Heißer Winter in Texas
mußte.
Warum zum Teufel hatte ich nur zugesagt? Ich mußte
den Verstand verloren haben.
Ich stand auf, streckte mich und mir fiel ein, daß
mein Ford Benzin brauchte. Ich ließ den Mechaniker
weiterarbeiten und tankte selbst. Fasziniert betrachtete
ich die Glaskugel auf der Zapfsäule, wie hypnotisiert
von den sich drehenden Ziffern, die die Summe
mitzählten. Viereinhalb Cent pro Liter – diese
Ölgesellschaften waren Aasgeier. Ich kramte das Geld
aus meiner Tasche, ging zur Garage hinüber und rief
dem Mechaniker zu, daß ich es auf dem Tisch im Büro
lassen würde. Er brüllte irgendwas zurück, das ich als
Einverständnis deutete.
Anice stand auf meinen Schoß und scharrte mit den
Vorderpfoten am Fenster, als wir durch die Innenstadt
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fuhren. Ich bog in eine Seitenstraße, durch deren Mitte
eine Abwasserrinne verlief, und rollte langsam bis zum
Eingang des Lagerhauses. Ich hatte mir auf dem Weg
durch die Innenstadt Zeit gelassen und den Anblick der
bunten, blinkenden Lichter genossen. Ich war nicht
unbedingt wild darauf, heute abend diese Gegend
aufzusuchen – und nicht nur heute abend, sondern
überhaupt im Dunkeln. Die Straßen waren leer, finster,
deprimierend und feucht. Ich hielt vor der Treppe zur
Laderampe
an
der
Vorderfront
des
roten
Backsteingebäudes. Die großen Rolltüren waren für die
Nacht mit eisernen Gittern gesichert, die hoch- und
runtergelassen werden konnten. Das Dach über der
Laderampe bestand aus schweren Eichenbrettern und
ruhte auf quadratischen Trägerbalken. In der Mitte des
Gebäudes gab es eine Holztür normaler Größe, die
aussah, als würde sie notfalls einem Indianerangriff
standhalten. Ich nahm die Taschenlampe aus dem
Handschuhfach und machte mich auf zur Treppe. Dann
ging ich zum Auto zurück und holte Anice. Ich legte sie
an die Leine. Mit wichtiger Miene stand sie da und
wartete, daß ich sie aus dem Wagen hob. Ihr war völlig
klar, daß sie gebraucht wurde, um mich zu beschützen.
Sie war zu klein und dick, um die Stufen zur Rampe
hochzukommen, und so trug ich sie hinauf. Ich
marschierte zu der Tür und klopfte. Bei der Größe des
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Gebäudes und der Dicke der Tür hätte ich genausogut
eine Daunendecke mit einem Mehlfladen bearbeiten
können. Ich benutzte den Griff der Taschenlampe, ohne
daß sich etwas tat. Ich probierte die Klinke, und es war
nicht abgeschlossen, also schob ich die Tür auf und ging
hinein.
Das Lagerhaus war riesig und von ein paar Sechzig-
Watt-Birnen so spärlich beleuchtet, daß sie sich die
Stromrechnung hätten schenken können, indem sie ein
Dutzend Glühwürmchen in ein Glas steckten und es an
die Decke hängten. Die Funzeln warfen groteske
Schatten, in denen grausige narbengesichtigte
Axtmörder lauern konnten. Ich faßte in meine
Hosentasche und tastete nach meinem Revolver. Er
fühlte sich kalt und hart und beruhigend an. Ganz
hinten rechts in der Ecke war ein abgeteilter Verschlag,
eine Art Büro mit Fenstern von etwa Brusthöhe bis
unter die Decke. In der Mitte davon baumelte eine trübe
nackte Birne an einem Kabel. Ich steuerte in diese
Richtung.
»Hallo!« brüllte ich, damit mich niemand aus
Versehen erschoß.
In dem Büro erhob sich jemand und fuhr mit den
Fingern durch kurzes rotgraues Haar.
»Wer ist da?« brüllte er zurück.
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»Ich bin Alice Toklas von der Staatsanwaltschaft«,
schrie ich.
Ich betrat das Büro und versuchte, eine offizielle
Miene aufzusetzen. Hoffentlich war dieser Mensch nicht
allzu
befremdet,
daß
eine
Beamtin
der
Staatsanwaltschaft ihren Hund zu offiziellen Anlässen
mitnahm. Anice trottete voran, beschnüffelte den
Lumpen, der als Fußabtreter diente, ging in die Hocke
und pinkelte, damit dieser Fremde gleich sah, wer hier
Herrin der Lage war. Ich grinste beifällig, um zu
signalisieren, daß es bei der Staatsanwaltschaft Routine
war, einen Hund mitzubringen, der auf Fußabstreifer
pißte.
»Sind Sie James Woods?« fragte ich.
»Ja.« Er sah mich mißtrauisch an und kratzte sich am
Hintern. Manche Männer können danach klarer denken
– andere müssen sich am Sack kratzen. Er bekam einen
leicht glasigen Blick, starrte vor sich hin und schubberte
bedächtig. »Was wollen Sie?«
»Wenn Sie für ein paar Minuten Ihre Finger aus dem
Hintern nehmen könnten«, schnarrte ich, »würde ich
Ihnen gern einige Fragen über die Waffen stellen, die
hier vor etwa zwei Wochen gestohlen wurden.«
Anscheinend bilden
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