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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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allein sind, betrachte ich als ausgesprochenen Glücksfall.« René überreichte ihr die Werbekarte seiner Wasserskischule. »Wann immer Sie nach Ascona kommen«, sagte er, »betrachten Sie sich bitte als eingeladen.«
    »Aber ich bin ziemlich unsportlich«, entgegnete Sabine.
    »Seien Sie unbesorgt. Wir schaffen das. In drei Tagen mache ich aus Ihnen eine Wellenkönigin. Schwimmen können Sie doch?«
    »Das schon.«
    Er gab ihr Feuer. Sabine bedankte sich mit einem Kopfnicken. Es war jetzt 11.30 Uhr, und gleich müßte Nareike erscheinen, der Frauenexperte, den junge, attraktive Männer nicht aus der Ruhe bringen konnten. Sie war bereit, unter den von ihm selbst vorgeschlagenen Bedingungen nach Rio mitzufliegen, entschlossen, sich nichts zu vergeben und erst am Ende ihres Urlaubs die eigentliche Entscheidung zu treffen, die ihr wohl keine Wahl ließe.
    »Woran denken Sie?« fragte Puccini.
    »Entschuldigen Sie. Ich bin zerstreut«, antwortete sie und strahlte ihn an. Noch vor Tagen, vor dem Sommernachtsfest der Firma Müller & Sohn wäre es Sabine undenkbar erschienen, daß sie hier sitzen und mit einem Mann flirten könnte, und schon gar nicht mit einem jungen, gutaussehenden. So betrachtet waren ihr ältere Männer noch lieber gewesen, denn sie erwiesen sich als weniger hartnäckig und waren gezwungen, ihre wahren Absichten besser zu verstecken. Leicht beunruhigt begann sie sich zu fragen, ob an Nareikes Geschichte über die katerfeindliche Kätzin, die in eine Notsituation geraten war, etwas Wahres sei. Sabine hatte dieses seltsame Wechselspiel mit dem Mann, der der Mann ihrer Wahl werden wollte, vom Verstand her abgestoßen und vom Körper angezogen zu werden, ausschließlich auf ihn bezogen. Nunmehr ertappte sie sich bei der Vorstellung, wie es wäre, von diesem dunkelhaarigen Naturereignis in die Arme genommen und bedrängt zu werden.
    »Kennen Sie Ihren Begleiter schon lange?« fragte der unmusikalische Puccini.
    »Ja, ziemlich«, antwortete Sabine.
    »Er ist sehr nett«, begann er, Nareike totzuloben. »Aber …«
    »Aber?« fragte sie.
    »Es geht mich überhaupt nichts an, aber Sie sind so jung, so frisch, so begehrenswert, und …«
    »Und er ist so alt«, unterbrach ihn Sabine und sah, daß seine Kobaltaugen wieder blitzten. »Lassen Sie es ihn nicht hören«, fuhr sie fort. »Sonst steht er über den Dingen, aber mit seinen Jahren ist er empfindlich.«
    »Das verstehe ich«, entgegnete René. »Wenn man alt ist, möchte man jung sein, und wenn man jung ist, möchte man reich sein. Beides gleichzeitig ist leider nur sehr selten der Fall.« Er rührte melancholisch in seiner Kaffeetasse, den Wohlstand ihres Begleiters taxierend: »Da kommt er ja«, sagte er dann.
    Nareike stand in der Tür, sah sich um, lächelte, ging an den Tisch, nickte dem Jungen zu, als hätte er erwartet, ihn hier zu treffen und würde er sich sogar noch bei ihm bedanken, daß er seiner Begleiterin die Zeit vertrieben hatte.
    »Hier«, sagte er und zeigte Sabine das Ticket wie einen Blumenstrauß. »Hin und retour. Die Rückflugzeit ist offen gehalten.« Er lächelte, als applaudiere er sich selbst: »Die Visa habe ich auch. Ging ganz glatt. Reine Formsache – toll, wie sich die Zeiten geändert haben.«
    »Müssen wir noch nach Locarno?« fragte Sabine.
    »Ja«, erwiderte er. »Eine kurze Besprechung morgen früh – am Abend reisen wir dann weiter.«
    »Das ist ja prächtig«, rief René mit seinem hübschen italienischen Akzent. Auf einmal hatte er Hundeaugen, die wie bei Frauchens unerwarteter Rückkehr glänzten: »Wenn Sie nicht zu müde sind, kommen Sie doch in die ›Lello-Bar‹ direkt am Flugplatz. Da ist etwas los, wirklich. Jeden Abend. Musik, ausgezeichnetes Essen und so la la. Alle Welt trifft sich dort.« Der Wasserskilehrer strahlte die Blondine an, als sei Nareike nicht mehr vorhanden; es war eine Unverschämtheit, aber Sabines Mentor hatte im Moment Wichtigeres zu tun, als es ihm heimzuzahlen. Es war ihm widerwärtig zuzusehen, wie die Augen dieses Möchtegern-Papagallos an ihrem Décolleté klebten, wie Fliegen an der Marmelade, aber er war entschlossen, sich von einem schmierigen Spaghettifresser nicht provozieren zu lassen.
    »Ich zahle jetzt unsere Hotelrechnung, dann starten wir«, sagte Nareike.
    »Da könnten wir ja gleich um die Wette fahren«, schlug der Tessiner vor.
    »Ich gebe Ihnen einen guten Rat, junger Mann«, erwiderte Nareike spöttisch. »Treten Sie nie gegen einen Porsche an. Oder wollen Sie

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