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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Genterli geschäftig. »Ich rufe Sie in ein paar Minuten zurück.«
    »Das haben Sie gut gemacht«, lobte der Kriminalinspektor a.D. die Telefonistin. »Wie lange haben Sie noch Dienst?«
    »Bis 21 Uhr.«
    »Mit Sicherheit kommt heute ein weiterer Anruf«, erklärte Vollmer: »Erinnern Sie bei der Ablösung Ihre Kollegin daran, daß alle Gespräche mit dem Apartment 111 unter Wahrung größter Diskretion aufgezeichnet werden müssen. Ich bin heute den ganzen Tag im Haus«, stellte er fest und bat die Telefonistin, den Rückruf aus Zürich in das Apartment von Fräulein Dr. Barbara Geliert zu legen, wo er in der nächsten halben Stunde erreichbar sei.
    »Natürlich kann man auch anderer Auffassung sein«, sagte Seligmann bei Tisch. »Aber für mich ist die ›Kronenhalle‹ zur Zeit das beste Restaurant weit und breit.« Er beträufelte seinen Lachs mit dem Saft einer halben Zitrone, räumte die Kapern beiseite und spülte mit einem Schluck Wodka nach: »Es würde mich freuen, wenn wir den gleichen Geschmack hätten.« Er sah, daß der Weinkellner noch immer im Achtungsabstand auf die Bestellung wartete: »Wenn Sie damit einverstanden sind«, wandte er sich an seinen Gast, »würde ich zum Hauptgang einen trockenen Rosé vorschlagen. Er ist nicht zu schwer, hat's aber in sich.«
    »Einverstanden«, antwortete Henry W. Feller.
    »Wenn ich die Dinge richtig sehe«, fuhr der Waffenhändler fort, »verfolgen Sie im Fall«, er dämpfte die Stimme, »Linsenbusch sowohl ideelle wie geschäftliche Interessen. Stimmts?«
    »In der Tat«, erwiderte der US-Anwalt. »Sogar in dieser Reihenfolge.«
    Der Ober brachte das farcierte Steak; er servierte nicht, er zelebrierte, und es duftete vorzüglich. Seligmann versuchte erneut zu beweisen, daß ihm der Name Linsenbusch den Appetit nicht verschlagen könne; entweder hatte er einen strapazierfähigen Magen oder er war ein beachtlicher Laienkomödiant: »Ich weiß«, sagte er, »amerikanische Steaks sind größer und auch rustikaler zubereitet, aber ich hoffe, es schmeckt Ihnen auch so. Es ist eine alte Streitfrage, ob die Gänseleber getrüffelt sein soll oder nicht, aber der Chef hier ist berühmt …«
    »Ich unterwerfe mich«, zeigte auch Feller feine Lebensart: er aß europäisch. Er verlangte kein Bier und trank offensichtlich mit Genuss Wein, Bordeaux natürlich erst am Abend. Er zeigte auch Interesse für die berühmten Gemälde an den Wänden, denn das Lokal bot neben den kulinarischen auch ästhetische Genüsse, und sein Eigentümer war oft den Kunsthändlern zuvorgekommen.
    Alle Tische wurden jetzt besetzt, doch herrschte an keinem Platznot. Die Herren in den dunklen Anzügen unterhielten sich leise, selbst noch an der Tafel diskret. Seligmann folgte den Augen seines Gastes. »Alles Bankmenschen«, erklärte er. »Sie wissen doch, was Voltaire über die Gnome gesagt hat?« Er gab sich die Antwort selbst: »Wenn ein Schweizer Bankier zum Fenster hinausspringt, setzen Sie ihm bedenkenlos nach. Es gibt bestimmt etwas zu verdienen.«
    »Warum auch nicht«, erwiderte Feller. »Und Sie scheinen ja weich gefallen zu sein«, stellte der Amerikaner lachend fest. »Beim Nachsetzen.«
    »Nicht immer«, entgegnete Seligmann. »Ich habe auch ein paar böse Bruchlandungen hingelegt.« Er prostete seinem Gast zu. »Eine Frage vorweg: Sind Sie an einem Waffengeschäft für Ihren ungenannten Klienten noch immer interessiert, oder geht es Ihnen jetzt nur noch um diesen Linsenbusch?«
    »Es geht um beides«, behauptete der Anwalt. »Im Fall Nummer eins handelt es sich nur um ein Geschäft – an guten Geschäften bin ich natürlich immer interessiert. Bei Linsenbusch liegt der Fall etwas anders: Die Erledigung dieser unbereinigten Geschichte ist für mich fast so etwas wie ein persönliches Anliegen.«
    »Verstehe«, erwiderte das Riesenbaby. »Übrigens auch für mich. Ich habe damals nicht nur aus staatsbürgerlicher Pflicht gegen den Mann ausgesagt. Ich war auch ein Geschädigter. Linsenbusch hat mich jahrelang hereingelegt. Nicht nur mich, jeden, mit dem er zu tun hatte. Er wäre völlig heil aus diesen Geschichten herausgekommen, denn er hatte es meisterlich verstanden, bei seinen Verbrechen andere vorzuschieben und im Hintergrund den feinen Mann zu spielen. Nicht zufällig war er immer für lautlose Lösungen eingetreten.«
    »Nur ist der Fall Greenstone nicht so stumm«, erwiderte Feller gewaltsam-gelassen.
    »Ich habe darüber nachgedacht«, gab der Doppelagent vor. »Das war

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