Heißer Zauber einer Nacht
Cape, das sie einst in einem Modemagazin gesehen hatte. Doch sie beklagte sich nicht, denn die dunkle Wolle bedeckte ein wenig ihr verräterisches Kleid, und nach den Rufen hinter ihnen zu schließen, hatten sich ihre Verfolger nicht durch das Gewirr der Fahrzeuge und Pferde in der dunklen Straße aufhalten lassen.
»Findet Euer Fahrer dies nicht ungewöhnlich?«, fragte Georgie und überlegte, ob es Colins Gewohnheit war, mit verruchten Frauen zu flüchten und von einem ärgerlichen Mob verfolgt zu werden.
»Er ist nicht mein Fahrer«, gab Colin über die Schulter zurück. »Er arbeitet für Temple. Und wenn Ihr meinen Cousin kennen würdet, dann würdet Ihr unsere missliche Lage keinesfalls als ungewöhnlich betrachten.«
Als sie die Straße überquert hatten, lief Colin weiter den Block entlang, bis sie zu einer Gasse gelangten.
Er bog in den schmalen Weg ein, dem herumliegenden Abfall ausweichend.
Zu ihrem Entsetzen stolperte Georgie wieder einmal. Diesmal landete sie mit dem Gesäß auf dem schmutzigen Kopfsteinpflaster. Colin drehte sich um und zog sie hoch. Und schon hetzte er mit ihr weiter.
»Mein Schuh!«, rief sie, als sie den kalten Boden unter dem bestrumpften Fuß spürte. »Ich habe meinen Schuh verloren.« Sie wollte zurücklaufen, um ihn zu holen.
»Vergesst ihn«, sagte er schärf, packte sie wieder an der Hand und zog sie in den Lampenschein am Ende der Gasse.
»Aber ich will meinen Schuh zurück«, beklagte sie sich, während sie in der dreckigen Gasse ihr einziges Paar Seidenstrümpfe ruinierte.
»Ich kaufe Euch morgen einen Laden voll neuer Schuhe.«
»Ich will keinen Laden voll, ich will m einen Schuh.« Georgie blieb wieder stehen. »Außerdem haben diese Männer gesagt, Ihr hättet überhaupt kein Geld.«
»Ich habe genug«, erklärte er. »Es sei denn, Ihr wollt Euch das Geld für den Schuh von diesen Kerlen geben lassen.«
Wie um Colins Worte zu unterstreichen, schrie Hinchcliffe am Zugang der Gasse, aus der sie soeben gekommen waren, »Da sind sie!«
»Wollt Ihr jetzt zurückgehen?«, fragte Colin und zog sie wieder hinter sich her.
»Nein«, murmelte sie widerstrebend und betrauerte im Stillen den Verlust von Mrs Tafts schönem Schuh. Wenigstens habe ich noch einen davon, sagte sie sich.
Sie überquerten eine andere Straße und liefen durch eine weitere Gasse. Als Georgie dachte, sie könnte keinen
Schritt mehr schaffen, blieb er plötzlich stehen, und sie prallte gegen seinen Rücken.
Es war, als wäre sie gegen eine Wand von Muskeln gerannt.
»Hier rein«, flüsterte er und zog sie in einen dunklen Hauseingang. Er zog die Decke um sie beide, und sie versteckten sich in der Dunkelheit, während ihre Verfolger vorbeiliefen.
Georgie legte die Hand auf seine Brust, um sich zu stützen, denn ihre zitternden Beine drohten nachzugeben. Als sie sich näher zu ihm neigte, sich von seinem Körper einhüllen ließ, verstand sie plötzlich Lady Finchs Warnungen vor liederlichen jungen Männern.
Denn als sie in diesem dunklen Hauseingang stand, an Colins allzu männlichen Körper gedrückt, sympathisierte sie aus ganzem Herzen mit den jungen Frauen, die sich verführen ließen, auf Abwege zu geraten.
In diesem Augenblick wünschte sie sich nichts mehr, als in seine Arme zu sinken und den Kopf an seine Brust zu schmiegen. Zu spüren, wie er ihre Haarnadeln löste und ihr verlockende Angebote ins Ohr flüsterte, während er sie zu entkleiden begann.
Die Sehnsucht nach der Erfüllung bisher unbekannter Gefühle erwachte in ihr, und sie wusste, dass sie nie wieder dieselbe sein würde.
Selbst nachdem Hinchcliffe und seine Gefährten verschwunden waren, blieb Colin angespannt und bereit, sie zu beschützen.
Sie würde sich bestimmt nicht aus der Wärme dieses Mannes lösen, der vom Schicksal bestimmt zu sein schien, ihr Retter zu sein - in mehr als einer Hinsicht, wenn es nach ihr ging.
Sie blickte zu ihm auf und sah, dass er sie anstarrte.
Georgie wusste nicht, was sie zu sehen erwartet hatte, doch es war nicht dieses mutwillige, feurige Glühen in seinen Augen ... dieses verwegene Lächeln, das um seine Lippen spielte, während sein Körper angespannt und bereit war.
Er freute sich! Und so schwer ihr das Eingeständnis auch fiel, sie freute sich ebenfalls - über die Wärme seines Körpers, die sie einhüllte, während er beschützend den Arm um sie gelegt hatte. Sie glaub t e seinen Herzschlag unter ihren Fingerspitzen trommeln zu hören, als wolle er damit etwas in ihr
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