Heißer Winter in Texas
wir
seinen Esprit zu schätzen wüßten. Sie lächelte schwach,
meine Lippen hatten sich zusammengezogen, als hätte
ich eine Zitrone verschluckt.
»Ich kann das einfach nicht tun, Andrew. Es ist mir
physisch unmöglich, darüber zu schreiben, wer das
Kleid kreiert hat, das Miss Edwina Rotz auf der ganz
besonders schicken Abendgesellschaft trug, die Frau
von Leckmich für Mr. Stelzbein gab, der gerade in der
Stadt weilt, um seine Verlobte Miss Flohpo zu beehren.
Ich kann das nicht, und ich will das nicht«, sagte ich
nachdrücklich.
»Sie können die Zeitung nicht verlassen, Hollis. Ohne
Sie wäre die Times einfach nicht die Times !Ist Ihnen nicht bewußt, daß Sie hier in Houston so etwas wie eine
Berühmtheit sind?«, unterbrach Lily und feuerte eine
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weitere Salve Grübchen und schneeweiße Zähne auf
mich ab. Ich atmete so tief ein, daß ich beinahe die
Polster von den Sesseln gesaugt hätte, und fühlte mich
tief und gründlich erröten.
Ihr Mann hob eine Augenbraue und grinste spöttisch.
Mich beschlich das Gefühl, daß er meine Gedanken
lesen konnte. Ich sah so etwas in seinen Augen. Ich
nippte an meinem Drink, lächelte unverbindlich zurück
und versuchte, ausdruckslos dreinzuschauen.
»Hören Sie, Hollis«, sagte er geduldig. »Dieser
Auftrag ist anders als Sie denken. Ich möchte, daß Sie
Interviews mit einigen sehr bedeutenden Leuten führen,
die eigens für dieses Ereignis hierher und nach Dallas
kommen. Verdammt, ich kann doch nicht irgendeinen
halbverblödeten Schreiberling auf Menschen in Amt
und Würden hetzen. Der Kongreß der Vereinigten
Staaten tagt gerade in Washington. Er wird darüber
abstimmen, ob sie Geld für ein Denkmal auf dem
Schlachtfeld von San Jacinto bewilligen. Für die
Berichterstattung muß ich schon jemanden mit etwas
Feingefühl hinschicken. Es gibt keine Menschenseele,
der ich in dieser Hinsicht so sehr vertraue wie Ihnen. Ich
brauche Sie einfach für diesen Job!«
Es war schmeichelhaft, aber ganz großer Bockmist.
Ich bin zwar ein Großstadtkind, aber ich erkenne immer
noch einen Kuhfladen – vor allem, wenn ich schon
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hineingetreten bin. Mir war ganz und gar nicht klar,
was hier vorging. Was wollte er von mir?
Bevor ich antworten konnte, sprang Lily in die
Bresche. »Andrew, sieh doch mal – es gibt doch sicher
noch jemanden außer Hollis für diesen Job. Schließlich
ist sie Kriminalreporterin – und dazu eine der besten in
den Vereinigten Staaten! Wir haben Glück, daß sie für
uns arbeitet. Ich verstehe wirklich nicht, worum du so
viel Aufhebens machst.«
Ich drehte mich und warf ihr ein dankbares Lächeln
zu.»Du hältst dich da raus, Lily.« Seine Stimme war
scharf wie ein Peitschenhieb. »Ich denke, ich weiß
besser Bescheid über das, was hier vorgeht als du. Deine
Aufgabe besteht darin, daß du dich in Positur setzt, gut
aussiehst und das Denken mir überläßt. Ich habe dir
schon einmal gesagt, daß du dich nicht in meine
Geschäfte einzumischen hast.«
Ihr Gesicht wurde starr und ganz weiß vor
unterdrücktem Zorn. Kerzengerade saß sie auf der
Couch und nahm winzige Schlucke aus ihrem Glas. Die
Hand mit der Zigarette zitterte leicht, als sie sie zum
Mund führte und einen langen Zug nahm. Ich konnte
nicht genau sagen, ob sie Angst hatte oder wütend war
oder beides. Sie sagte kein Wort.
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Ich hatte mir vorgenommen, beherrschter und
abgeklärter zu werden, deshalb sprang ich ihn nicht
sofort an, um ihm seine Eier zu Paté verarbeitet auf
Crackern zu servieren. Aber sein widerliches Benehmen
gegenüber seiner Frau gab den Ausschlag. Für diesen
Mann würde ich keinen Finger mehr krumm machen –-
und wenn er mir eine Million Dollar böte und Myrna
Loy als Dreingabe.
Ich stellte mein Glas auf dem Couchtisch ab, stand
auf und sah auf meine Armbanduhr. »Wer hätte das
gedacht? Ich hatte ja keine Ahnung, daß es schon so
spät ist. Die Zeit vergeht eben schnell, wenn man sich
so gut unterhält. Aber nun muß ich wirklich gehen.«
Andrew Delacroix stellte sich vor den Kamin und
starrte ins Feuer. Er ballte die Hände zu Fäusten, öffnete
und schloß sie wieder. Mit zurückgeworfenem Kopf
kippte er seinen Drink und setzte das Glas hart aufs
Kaminsims.
Seine Frau stand auf und unternahm den steiflippigen
Versuch eines Lächelns. Es funktionierte nicht. Es war
offensichtlich, wie peinlich ihr das alles war. »Andrew,
Miss Carpenter möchte gehen«, sagte sie ruhig.
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