Heißer Zauber einer Nacht
vergewisserte sie sich, dass ihr Schuh nirgendwo zu sehen war. Nun, sie hatte bereits den ersten verloren, und es hatte keinen Sinn, weiter nach dem zweiten zu suchen. Stattdessen entdeckte sie ein Paar Männers li pper beim Kamin, die vermutlich irgendein aufmerksamer Diener dorthin gestellt hatte. Als sie ihre Strümpfe hineingestopft hatte, passten sie fast, jedenfalls gut genug, um nicht barfuß durch die Morgenkälte laufen zu müssen.
Mit einem letzten Blick auf Colins schlafende Gestalt kam wieder die Versuchung, zu ihm zu eilen und ihn zum Abschied zu küssen.
Stattdessen blies sie eine Kusshand in seine Richtung und verheß das Schlafzimmer. Eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel und lief die Wange herab.
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Kapitel 7
Neapel, Italien Ein Jahr später
C olin ruderte leise ans Ufer, schwacher Mondschein begleitete seinen Kurs. Die schlechten Sichtverhältnisse machten ihm nichts aus, denn er hatte diesen Ausflug in den letzten zwölf Monaten zweimal unternommen, jedes Mal mit der gleichen Vorsicht, um von niemandem gesehen zu werden.
Als er das kleine Ruderboot unterhalb der palastartigen Residenz des britischen Botschafters an Land zog, fluchte er lautlos.
Sir William Hamiltons Haus wirkte wie ein Leuchtfeuer, erhellt von Hunderten von Kerzen und voller Gäste, deren Stimmen und Gelächter durch die offenen Fenster und von den Ba l konen zu hören waren.
Dies war kaum die geeignete Zeit, um seine geheimen Berichte zu überbringen, doch Nelson hatte ihn mit einer Nachricht herbestellt, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als zu versuchen, sich unbemerkt in die Villa zu schleichen.
Bevor er seinen Weg fortsetzte, blickte Colin zu den Booten, die im Hafen lagen. Er suchte das Wasser ab und versuchte sein Schiff, die Sybaris , zu entdecken, das gleich jenseits der Mündung ankerte.
Obwohl er den Ankerplatz genau kannte, konnte er es nicht sehen. Er hatte den Befehl gegeben, die Positionslampen zu löschen und strikte Stille zu bewahren, um nicht entdeckt zu werden, und anscheinend zahlten sich seine Vorsichtsmaßnahmen aus.
Am Morgen würde er mit der Sybaris ein gutes Stück von Neapel weg sein, und niemand würde wissen, dass er jemals dort gewesen war.
Er wollte vermeiden, dass jemand meldete, dass sein Schiff so nahe bei Nelson entdeckt worden war - sie mussten die Täuschung, dass Colin immer noch auf der falschen Seite stand und aus der Marine Seiner Majestät ausgestoßen war, unbedingt aufrecht erhalten.
Er kletterte den Hügelhang hinauf und in Sir Williams mit Statuen überladenen Garten. Als er sich einen Weg durch die klassisch angelegte Anlage bahnte, erkannte er, dass sich der britische Botschafter seit seinem letzten Besuch einige weitere Stücke für seine berühmte Sammlung römischer Antiquitäten zugelegt hatte.
Gerade als Colin die Deckung der Statuen verlassen und auf den Pfad hinaustreten wollte, erfüllte das helle Gelächter einer Frau den Garten und lenkte ihn ab. Colin befürchtete, von Sir Wilhams Prunkstück, Lady Hamilton, entdeckt zu werden.
»Nun kommt schon, meine Liebe«, sagte sie heiter. »Ihr müsst mir bei meiner Party Gesellschaft leisten, nachdem mein Lord Nelson sich entschieden hat, den ganzen Abend an seinen Kriegsberichten zu arbeiten. Ohne Gesellschaft werde ich mich ziemlich einsam fühlen.«
»Ich muss Euch leider enttäuschen, Mylady«, sagte ihre Gefährtin. »Ich muss zu meiner Pension zurück.«
Colin konnte die fremde Begleiterin der Frau des Botschafters nicht ganz sehen, denn sie ging auf der anderen
Seite von Lady Hamiltons, doch der Klang ihrer Stimme ließ sein Herz schneller schlagen.
Er vergaß seine Vorsicht und lehnte sich gefährlich weit in den Pfad hinein, suchte nach irgendeinem Hinweis, durch den er die Identität dieser geheimnisvollen Frau herausfinden konnte - ihre Haarfarbe, ihre Haltung, ihr Gang.
Er spähte durch das Halbdunkel des Gartens, versuchte, ihr Gesicht zu erkennen, lauschte angestrengt, um den Klang ihrer Stimme besser zu hören.
Sie ist es nicht, schalt er sich einen Narren. Sie kann es nicht sein.
Seine Hure. Seine Georgie.
In den zwölf Monaten seit dieser unvergesslich leidenschaftlichen Nacht, hatte er nur von Georgie geträumt. Sie mochte sich aus seinem Bett gestohlen haben, nicht jedoch aus seinem Herzen.
Als er wach wurde und sie fort war, brach für ihn eine Welt zusammen. Besonders als er die Laken zurückzog und die Wahrheit entdeckte.
Der Blutfleck gab Zeugnis davon,
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