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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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aber Fräulein Littmann kümmert sich sehr angelegentlich um sie und steuert für ihren Lebensunterhalt laufend Zuschüsse bei.« Er sah, daß Nareike ihm folgte, mit mäßigem Interesse zwar, doch Schluckesanft hütete sich, erkennen zu lassen, daß ihn der Geschäftsführer in dieser Hinsicht nicht austricksen konnte.
    »Und das Vorleben?« fragte Nereike.
    »Für eine 29jährige ist die Dame ein ziemlich unbeschriebenes Blatt«, antwortete der Rechercheur. »Zuerst dachte ich, Fräulein Littmann wäre …«, er suchte den passenden Ausdruck, fand ihn nicht und sagte plump: »andersherum. Das ist sie nicht. Sie hatte fast drei Jahre lang ein Verhältnis mit Peter Radke, dem Teilhaber der Werbefirma, bei der sie beschäftigt war. Der Mann war verheiratet, und sie hat ihm offensichtlich die Pistole auf die Brust gesetzt. Als der Schuß danebenging, hat sie gekündigt.« Er unterbrach sich kurz und fragte mit perfider Zurückhaltung: »Wenn Sie wünschen, kann ich das natürlich noch präziser eruieren.«
    »Eigentlich nicht nötig«, entgegnete Nareike, »aber wenn Sie schon dabei sind, könnten nähere Einzelheiten nicht schaden.« Er stand auf, gab dem Detektiv die Hand. »Wie immer bin ich sehr zufrieden mit Ihnen, Schluckesanft. Ich lasse Ihnen morgen einen Vorschuss anweisen.«
    Nareike verließ das Gebäude, um sich die Beine zu vertreten. Er ging an der Seitenfront des ›Parkhotels‹ vorbei, passierte den ›Industrie-Club e.V.‹, dessen einstige Herren Hitler finanziert hatten. Einen Moment lang war er zornig auf die damaligen Herren von Rhein und Ruhr, von Kohle und Stahl. Er kehrte um, flanierte über die ›Kö‹, und seine Augen gingen auf die Weide. Düsseldorf, auch Klein-Paris genannt; an Paris wollte er auch nicht erinnert werden, obwohl er dort wie Gott in Frankreich gelebt hatte.
    Nareike warf das Schreiben an Hannelore in den Briefkasten. Niemals gab er es im Hotel auf, so wie er seine Frau auch stets von einer Telefonzelle aus anrief, seitdem das deutsche Telefonnetz weitgehend auf Selbstwählverkehr umgeschaltet worden war. Er schlenderte durch die Altstadt, besuchte drei, vier schlicht-gemütliche Kneipen und genoß obergäriges Bier. Er hatte einen langen Tag hinter sich und sann auf Zerstreuung. Vielleicht hatte er doch zuviel an seine hochbeinige Sekretärin gedacht.
    Joe Littlesmith betrat auf die Minute pünktlich die kleine Tagesbar des ›Dearborn Inn and Motor House‹, ein eher kleiner Mann mit einer entstellenden Schußnarbe an der linken Schläfe und einer eingeschlagenen Boxernase, und tatsächlich war er ja auch einmal von Horst Linsenbusch ausgeknockt worden.
    Er blieb stehen, orientierte sich kurz und ging dann auf Henry W. Feller zu.
    Etwas steif stellte er sich vor, ohne dem Gast aus New York die Hand zu reichen: »Kennen wir uns nicht irgendwoher?« fragte er.
    »Möglich«, erwiderte der Anwalt: »Wir waren mal beim gleichen Verein, vor 17 Jahren in old Germany, Sie in München und ich in Frankfurt. Wie steht’s mit Ihrer Zeit?«
    »Sie können mich haben, solange Sie mich brauchen.«
    »Dann schlage ich vor, wir nehmen zuerst zwei Highballs und später den Lunch.«
    »Ich hätte lieber einen Whisky sour«, erwiderte Littlesmith. »Wie sind Sie auf mich gekommen, Mr. Feller?« Er sah, daß sein Gesprächspartner zögerte und fragte direkt: »Durch Major Generator?«
    »Der Major ist jetzt General«, wich ihm der Jurist aus.
    »Und ich Papierkorb-Ausleerer bei der Ford-Company.«
    »Es gibt schlechtere Firmen«, antwortete Feller.
    Sie lachten beide – die Situation war entkrampft.
    »Kommen wir zu Linsenbusch.« Der frühere CIC-Offizier schoß los. »Die Pleite meines Lebens. Wir waren schon hinter ihm hergewesen, bevor er mir«, er deutete auf seine Narbe, »dieses Souvenir verpasst hat. Aber wir waren nicht die einzigen. Da wir bekanntlich acht Monate früher in Paris einmarschiert sind als in München, waren – ohne daß wir es wußten – uns die Franzosen bei der Fahndung nach den DEWAKO-Tätern um Längen voraus.« Er zündete sich eine Zigarette an, rauchte hastig. »Wir holten rasch auf. Linsenbusch und seine Schergen hatten einige Amerikaner auf dem Gewissen, darunter Joseph Greenstone, einen von Donovans Männern, nachträglich ausgezeichnet mit dem ›Silverstar‹.« Er drückte die Zigarette aus: »Wir waren entschlossen, ihn nicht nur zu ehren, sondern auch zu rächen.«
    »Just a moment«, unterbrach ihn Feller, erklärte kurz, wie er in den Besitz

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