Heißer Winter in Texas
sich diese Knaben ein, daß sie
unsichtbar sind, solange sie sich kratzen. Er besaß
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immerhin den Anstand, zu erröten und mit dem Fühlen
aufzuhören.
»Ich dachte, die Untersuchung ist abgeschlossen.«
»Dann haben Sie falsch gedacht.« Ich schätzte, wenn
ich mit etwas durchkam, dann nur mit größtmöglicher
Grobheit. »Die ganze Geschichte stinkt nach Polizeifilz
schlimmster Art, und glauben Sie mir, Sergeant Woods,
unser Staatsanwalt hat endgültig genug von dieser Art
Filz und Korruption, wie Sie wahrscheinlich schon in
der Zeitung gelesen haben. Er haßt geschmierte
Polizisten und ist bekannt dafür, sie ziemlich unsanft an
den Eiern zu fassen zu kriegen.«
Er nickte. Schweißperlen zeigten sich auf seiner Stirn
und seiner Oberlippe. Seine Zunge fuhr nervös über
seine Lippen. Er wich ein paar Schritte zurück, bis seine
Waden die eiserne Liege berührten, auf der er bei
meinem Eintreffen gedöst hatte. Ich konnte seine Angst
quer durch den Raum riechen. Sie schlug mir aus seinem
Whiskeyatem entgegen. Innmitten seiner blassen,
aufgedunsenen Züge stach seine rote Nase hervor wie
eine Handvoll Schlamm auf einem Kirchenaltar. Seine
Blicke schossen zwischen mir und dem Kissen auf der
Liege hin und her.
»Na los«, sagte ich. Ich wußte, daß ich ihn hatte.
»Nehmen Sie einen Schluck. Ich werde es für mich
behalten. Sie sehen aus, als könnten Sie es gebrauchen.«
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Er war mitleiderregend, als er unter das Kissen griff
und eine Flasche hervorholte, deren Inhalt wie
Schafspisse aussah. Soviel zum Land der Rinderherden.
Hastig nahm er ein paar Schluck und erschauerte
krampfartig. Er zog ein Gesicht, als ob der Schnaps
nach Scheiße schmeckte, trank aber noch einen Schluck.
»So, und jetzt erzählen Sie mir alles über die Nacht,
in der die Waffen gestohlen wurden.«
Seine Blicke hetzten umher wie die einer Ratte, wenn
ein Terrier vor ihr steht. Er wischte sich mit dem
Handrücken den Mund ab, dann holte er tief Luft wie
ein bedeutender Redner.
»Also, es war so gegen halb neun. Ich lag hier und
hab‹ Radio gehört, als die Hölle losbrach. Zwei Typen
mit Gewehr und Revolver. Sie fesselten mich mit dem
Gesicht nach unten an das Klappbett. Sie drohten mir,
mich zu erschießen, wenn ich mich wehrte. Da war
nichts zu machen. Dann sind sie ins Lager
verschwunden und haben die Gewehre geklaut.«
»Wieviele Gewehre waren das?«
»So tausend.«
»Tausend?« Mein Aufschrei war außerplanmäßig. Die
Gerüchteküche hatte von etwa hundert Stück
gesprochen. Deshalb hatte ich der Affäre auch nicht
allzuviel Aufmerksamkeit geschenkt. Wer scherte sich
schon um hundert Gewehre? Tausend Stück waren ein
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ganz anderes Paar Schuhe. »Das Verladen muß doch die
ganze Nacht gedauert haben.«
Er zuckte die Achseln. Die Schafspisse wirkte und
machte ihn mutiger.
»Sie müssen zum Wegschaffen Hilfe gehabt haben,
und außerdem mindestens zwei ziemlich große
Lastwagen.«
»Ich weiß nicht. Vielleicht. Hab‹ nichts gesehn. War
ja die ganze Zeit gefesselt«, sagte meine sprudelnde
Informationsquelle. Seine Aussprache wurde langsam
undeutlich, sein Ton mißlaunig. Ich hätte ihm am
liebsten mit Gewalt den Rotz aus der Nase gezogen.
Natürlich im übertragenen Sinn.
Meine Gedanken rasten mit Lichtgeschwindigkeit.
Ideen purzelten durcheinander wie Besoffene auf dem
Tanzboden. Wie konnten mitten in Houston so viele
Kanonen spurlos verschwinden? Ich hätte längst etwas
darüber hören müssen, wer sie hatte oder wo sie waren.
Ich konnte nicht recht glauben, daß nach so einem
Streich zwei ganze Wochen vergangen sein sollten,
ohne daß jemand geplappert hatte.
Ich versuchte es mit Bohren. »Haben Sie was
aufgeschnappt, wo das Zeug hin sollte?«
Er schüttelte nur den Kopf. Seine Lippen waren fest
zusammengepreßt, seine Hände umklammerten seine
Knie.
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»Haben sie das Zeug vielleicht nach Norden
geschafft? Oder möglicherweise nach Galveston?«
stocherte ich hartnäckig weiter.
Er gab keinen Ton von sich.
»Sind Sie sicher, daß Sie nichts gehört haben?«
Er saß da wie ein Holzklotz.
»Wahrscheinlich sind sie per Schiff außer Landes
gebracht worden.« Das war das einzige, was Sinn
ergab. In meinem Kopf klickte etwas – ich erinnerte
mich, daß Bill Oswald vor etwa hundert Jahren genau
das gesagt hatte. Bill wußte immer alles. Er hatte mir
die Antwort schon gegeben. Warum in drei Teufels
Namen hatte ich ihm nicht richtig
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