor allem, wenn ich schon
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    hineingetreten bin. Mir war ganz und gar nicht klar,
    was hier vorging. Was wollte er von mir?
    Bevor ich antworten konnte, sprang Lily in die
    Bresche. »Andrew, sieh doch mal – es gibt doch sicher
    noch jemanden außer Hollis für diesen Job. Schließlich
    ist sie Kriminalreporterin – und dazu eine der besten in
    den Vereinigten Staaten! Wir haben Glück, daß sie für
    uns arbeitet. Ich verstehe wirklich nicht, worum du so
    viel Aufhebens machst.«
    Ich drehte mich und warf ihr ein dankbares Lächeln
    zu.»Du hältst dich da raus, Lily.« Seine Stimme war
    scharf wie ein Peitschenhieb. »Ich denke, ich weiß
    besser Bescheid über das, was hier vorgeht als du. Deine
    Aufgabe besteht darin, daß du dich in Positur setzt, gut
    aussiehst und das Denken mir überläßt. Ich habe dir
    schon einmal gesagt, daß du dich nicht in meine
    Geschäfte einzumischen hast.«
    Ihr Gesicht wurde starr und ganz weiß vor
    unterdrücktem Zorn. Kerzengerade saß sie auf der
    Couch und nahm winzige Schlucke aus ihrem Glas. Die
    Hand mit der Zigarette zitterte leicht, als sie sie zum
    Mund führte und einen langen Zug nahm. Ich konnte
    nicht genau sagen, ob sie Angst hatte oder wütend war
    oder beides. Sie sagte kein Wort.
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    Ich hatte mir vorgenommen, beherrschter und
    abgeklärter zu werden, deshalb sprang ich ihn nicht
    sofort an, um ihm seine Eier zu Paté verarbeitet auf
    Crackern zu servieren. Aber sein widerliches Benehmen
    gegenüber seiner Frau gab den Ausschlag. Für diesen
    Mann würde ich keinen Finger mehr krumm machen –-
    und wenn er mir eine Million Dollar böte und Myrna
    Loy als Dreingabe.
    Ich stellte mein Glas auf dem Couchtisch ab, stand
    auf und sah auf meine Armbanduhr. »Wer hätte das
    gedacht? Ich hatte ja keine Ahnung, daß es schon so
    spät ist. Die Zeit vergeht eben schnell, wenn man sich
    so gut unterhält. Aber nun muß ich wirklich gehen.«
    Andrew Delacroix stellte sich vor den Kamin und
    starrte ins Feuer. Er ballte die Hände zu Fäusten, öffnete
    und schloß sie wieder. Mit zurückgeworfenem Kopf
    kippte er seinen Drink und setzte das Glas hart aufs
    Kaminsims.
    Seine Frau stand auf und unternahm den steiflippigen
    Versuch eines Lächelns. Es funktionierte nicht. Es war
    offensichtlich, wie peinlich ihr das alles war. »Andrew,
    Miss Carpenter möchte gehen«, sagte sie ruhig.

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