Heißes Geld
wo das Geld ist und erfahren dafür, wo und unter welchem Namen Ihr Intimfeind heute lebt.«
»Im Prinzip sind wir uns einig«, entgegnete der Waffenhändler schnell. »Das ist, glaube ich, eine ganz solide Basis. Die Frage ist nur, wer liefert seine Information zuerst?«
»Ich habe bereits eine Vorleistung erbracht«, entgegnete der Anwalt. »Ich habe Sie gewarnt.«
»Wieso?« fragte der Gastgeber. »Und warum? Und vor wem?«
»Schließlich haben Sie Horst Linsenbusch damals in der Verhandlung vor dem Militärgericht schwer belastet. In erster Linie wurde er wegen Ihrer Aussage zum Tode verurteilt.«
»Aber zu Recht.«
»Sicher«, erwiderte Feller mit moderatem Spott: »Nur könnte der Mann anderer Auffassung sein.«
»Und wenn schon«, erwiderte Seligmann. »Ein Kriegsverbrecher. Er ist doch eine Leiche, ob er nun lebt oder nicht.« Er wurde ein wenig ärgerlich, unterdrückte es und winkte den Ober heran. »Sie schaffen doch noch ein Dessert«, wandte er sich wieder an seinen Gast. »Ich empfehle Ihnen den Salade d'orange à la mode du patron. Spezialität des Hauses, mit Walderdbeeren und Krokant angemacht. Einfach superb.« Er griff wieder nach seinem Glas, obwohl seine rosige Gesichtshaut bereits einen Purpurschimmer annahm. »Wir brauchen um die Dinge nicht lange herumzureden: Sie sagen mir, wie Linsenbusch heute heißt und wo er lebt, dann erfahren Sie von mir, wo und wie er seine Beute in Sicherheit gebracht hat.«
»Und das ist keine Vermutung?«
»Keineswegs. Ich bin Maître Krautwalds Aktivitäten – er war Linsenbuschs damaliger Kontaktmann in Genf – unter großem Zeitaufwand nachgegangen. Verstehen Sie, seine Bankverbindungen und dergleichen. Krautwald ist längst tot, aber ich konnte die Spuren dieses Anwalts gewissermaßen bis an den richtigen Bankschalter verfolgen.«
»Ich halte Sie für einen cleveren Businessman«, entgegnete Feller. »Deshalb frage ich mich: Warum sind Sie nicht längst an das Geld herangegangen?«
»Weil ich nicht herankommen kann«, erklärte der Waffenhändler. »Auch Sie nicht. Niemand schafft das. Kein Richter, kein Staatsanwalt, kein Polizist, keine Witwe, kein Erbe. Niemand. Nur Linsenbusch selbst kann das heiße Geld abheben. Verstehen Sie?«
»Nicht ganz«, behauptete Feller.
»Schweizerische Banken verfügen über eine einmalige Spezialität«, erklärte Seligmann: »Die Nummern-Konten. Wenn Sie sich ein solches einrichten, werden Sie nicht als Person geführt, sondern als Ziffer, womit die Diskretion auf die Spitze getrieben wäre. Für die Bankbeamten hat der Kunde keinen Namen, nicht einmal ein Gesicht. Auf keinen Fall heißt er zum Beispiel Linsenbusch. Er hat die Nummer dreiundsiebzig oder einhundertvierundachtzig oder sonst eine. Nur der Mann, der in der Lage ist, diese Kennummer handschriftlich als Unterschrift unter einen Beleg zu setzen, ist berechtigt, das Geld in Empfang zu nehmen.«
»Und wenn er umgekommen wäre?«
»Dann verfügte die Bank sozusagen über eine ziemlich unbefristete Leihgabe; sie hat also kein Interesse daran, von sich aus den Inhaber aufzustöbern, wenn auf dem Konto lange Zeit keine Bewegungen mehr erfolgten.«
»Aber muß nicht, laut Bestimmung, mindestens einem Bankbeamten der richtige Name des Konto-Inhabers bekannt sein?« fragte der US-Anwalt.
»Ach, du lieber Gott«, erwiderte Seligmann. »Bestimmungen sind da, um umgangen zu werden. Die Teilaufhebung der Anonymität, glaube ich, war damals noch gar nicht eingeführt, und selbst heute noch kann man jede Frage nach der Person vermeiden, wenn man einen Treuhänder vorschaltet, der dem Geldinstitut bekannt ist und bestätigt, daß er die Identität des Kontoeröffners kennt. Seien Sie doch nicht naiv, Mr. Feller«, versetzte Seligmann lachend: »Fragen Sie doch eine der zahllosen US-Holdings, die zum Beispiel in Genf angesiedelt sind.« Er lächelte wissend. »Preisfrage: Warum wohl?« Er grinste. »Die Gnome sind die ehrlichsten Hehler der Welt.«
»Ist das nun ein Lob oder ein Tadel?« fragte Feller.
»Teil, teils«, erwiderte der Spion: »Kommen wir zur Sache zurück: Ich nehme an, daß Sie zunächst Linsenbusch hinter Schloß und Riegel bringen wollen, wohin er ja auch gehört. Ihr Interesse an dem Geld, das den Greenstones abgepresst wurde, ist zwar existent, aber wohl zweitrangig. Es waren, soweit ich mich erinnere, 400.000 Dollar. Wenn wir Zins und Zinseszinsen in der großzügigsten Weise berechnen, kommen wir maximal auf 600.000. Stimmt's?«
»Ziemlich
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