Heißes Eisen
Worum auch immer es sich handeln mochte, es würde mir gewiß nicht gefallen.
26. Kapitel
Jetzt war mir unheimlich.
»Vollkommen identisch«, stellte ich fest und musterte das nackte, ausgeweidete Mädchen. Sie hing in einer Gasse hinter verlassenen Gebäuden in der Nähe der Südstadt. Diese Gebäude waren bis vor ein paar Stunden von Rattenmännern besetzt gewesen. Jetzt waren sie natürlich schon lange fort.
Im Regen und dem spärlichen Licht schien das Mädchen eine Doppelgängerin von der zu sein, die Block mir im Slum gezeigt hatte. »Das kann nicht sein, Block. Ich hab sie doch erwischt.« Daran mußte ich einfach glauben. Ich könnte es nicht ertragen, die falschen Meuchelmörder umgebracht zu haben.
Block hatte nicht so viel Angst um seinen Hintern, daß er nicht begriffen hätte, was mich bewegte. »Sie haben den Richtigen erwischt, Garrett, daran gibt es keinerlei Zweifel. Nachdem wir die Erlaubnis des Prinzen eingeholt hatten, haben wir das Haus auseinandergenommen. Sie werden kaum glauben, was wir gefunden haben. Sie müssen schon lange dort gewesen sein. Und sie haben Stücke all ihrer Opfer aufbewahrt. Im Keller lagen Leichen von Mädchen, aber es war ein anderer Typ. Ich vermute, daß sie an ihnen geübt haben, bevor sie ernst machten.«
Ich starrte die neue Leiche an und lauschte dem Summen der Fliegen. »Da war noch etwas ...« Ich erzählte ihm von den verschwundenen Kleidern und den Messern. Ich hatte rausgefunden, daß Morpheus keine Souvenirs mitgenommen hatte. Allerdings verschwieg ich Morpheus' Namen. Block würde ihn nicht gern hören.
»Davon haben Sie vorher nichts gesagt.«
»Vorher dachte ich auch, die Sache wäre erledigt. Aber ...«
»Ja, aber. Elvis!«
Ein mir unbekannter Wachmann tauchte auf. »Hauptmann?«
»Zeigen Sie Mr. Garrett, was Sie gefunden haben.«
Elvis holte ein gefaltetes Stück Papier aus der Innentasche seines Regenmantels. Drinnen lagen drei grüne Schmetterlinge. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. »Wieviel Zeit ist seit dem letzten Mord vergangen?«
»Zwölf Tage. Der hier entspricht genau dem Zeitplan.«
»Ich habe gefürchtet, daß Sie das sagen.« Ich hatte sogar fest damit gerechnet. Eigentlich wußte ich gar nicht, warum ich erst gefragt hatte. Vielleicht in der Hoffnung, daß er mich widerlegen würde.
»Der Mörder ist tot, aber die Morde gehen weiter. Wie kann das sein, Garrett?« Jetzt verstand ich, warum Block so mitgenommen war. Ihm ging es nicht nur um den Fortgang seiner Karriere.
»Ich weiß es nicht. Was ist mit dem Leichnam des alten Mannes passiert?«
»Er wurde verbrannt. Ich habe zugesehen, wie beide Leichen ins Krematorium geschickt wurden.«
»Was haben Sie mit dem Alten aus dem Slum angestellt? Haben Sie was aus ihm rausbekommen?«
»Er ist gestorben.« Block wirkte verlegen.
»Wieso?«
»Wir haben es zu nachdrücklich versucht und ihm zuviel von allem gegeben. Er hat sich einfach totgefressen.«
Ich schüttelte den Kopf. So was konnte nur mir passieren. »Haben Sie sich noch mal in der Hemilton Villa umgesehen, seit Sie das hier gefunden haben?«
»Ich habe den Bericht bekommen, bevor ich Sie aufgesucht habe. Nichts. Keine Verbindung.«
»Und was ist mit der Kutsche?«
»Sie wurde nicht bewegt. Die Räder wurden angekettet, also wäre es auch unmöglich gewesen. Und die Pferde wurden verkauft. Sie gehörten dort nicht hin. Sie waren auch Hausbesetzer.«
»Wissen Sie schon, wer das Mädchen ist?«
»Nein. Aber es wird nicht mehr lange dauern, bis wir es wissen. Sie wird schon jemand Bekanntes sein.«
Er meinte, daß sie mit jemand Wichtigem verwandt war. Keins der Opfer war bisher selbst eine wichtige Persönlichkeit gewesen, aber sie alle stammten aus einflußreichen Familien aus der Oberstadt. »Falls das Muster dasselbe ist.« Ich war verschreckt und verwirrt. Das verriet ich Block und dazu noch, daß ich nicht wußte, was wir tun sollten. »Wir sollten die Lage vielleicht besser mit dem Toten Mann besprechen, bevor wir was unternehmen. Er hat schließlich all diese Leute befragt.«
Blocks Miene hellte sich auf. »Ja. Wenn es etwas gibt, wo wir ansetzen können, dann weiß er es.«
Ich erinnerte mich an den Braten, an diesen wundervollen, teuren Braten, der mich Stunden hatte träumen lassen.
Mir war der Appetit vergangen.
»Vermutlich hat es jetzt nicht mehr viel zu sagen«, meinte ich. »Aber wissen Sie, wen wir da eigentlich gefangen haben?«
»Sie meinen, wer dieser alte Knacker
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