Heißer Zauber einer Nacht
ablenken.
Bei diesem Gedanken lächelte er. Sie wäre eine köstliche Ablenkung, doch dort, wo er hinsegelte, konnte er sich keinerlei Ablenkung erlauben.
Während offiziell all sein Besitz und Geld vom Gericht beschlagnahmt worden war, besaß er immer noch ein Herrenhaus im Lake Distrikt, das unbenutzt war. Dorthin konnte er sie schicken, zusammen mit einem Einkommen, das sicherstellte, dass es ihr an nichts mangelte.
Aber wenn er nicht zurückkehrte? Was würde dann aus ihr werden? Und was war, wenn sie ein Kind bekam?
Es blieb nur eine Wahl. Er musste sie heiraten. Das war das Einzige, was er tun konnte. Außerdem war es ehrbar und richtig.
Aber wie? Und so kurzfristig?
Dann erinnerte er sich an die Sondergenehmigung in seiner Jacketttasche. Sie enthielt nicht den Namen der Braut, denn sie war auf Nelsons Bitte hin auf die Schnelle vom Erzbischof ausgestellt worden. Irgendwie war in Nelsons Korrespondenz Lady Dianas Name vergessen worden, sodass der Erzbischof eine Fußnote hinzugefügt hatte, wonach der Name der Braut von dem Geistlichen eingetragen werden konnte, der die Trauung vollzog.
Colin lächelte vor sich hin. Er würde Georgie heiraten. Er würde sie zum örtlichen Geist li chen schleppen und sie heiraten. Beim ersten Tageslicht. Und wenn der Vikar der ungewöhnlichen Bitte nicht nachkam, würde er den guten Mann bestechen.
Verdammt, er würde es sofort tun, doch er bezweifelte, dass der Vikar zugänglich war, wenn er um zwei Uhr morgens geweckt wurde.
Nein, es gab angenehmere Möglichkeiten, die Stunden zu verbringen. Schließlich war dies seine Hochzeitsnacht.
Georgie schreckte aus dem Schlaf wie fast jeden Morgen: schweißgebadet, den Gestank von Feuerrauch in der Nase, der sie immer in ihren Träumen verfolgte.
Nein, bitte nicht schießen ... Die verzweifelten Worte erstarben, bevor Georgie sie herausschreien konnte.
Es dauerte einen Moment, bis sie ganz wach war, und an diesem Morgen wurde ihre Verwirrung noch verstärkt durch die Tatsache, dass ihr die Umgebung völlig fremd war.
Die Panik, die sich für gewöhnlich schnell legte, wurde stärker, als sich neben ihr jemand bewegte.
Sie setzte sich alarmiert auf. Sie befand sich nicht in ihrem Bett. Und sie war nicht in der ruhigen, sicheren Hütte von Mrs Taft oder im lauten, protzigen Haus von Onkel Phineas und Tante Verena.
Sie war ... bei Colin .
Ihre Wangen wurden heiß, ihr Körper erbebte, Erinnerungen kamen in ihr hoch, die noch so frisch und neu waren, dass sie sie in Erstaunen versetzten.
Dann fiel ihr ein, warum sie hierher gekommen war.
Guter Gott! Die Untersuchung! Lord Harris' Arzt würde in ein paar Stunden im Haus von Onkel Phineas eintreffen, und sie musste noch den Weg nach Hause finden.
In Panik wäre sie fast aus dem Bett gesprungen, doch sie hielt sich im letzten Moment zurück. Wenn sie nicht vorsichtig war, würde sie Colin aufwecken. Und das war das Letzte, was sie wollte.
Vielleicht bestand er darauf, sie nach Hause zu bringen.
Vielleicht?
Sie lächelte vor sich hin. Ihr Ritter, ihr Held würde bestimmt darauf bestehen. Nein, sie musste fort, und zwar schnell, bevor die Bediensteten auftauchen konnten.
Aber bevor sie flüchtete, verharrte sie einen Moment und rief sich jede Einzelheit von ihm in Erinnerung. Sein schwarzes Haar, die Kerbe und die dünne Narbe am Mundwinkel, die jetzt fast vom Bartschatten verborgen wurde.
Sie hatten sich zweimal ge li ebt; nein, erinnerte sie sich, dreimal. Und bei jedem Mal hatte sie sich noch mehr in ihn verhebt.
Es widerstrebte Georgie, sein Bett zu verlassen, und so blieb sie noch einen Moment an die Wärme seines Körpers gekuschelt. Wie sehr wünschte sie sich, ihn zu streicheln! Sie widerstand der Versuchung, denn sie befürchtete, dass er wach werden könnte.
Äußerst vorsichtig schlüpfte sie aus dem Bett. Die Morgensonne war noch nicht über den Horizont gestiegen, und so nisteten im Zimmer noch die Schatten der Nacht. Die Kerze war längst heruntergebrannt. Sie tastete am Boden herum nach ihrem Korsett und dem Hemd.
Dann schlich sie auf Zehenspitzen zum angrenzenden Arbeitszimmer, wo ihre restlichen Kleidungsstücke lagen. Sie tastete umher und fand sie, jedoch nicht ihren Schuh.
Verflixtes Ding, dachte sie. Wo, zum Teufel, kann er sein?
Wieder im Schlafzimmer, hörte sie das Rascheln der Laken, als sich Colin im Schlaf auf die Seite drehte. Sie hielt den Atem an und wartete, bis er wieder ruhig lag und gleichmäßig atmete.
Mit einem letzten Rundblick
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