Heißer Winter in Texas
ich
nicht froh darüber wäre. Versteht mich bitte nicht
falsch, aber es ist doch eigentlich ein Wunder, daß ihr
drei nicht tot seid.«
»Ich glaube auch nicht, daß sie uns umbringen
wollten, sonst hätten sie es sicher geschafft. Ich bin
ziemlich sicher, daß mir der Wagen schon den ganzen
Tag gefolgt ist, und ich habe keinen blassen Schimmer,
wer das war. Ich weiß nicht, was sie wollen, aber
anscheinend nicht meinen Tod.«
»Vielleicht wollen sie dich erst foltern. Um dich
weich zu bekommen«, bemerkte Gael hilfreich.
Auf ihre tröstlichen Sprüche war wirklich Verlaß.
»Oh, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Jetzt werde
ich bestimmt viel besser schlafen.«
»Ich finde, du solltest bei uns übernachten«, sagte
Katherine autoritär. »Zu Hause bist du vermutlich nicht
sicher.«
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»Warum zum Teufel sollte ich bei euch wohl sicherer
sein?«
»Könnte es nicht sein, daß wer immer Cotton
beauftragt hat, dich zu töten, ihn umgebracht hat, damit
er nicht reden kann?« warf Lily ein. »Denn daß so viele
Menschen gleichzeitig bezahlte Morde in Auftrag
geben, kommt mir unwahrscheinlich vor.«
»Das kommt öfter vor, als du denkst. Du hättest
deine eigene Zeitung lesen sollen, als ich noch für dich
gearbeitet habe«, zog ich sie auf.
»Ich habe jedes Wort gelesen, daß du geschrieben
hast.«
Sie
lächelte
mit
einem
betörenden
Augenaufschlag.
Gael steckte sich eine Camel an. »Meiner Meinung
nach hat jemand Cotton angeheuert, um Joe zu
ermorden, und ihn dann beauftragt, dich zu töten. Sieht
aus, als gäbe es da etwas, das vertuscht werden soll.
Und dann möchte jemand anders herausfinden, was du
weißt, und schaltet Cotton aus, bevor er dich erwischt.«
Sie zeichnete mit Hand und Zigarette geometrische
Muster in die Luft, um ihre Theorie zu
veranschaulichen.
»Ich weiß aber nichts, wofür mich irgend jemand
umbringen wollen würde«, wandte ich ein. »Das ergibt
einfach keinen Sinn.«
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»Jemand denkt aber, daß du etwas weißt. Ob dem so
ist oder nicht.«
Ich knetete meine Stirn. »Laßt uns aufhören. Ich
kriege schon Kopfschmerzen.«
Katherine sah auf ihre Armbanduhr und gähnte. »Es
ist schon weit über meine Schlafenszeit. Auch wenn ich
vermutlich nach alldem kein Auge zutun werde.«
»Ich bestimmt auch nicht«, meinte Lily.
Gael schnitt mir heimlich eine lüsterne Grimasse und
stieß unter dem Tisch nach mir. Ich trat so fest zurück,
daß sie ein unterdrücktes Stöhnen von sich gab.
Katherine merkte, daß etwas vorging, und warf uns
warnende Blicke zu. Schon führte sie sich als Lilys
Beschützerin auf.
Wir wünschten einander gute Nacht, umarmten uns
reihum und liefen zu den Autos. Mittlerweile schüttete
es wie aus Kübeln.
»Würdest du noch auf ein Glas mit zu mir kommen?«
Ich hatte einen Frosch im Hals. Meine Nerven waren so
straff gespannt, daß ich vermutlich wie eine Geige
schwingen würde, sobald mich jemand leicht anstieß.
»Wohin du willst.«
Ich warf das Auto an und fuhr zu mir. Es war nicht
weit. Wir rannten durch den Regenvorhang zur Haustür
und drückten uns unter die gestreifte Markise, bis ich
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aufgeschlossen hatte. Anice sprang aufgeregt auf und
nieder, als wir hereinkamen.
»Na, Anice, kennst du mich noch?« fragte Lily und
nahm sie schwungvoll in die Arme. Anice quiekte und
tat, als ob Lily sie gekniffen habe. Lily lachte, nannte sie
ein Dummerchen, trug sie zur Couch und ließ sich mit
der Hündin auf dem Schoß dort nieder. Ich stellte die
Heizung im Kamin an und hängte unsere Mäntel weg.
In der Küche mixte ich uns Drinks, drehte das Radio an
und brachte Lily ein Glas. Sie trug wieder Rot an diesem
Abend und war so schön, daß es mir den Atem
verschlug.
Anice auf Lilys Schoß räkelte sich schamlos auf den
Rücken, und Lily massierte ihr Brust und Beine. Anice
war hingerissen, ihr Maul zu einem kleinen O geöffnet.
Sie drehte den Kopf ein wenig, um zu sehen, ob ich
auch zuschaute. Sie hatte ihr Gesicht in die Soße ihres
Abendessens gehängt, und ihr Bart war völlig verklebt
und stand in fünf oder sechs Strähnen ab wie ein
vielzackiger Stern. Sie war ein wandelnder Schandfleck,
und ich sagte es ihr. Sie blinzelte nicht mal.
»Mir gefällt es«, sagte Lily bewundernd, als hätte
Anice sich den Bart extra so zurechtfrisiert. »Es sieht
wie ein Kunstwerk aus.«
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Anice drehte ihren Kopf wieder zu mir und hätte mir
sicher die Zunge herausgestreckt und mich
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