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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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der Generator sarkastisch. »Bevor ich in zwei Jahren in Pension gehe.«
    Sie rauchten noch eine Zigarette miteinander.
    »Wenn ich so an die Pannen denke, die uns damals in Germany unterlaufen sind, habe ich richtig Sehnsucht nach Frankfurt«, sagte der General und sah den Rauchringen nach. Er lächelte unvermittelt. »Wann hast du Geliert zuletzt gesehen?«
    »Sigi war vor drei Jahren in den Staaten. Gruppenführung deutscher Kriminalbeamter. Er ist ein bisschen dicker geworden, aber sonst noch ganz der alte geblieben.«
    Sie dachten beide in diesem Moment an ihren deutschen Freund, der nur deshalb am Leben geblieben war, weil sich der Henker mit seinen Gehilfen und seinem auf einem ›Opel Blitz‹ montierten Fallbeil im April 45 in einem späten Schneesturm verfahren hatte. First-Lieutenant Feller hatte Sigi Geliert, der heute Kriminalrat war, im Gefängnis gerade noch rechtzeitig aufgestöbert und bei der ersten Vernehmung gefragt: »Sie sind ein politischer Gefangener?«
    Der Befreite hatte an seiner Prothese entlang gesehen – sein linkes Bein war in Stalingrad geblieben: »Da bin ich nicht ganz sicher, Herr Leutnant.«
    »Warum hat man Sie eingesperrt?« hatte Feller gefragt.
    »Ach, wissen Se, ick hab' im Zorn so 'nem Goldfasan von Kreisleiter mein Holzbeen um die Ohr'n jehau'n.« Mit Grinsen hatte der Berliner hinzugesetzt: »War det nu politisch, Herr Leutnant?«
    Politisch oder nicht, jedenfalls hatten die GIs Sigi Geliert aus dem Gefängnis geholt, bevor ihm nach dem Bein auch noch der Kopf abgetrennt worden war.
    »Ich wollte ihn schon zweimal besuchen«, sagte Feller. »Ich mußte es immer jeweils im letzten Moment verschieben.«
    »Diesmal kommst du zu deinem Europa-Trip, mein Junge«, versetzte der General. »See you tomorrow!«
    Der Anwalt fuhr ins ›Watergate‹. Er hatte Rings nicht mitgeteilt, wo er abgestiegen war, aber ein Mann wie er wußte eben alles, und das konnte für seine Zwecke nur gut sein. Er schnürte das Paket auf. Nach den ersten Seiten wurde Feller klar, daß er nicht zum Schlafen kommen würde. Nicht in dieser Nacht und nicht in vielen anderen.
    Lionel M. Rings holte ihn um zehn Uhr ab. Er steuerte den ›Cadillac‹ mit der Zivilnummer selbst. Seitdem der Untergrund-General nicht mehr im Außendienst war, konnte er auf Tarnung verzichten, zumal in Gesellschaft eines New Yorker Anwalts: »Schlecht geschlafen?« fragte er Feller.
    »Überhaupt nicht.«
    »Gut so. Hast du wenigstens gefrühstückt, Henry?«
    »Habe ich auch vergessen.«
    »Macht nichts«, tröstete der CIA-Offizier. »Wir fahren ins Grüne. Feines französisches Restaurant. Schieß los«, setzte er ohne Übergang hinzu.
    »Dieser Horst Linsenbusch hat bei seiner Flucht den CIC-Captain Littlesmith niedergeschossen. Was ist aus ihm geworden?«
    »Das ist, wie ich fürchte, ebenfalls verjährt. Aber Littlesmith gibt es noch, wenn auch nicht mehr als Captain; er arbeitet bei Ford in Detroit-Dearborn, in der Presseabteilung. Er wird nicht sehr erfreut sein, wenn du ihn auf diese Sache ansprichst. Er ist ziemlich verbittert – erst lag er fünf Monate im Military-Hospital, und später konnten wir ihn nach dieser Blamage nicht mehr lange halten, zumal die anschließend von ihm geleitete Linsenbusch-Fahndung erfolglos blieb. Vielleicht sagst du ihm besser nicht, daß du von mir kommst.«
    »Das erledige ich über Mr. Roskoe«, entgegnete Feller. »Mein Seniorpartner hat bei Ford etwa soviel Einfluß wie du im Weißen Haus. Frage Nummer zwei: Was wurde aus Saumweber?«
    »Gute Frage«, antwortete der zivile General: »No comment.«
    »Was heißt das?« fragte der Anwalt.
    »Alles, was mit diesem Mann zusammenhängt, unterliegt einer höheren Geheimhaltungsstufe.«
    »Also ist Alfred Saumweber noch am Leben und arbeitet für euch?«
    »No comment«, erwiderte Rings zum zweiten Mal.
    »Wer könnte die Enttarnung genehmigen?« fragte Feller.
    »Der Mann über mir. Der stellvertretende CIA-Direktor.«
    »Etwas dürfte feststehen«, sagte Feller. »Saumweber weiß offensichtlich mehr, als er damals ausgesagt hat.«
    Lionel M. Rings wandte den Blick nicht von der Straße: Es sah aus als hielte er Ausschau nach einem Hinweisschild zu seinem französischen Restaurant.
    Sie speisten gut, und Henry W. Feller nutzte die Pause zwischen Käse und Kaffee für ein Gespräch nach New York. In Stichworten informierte er seinen Seniorpartner und bat Mr. Roskoe um Vermittlung über Ford in Dearborn, er wollte Ex-Captain Littlesmith von

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