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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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ich
    nicht froh darüber wäre. Versteht mich bitte nicht
    falsch, aber es ist doch eigentlich ein Wunder, daß ihr
    drei nicht tot seid.«
    »Ich glaube auch nicht, daß sie uns umbringen
    wollten, sonst hätten sie es sicher geschafft. Ich bin
    ziemlich sicher, daß mir der Wagen schon den ganzen
    Tag gefolgt ist, und ich habe keinen blassen Schimmer,
    wer das war. Ich weiß nicht, was sie wollen, aber
    anscheinend nicht meinen Tod.«
    »Vielleicht wollen sie dich erst foltern. Um dich
    weich zu bekommen«, bemerkte Gael hilfreich.
    Auf ihre tröstlichen Sprüche war wirklich Verlaß.
    »Oh, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Jetzt werde
    ich bestimmt viel besser schlafen.«
    »Ich finde, du solltest bei uns übernachten«, sagte
    Katherine autoritär. »Zu Hause bist du vermutlich nicht
    sicher.«
    203
    »Warum zum Teufel sollte ich bei euch wohl sicherer
    sein?«
    »Könnte es nicht sein, daß wer immer Cotton
    beauftragt hat, dich zu töten, ihn umgebracht hat, damit
    er nicht reden kann?« warf Lily ein. »Denn daß so viele
    Menschen gleichzeitig bezahlte Morde in Auftrag
    geben, kommt mir unwahrscheinlich vor.«
    »Das kommt öfter vor, als du denkst. Du hättest
    deine eigene Zeitung lesen sollen, als ich noch für dich
    gearbeitet habe«, zog ich sie auf.
    »Ich habe jedes Wort gelesen, daß du geschrieben
    hast.«
    Sie
    lächelte
    mit
    einem
    betörenden
    Augenaufschlag.
    Gael steckte sich eine Camel an. »Meiner Meinung
    nach hat jemand Cotton angeheuert, um Joe zu
    ermorden, und ihn dann beauftragt, dich zu töten. Sieht
    aus, als gäbe es da etwas, das vertuscht werden soll.
    Und dann möchte jemand anders herausfinden, was du
    weißt, und schaltet Cotton aus, bevor er dich erwischt.«
    Sie zeichnete mit Hand und Zigarette geometrische
    Muster in die Luft, um ihre Theorie zu
    veranschaulichen.
    »Ich weiß aber nichts, wofür mich irgend jemand
    umbringen wollen würde«, wandte ich ein. »Das ergibt
    einfach keinen Sinn.«
    204
    »Jemand denkt aber, daß du etwas weißt. Ob dem so
    ist oder nicht.«
    Ich knetete meine Stirn. »Laßt uns aufhören. Ich
    kriege schon Kopfschmerzen.«
    Katherine sah auf ihre Armbanduhr und gähnte. »Es
    ist schon weit über meine Schlafenszeit. Auch wenn ich
    vermutlich nach alldem kein Auge zutun werde.«
    »Ich bestimmt auch nicht«, meinte Lily.
    Gael schnitt mir heimlich eine lüsterne Grimasse und
    stieß unter dem Tisch nach mir. Ich trat so fest zurück,
    daß sie ein unterdrücktes Stöhnen von sich gab.
    Katherine merkte, daß etwas vorging, und warf uns
    warnende Blicke zu. Schon führte sie sich als Lilys
    Beschützerin auf.
    Wir wünschten einander gute Nacht, umarmten uns
    reihum und liefen zu den Autos. Mittlerweile schüttete
    es wie aus Kübeln.
    »Würdest du noch auf ein Glas mit zu mir kommen?«
    Ich hatte einen Frosch im Hals. Meine Nerven waren so
    straff gespannt, daß ich vermutlich wie eine Geige
    schwingen würde, sobald mich jemand leicht anstieß.
    »Wohin du willst.«
    Ich warf das Auto an und fuhr zu mir. Es war nicht
    weit. Wir rannten durch den Regenvorhang zur Haustür
    und drückten uns unter die gestreifte Markise, bis ich
    205
    aufgeschlossen hatte. Anice sprang aufgeregt auf und
    nieder, als wir hereinkamen.
    »Na, Anice, kennst du mich noch?« fragte Lily und
    nahm sie schwungvoll in die Arme. Anice quiekte und
    tat, als ob Lily sie gekniffen habe. Lily lachte, nannte sie
    ein Dummerchen, trug sie zur Couch und ließ sich mit
    der Hündin auf dem Schoß dort nieder. Ich stellte die
    Heizung im Kamin an und hängte unsere Mäntel weg.
    In der Küche mixte ich uns Drinks, drehte das Radio an
    und brachte Lily ein Glas. Sie trug wieder Rot an diesem
    Abend und war so schön, daß es mir den Atem
    verschlug.
    Anice auf Lilys Schoß räkelte sich schamlos auf den
    Rücken, und Lily massierte ihr Brust und Beine. Anice
    war hingerissen, ihr Maul zu einem kleinen O geöffnet.
    Sie drehte den Kopf ein wenig, um zu sehen, ob ich
    auch zuschaute. Sie hatte ihr Gesicht in die Soße ihres
    Abendessens gehängt, und ihr Bart war völlig verklebt
    und stand in fünf oder sechs Strähnen ab wie ein
    vielzackiger Stern. Sie war ein wandelnder Schandfleck,
    und ich sagte es ihr. Sie blinzelte nicht mal.
    »Mir gefällt es«, sagte Lily bewundernd, als hätte
    Anice sich den Bart extra so zurechtfrisiert. »Es sieht
    wie ein Kunstwerk aus.«
    206
    Anice drehte ihren Kopf wieder zu mir und hätte mir
    sicher die Zunge herausgestreckt und mich

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