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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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endlich
    begreifen, daß es einfach nichts mit ihm zu tun hat!«
    »Wenn Andrew erleichtert ist, daß seine Frau andere
    Frauen liebt, ist er ein sehr ungewöhnlicher Mann.«
    »Andrew und ich leben ohnehin nur wie Freunde
    zusammen. Er wird Verständnis haben. Und er wird frei
    sein. Dann kann er Zusammensein, mit wem er will.«
    »Lily, bitte vertrau mir. Niemand von deinen
    Bekannten wird es zu schätzen wissen, daß du Frauen
    liebst. Und es wird ihnen nicht nur mißfallen, sie
    werden dir auch die Daumenschrauben anlegen, um
    dich zu überzeugen, daß du mich nie wiedersehen
    darfst. Du setzt dich da einem furchtbaren Druck aus.«
    211
    Sie lächelte. »Du nimmst das zu schwer. Deine Angst
    ist unbegründet. Meine Mutter hat mich mit der
    Vorstellung erzogen, daß Männer das unterlegene
    Geschlecht sind – es war ein kleines Geheimnis, das wir
    Frauen für uns behalten. Sex galt als Pflicht – als
    scheußliche Pflicht. Jetzt sehe ich, was sich meine
    Mutter für mich gewünscht hat. Sie wird glücklich sein.
    Mach dir keine Sorgen.«
    »Deine Mutter mag gewollt haben, daß du Männer
    haßt, aber ich bezweifle, daß sie diese Alternative im
    Sinn hatte. Sie wollte vermutlich, daß du verheiratet
    und unglücklich bist. Oder sie hat gehofft, daß du allein
    bleibst und mit überhaupt niemandem zuammenlebst.«
    Lily runzelte leicht die Stirn. »Ich sehe nicht ein,
    warum das mit uns derart verfemt sein soll. Es ist doch
    so natürlich.«
    »Laß uns von etwas anderem reden«, sagte ich. »Ich
    wollte dich nicht verstimmen. Tu das, womit es dir am
    besten geht, und dulde nicht, daß ich oder sonstwer dir
    sagt, wie du dein Leben leben sollst.« Ich streichelte mit
    dem Zeigefinger sanft ihr Stirnrunzeln weg. Sie schloß
    die Augen und lächelte.
    Wir redeten und lachten, tranken viel Kaffee und
    futterten Kekse, bis sie sagte, sie müsse nach Hause, um
    ihren Tag in Angriff zu nehmen.
    212
    Ich duschte, zog mich an und rief Gael an, um
    sicherzugehen, daß sie schon frisch und munter war.
    »Calamity Jane? Buffalo Bill hier. Kannst du mir mal
    wieder mit deiner Flinte zur Seite stehen? Wir müssen
    die Postkutsche durchbringen.«
    »Wohin willst du heute?« fragte sie knurrig.
    »Wir müssen zum Flughafen und Tony Mahan
    abholen, der aus Los Angeles kommt. Dann sehen wir
    weiter.«
    Lily begutachtete das Wohnzimmer, als ich
    zurückkam. »Deine Wohnung gefällt mir. Du besitzt da
    ein paar sehr interessante Stücke.«
    Interessant war das entscheidende Wort. Vermutlich
    meinte sie das geflügelte runde Vitrinenschränkchen
    oder auch die Kombination aus Stehlampe und
    Aschenbecher mit dem eingebauten Feuerzeug in
    Gestalt eines Mikrophons. Es waren nicht gerade
    Einrichtungsgegenstände, wie sie sich in ihrem Haus
    fanden.
    »Schön, daß es dir gefällt. Vielleicht kommst du ja
    wieder.«
    »So oft du mich haben willst.«
    Mein Herz wirbelte schon wieder wie eine
    Animierdame auf einem Kongreß.
    213
    Anice wartete an der Haustür. Ihr rechtes Ohr stand
    im rechten Winkel von ihrem Kopf ab. In ihrer Sprache
    bedeutete das ein Fragezeichen.
    »In Ordnung. Du kannst mitkommen.«
    Sie schoß wie ein Pfeil aus der Tür und in den Hof. In
    gemächlicherem Tempo trottete sie weiter, wobei sie
    darauf achtete, kein Schlammloch auszulassen. Ich hob
    sie hoch und wischte sie mit dem Handtuch für Notfälle
    ab, bevor ich sie in den Ford ließ. Sie hüpfte auf Lilys
    Schoß und machte es sich dort bequem.
    Ich startete und fuhr Richtung River Oaks. Mit dem
    Regen war es wie mit dem sprichwörtlichen mittellosen
    Onkel, der nur zu Besuch kommen wollte und dann für
    immer blieb. Der Himmel war ein Getürm aus dunklen,
    zinngrauen Wolken, die über die Dummheit der Spezies
    Mensch bitterlich weinten. Gelegentlich blitzte es – die
    Mahnung zur Abkehr –, und der Donner dröhnte:
    Bereuet! Ich verdrehte die Augen und schnitt eine
    Grimasse. Wenn es keine Sünde gäbe, hätte ich nichts
    mehr zum drüber schreiben.
    »Möchtest du heute zum Abendessen kommen?«
    fragte Lily. »Anice könnte meinen Hund kennenlernen,
    Ted.«
    »Ich wußte gar nicht, daß du einen Hund hast.«
    »Oh, doch. Einen Lhasa Apso.«
    »Von sowas habe ich noch nie gehört.«
    214
    »Sie kommen aus Tibet. Der Dalai Lama hat einem
    Bekannten von mir in England ein Paar geschenkt. Ted
    stammt aus ihrem Wurf.«
    Anice rollte die Augen und aus ihren Zügen sprach
    Hohn.
    Ich sagte: »Ich glaube, ich würde mich doch wohler
    fühlen, wenn wir in ein

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