Heißer Winter in Texas
gefährlich. Er hatte das Scharmützel
keines Blickes gewürdigt. Seine kleinen, gemeinen
schwarzen Knopfaugen waren kalt wie Radkappen im
Schnee.
»Was wollen Sie denn machen, Wade? Mich für zwei
Morde festnehmen, die Sie selbst begangen haben? Was
haben Sie vor – mich auf dem Weg umlegen und
behaupten, ich hätte zu fliehen versucht? Sie können
sich doch beim besten Willen nicht einbilden, daß Sie
mit dem alten Hut wirklich durchkommen.«
Er antwortete nicht. War sein Grinsen vielleicht einen
Hauch breiter geworden?
»Frank weiß schon, daß Sie es waren. Er stellt gerade
den Haftbefehl auf Sie aus«, log ich.
Unbeeindruckt starrte er mich an.
»Sie glauben mir nicht? Rufen Sie Susie Noble an.
Fragen Sie sie. Er war vorhin dort und hat Fragen über
Sie gestellt, Wade. Na, los – rufen Sie an. Natürlich
werden Sie ein anderes Telefon benutzen müssen als
das da.« Meine Gedanken wirbelten, ich mußte ihn aus
dem Zimmer kriegen.
Ich glaubte zu sehen, daß sein Lächeln eine Spur
nachließ, kaum wahrnehmbar. Delacroix mußte es auch
gesehen haben.
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»Verdammt nochmal, Wade! Hör nicht auf sie.
Merkst du denn nicht, daß sie lügt? Mach endlich und
schaff sie hier raus.«
»Seien Sie kein Narr, Wade«, bellte ich. »Sie stecken
schon tief genug drin, ohne daß Sie mich auch noch
umbringen. Machen Sie denn alles, was dieses reiche
Schwein befiehlt? Sie können ja doch nicht immer
weiter einfach alle umlegen, die etwas wissen.«
Ich sah Schweißtropfen auf seiner Stirn. Ich hoffte,
daß Angst der Auslöser war und nicht das Feuer, das
gemütlich im Kamin flackerte. Es kam mir ganz seltsam
vor, daß etwas so ungetrübt Behagliches wie ein
Kaminfeuer es in diesem Raum aushielt. Ein bißchen
wie ein Sänger, der singt und singt, während das
Publikum von Maschinengewehren niedergemäht wird.
Wade mußte im Augenblick ziemlich unter Druck
stehen.
»Wirst du sie jetzt endlich umlegen, du Trottel!« fuhr
Delacroix ihn an. In Wades Blick veränderte sich etwas.
»Mögen Sie es, wenn man Sie einen Trottel nennt,
Sergeant? Für ihn werden Sie das immer sein, das
wissen Sie doch. Sein Trottel vom Dienst. Nichts als
seine uniformierte Marionette. Jemand, den er sich hält,
um seinen Dreck aufwischen zu lassen, so wie er das
Hausmädchen die Toilette putzen läßt«, höhnte ich
weiter. »Wieviel hat er hingelegt dafür, daß Sie die
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Gewehre klauen? Bei dem Preis, den Sie für die
Geschichte zahlen werden, hoffe ich nur, es hat sich
gelohnt. Und diese beiden Pinsel, die er angeheuert hat,
um in meine Wohnung einzubrechen und nach einer
Story über diese verfluchten Knarren zu suchen, die ich
überhaupt nie geschrieben habe. Und siehe da, es fand
sich mein Adreßbuch mit Joes Namen darin. Er hat Sie
doch in der Nacht noch angerufen und angewiesen, Joe
zu erledigen, nicht wahr? Und Sie, folgsam wie ein
Hündchen, haben es getan.«
Ich unterbrach mich, um zu sehen, ob er reagierte.
Fehlanzeige. Nur, daß Andrew Delacroix mit einem Mal
beherrschter, gelassener und überlegener als je zuvor
aussah. Lily saß auf ihrem Stuhl und schaute allem zu.
Dann und wann rollte langsam eine Träne über ihre
Wange.
»Vielleicht hatten Sie gar nichts dagegen, Joe zu töten
– auf diese Weise gehörte Colette Ihnen allein. Und Joes
Anteil an der Beute, das sollten wir auch nicht
vergessen. Aber Sie müssen Joe vermissen. Schließlich
war er ein guter Freund von Ihnen.« Ich lachte leise.
Wade machte endlich den Mund auf. »Nur zu Ihrer
Information, niemand brauchte mir zu sagen, daß ich
Joe erledigen mußte – er wollte plappern. Sein
verdammtes Gewissen hat ihn schließlich reingeritten.«
Er grinste höhnisch und griff unter seinen Mantel, zog
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eine 45er aus dem Schulterhalfter und richtete sie auf
mich.
Jetzt war es an Andrew Delacroix, leise zu lachen.
Die Mündung der Waffe war etwa so groß wie das Rohr
einer Ölleitung. Jeder Zoll meines Körpers schmerzte,
als hätte ich die Grippe. Ich erwog, mich zu setzen. Er
würde nicht so leicht erklären können, wie es kam, daß
eine Mordverdächtige beim Fluchtversuch auf der
Couch saß, als er schießen mußte. Andererseits würde
ich so meine Waffe nicht schnell genug aus der Tasche
ziehen können. Genauer betrachtet, würde ich das wohl
auch im Stehen kaum schaffen, aber ich blieb für alle
Fälle trotzdem stehen. Ich verlagerte mein Gewicht aufs
linke Bein, weil mein Knie schmerzte. Bei
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