Heißer Winter in Texas
meiner
Bewegung entsicherte Wade den Revolver.
»Los jetzt«, knurrte er. »Es interessiert mich nicht
mal, ob sie mir glauben oder nicht. Dich fertigzumachen
wird mir jedenfalls ein Vergnügen sein.«
Lily schluchzte leise. Ich wußte diesen Ausdruck ihrer
Zuversicht zu schätzen.
»Halt, warten Sie doch, Wade«, greinte ich und haßte
mich selbst dafür, aber ich sah, wie er es genoß und daß
es ihn ein wenig entspannte. Gut. »Ich will bloß noch
ein bißchen mehr wissen, bevor wir gehen.«
Er sagte nichts, aber er kam auch nicht auf mich zu.
Ich hoffte, es würde ihn nicht stutzig machen, daß ich
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meine Hände in den Taschen behielt, obwohl es warm
im Zimmer war. Andererseits, warum sollte er damit
rechnen, daß ich bei einem privaten Besuch eine Waffe
dabei hatte.
»Also, Colette kam dahinter, daß Sie Joe getötet
haben. Entweder hat sie es Ihnen gesagt, oder Sie haben
mitgehört, als sie mit mir telefonierte, oder Sie haben
einfach an ihrer Art gemerkt, daß sie Bescheid wußte.
Also brachten Sie sie um. Okay.«
»Ich hatte deine Karte auf dem Cocktailtisch liegen
sehen, da wußte ich, daß was faul war. Ich fragte sie
danach, und sie fing an zu plärren und herumzulügen –
ich hasse verlogene Plärrsusen.«
»Das erklärt natürlich, warum Sie ihr den Schädel
eingeschlagen haben. Erinnern Sie mich also daran,
nicht zu plärren.« Ich grinste Andrew Delacroix an.
»Nur um sicher zu sein, daß mir nichts entgangen ist –
Sie haben die Gewehre stehlen lassen, um sie nach
Bolivien zu schicken, oder? Darauf bin ich schließlich
gekommen. Es hat ein Weilchen gedauert, weil ich
etwas schwer von Begriff bin. Dann fand ich neulich in
der Zeitung ein Bild von Joe Allard, Oberhaupt der
Curtiss-Wright-Fluggesellschaft und angeklagt, Waffen
nach Bolivien geschmuggelt zu haben. Der Kongreß hat
zwar strikte Neutralität beschlossen und Order
gegeben, sich aus dem Grenzkrieg zwischen Bolivien
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und Paraguay herauszuhalten, aber das macht ja nichts.
Ihr reichen Jungs steht schließlich über dem Gesetz,
nicht, Delacroix? Warum zum Teufel halten Sie sich
bloß für so erhaben?«
Er zuckte die Achseln und lächelte spöttisch. »Ich
halte mich gar nicht für erhaben – es ist nur von Zeit zu
Zeit unumgänglich, sinnlose, von einem weltfremden
Kongreß verabschiedete Gesetze zu übertreten. Unsere
Gesetzgeber erkennen manchmal nicht, was das Beste
für unser Land und seine Bündnispartner ist. Bolivien
braucht unsere Hilfe – und übrigens habe ich in der
bolivianischen Armee den Ehrentitel eines Colonels,
Miss Carpenter.«
»Soll das ein Witz sein?« explodierte ich. »All das
nur, weil der arme kleine reiche Junge Krieg spielen
will? Ich hätte ja wissen müssen, daß Sie verrückt sind,
als ich Ihr Kriegsspielzimmer da drüben gesehen habe.
Lily sagte, Ihr Vater hat Ihnen diesen Scheiß vererbt.
Was zum Teufel ist in diesem Haus eigentlich los – Sie
spielen Krieg und lassen Leute ermorden, um Ihren
toten Vater zu amüsieren, und Lily hat einen
sadistischen Irren geheiratet, um ihre Mutter glücklich
zu machen. Zu schade, daß ich umgelegt werde und
nicht mehr nachhaken kann, was wirklich mit Lilys
erstem Ehemann passiert ist. Ich frage mich, wo Sie in
der Nacht waren, als er starb. Aber ich schätze, das
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spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Sie sind definitiv für
den Tod von drei Menschen verantwortlich!«
Wade sah verwirrt aus, als ich das sagte.
»Oh, und ob, Wade. Haben Sie denn nicht von
Cotton Peeples gehört? Diese dumme kleine
Vogelscheuche. Damit hatten Sie nichts zu tun, Wade,
oder?« Ich wandte mich wieder Delacroix zu, der
gelangweilt die Brauen hob. Nichts berührte ihn.
»Das hat mich tatsächlich verwirrt, Mr. Delacroix.
Eine Zeitlang dachte ich, Cotton wollte mich
umbringen. Da kann man mal sehen, wie selbstbezogen
ich bin. Es hat ein bißchen gedauert, bis ich darauf kam,
daß er es auf Ihre Frau abgesehen hatte. Ich fragte mich
immer wieder, woher er gewußt haben sollte, daß ich
am Rice Hotel sein würde. Hatte er nicht. Aber er hatte
gewußt, daß Ihre Frau da sein würde. Sie hat mir selbst
gesagt, daß sie jeden Freitagabend hingeht. Sie haben
also versucht, sie ermorden zu lassen. Warum? Wegen
ihres Geldes? Oder waren Sie es einfach leid, mit einer
zusammenzuleben, die Sie nicht liebt? Warum haben Sie
nicht einfach die Scheidung eingereicht, Sie
wahnsinniges Arschloch? Es war das Geld, oder?
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