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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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man mich in die Staaten zurückschickte, ehrenvoll, wenn auch vorzeitig aus der US-Army entlassen.«
    Der Ober fragte, ob er nebenan das Essen servieren dürfte, aber der Excaptain bat um einen weiteren Drink, als müßte er erst seinen rebellierenden Magen beruhigen. Er rauchte hektisch: »Dann möchte ich Ihnen noch etwas sagen, teurer Waffenbruder.« Er lächelte. »Künftig brauchen Sie nie mehr den Vorstand der Ford Company zu bemühen, wenn Sie von mir Auskünfte über Linsenbusch haben wollen.«
    »Allright, Joe«, antwortete Feller. »Aber Sie können sich vorstellen, daß man bei der Fahndung nach einem solchen Burschen jede Möglichkeit ausschöpft.«
    »Habe ich jahrelang getan«, entgegnete Littlesmith. »Und ich wünsche Ihnen mehr Glück, als ich hatte, Mr. Feller.«
    »Henry«, verbesserte ihn der Anwalt.
    Sie aßen. Der Ford-Mann nur Nudeln mit Tomatensoße und hinterher Cottage-Cheese mit Früchten. Feller ein ordentliches Steak. »Wo würden Sie Linsenbusch an meiner Stelle suchen?«
    »Für mich keine Frage: Wenn er noch am Leben ist, lebt er in Germany. Unter falschem Namen und vielleicht auch schon wieder ziemlich weit oben.« Unvermittelt fragte er: »Wer ist eigentlich Ihr Auftraggeber?«
    »Ich habe zwei«, antwortete der Vertreter von Brown, Spencer & Roskoe. »Der eine heißt Greenstone, der Vater; wir verwalten seinen Nachlass.« Er lächelte hungrig: »Der zweite Mandant ist der Zorn, den wir beide spüren, wenn wir an diese Kanaille denken.«
    Littlesmith nickte.
    »Wie komme ich an ein Foto von diesem Linsenbusch?« fragte Feller.
    Der Excaptain versprach, seine Unterlagen zu sichten, und das bedeutete, daß er eine alte Mappe mit unliebsamen Erinnerungen aus der Garage holen mußte. Sie kamen überein, am Nachmittag – jeder für sich – Inventur zu halten, und Littlesmith versprach gegen fünf Uhr nachmittags wieder ins Hotel zu kommen.
    Feller nickte zerstreut; in Gedanken war er schon in Frankfurt: Er mußte Sigi anrufen. Er sah auf die Uhr. Der Freund war um diese Zeit sicher nicht mehr im Amt, denn wenn die Detroiter mit dem Lunch fertig sind, flimmert über die deutschen Bildschirme bereits der Abendkrimi.
    Der Anwalt hatte Sigi Geliert von New York aus eine Fotokopie des Greenstone-Briefes per Luftpost-Express übersenden lassen. Es bedurfte keiner weiteren Erklärung; Sigi war ein Fachmann, für Fahndungsmethoden, wie auch für Naziverbrechen. Die Verbindung kam überraschend schnell zustande, und Sigi Geliert war gleich selbst am Telefon: »Dein Brief ist gestern angekommen«, sagte er. »Der Mann, den du suchst, heißt nicht Lindenbach oder Lindsberg, sondern Horst Linsenbusch.«
    »Bereits bekannt«, entgegnete Feller, verblüfft von so viel professionellem Tempo. »Wie geht es Ilona und den Kindern?«
    »Ausgezeichnet«, versetzte Sigi. »Es gibt da vermutlich Hinweise in Ludwigsburg über den Mann. Vielleicht komme ich an die französischen Akten heran – die amerikanischen kennst du ja sicher.«
    »Und deiner kleinen Schwester geht es gut?« setzte Henry das Gespräch mit verkehrten Fronten fort.
    »Bestens, aber der Balg ist keine kleine Schwester mehr.« Sigi verschwendete nur eine weitere Sekunde. »Weißt du eigentlich, ob Linsenbusch verheiratet war?« fragte er.
    »Ja, mit einer Frau namens Hilde, Hanna oder Hannelore. Kannst du damit etwas anfangen?«
    »Wenig«, erwiderte der Kriminalrat. »Außerdem gibt es keine zentrale Meldestelle in Deutschland. Wenn diese Dame überhaupt polizeilich registriert ist, dann höchstens auf örtlicher Ebene.«
    »Und Orte gibt es sehr viele in Deutschland.«
    »Wenn wir Glück haben, sind es nur Hunderttausend«, versetzte Sigi lachend. »Vertritt deine Kanzlei die Familie Greenstone?«
    »Nachträglich«, antwortete der Jurist trocken.
    »Dann werden wir uns wohl bald am Main sehen?«
    »Erraten, Sigi. Vielleicht schon in den nächsten Tagen. Kann sein, daß ich noch einen Umweg über Buenos Aires und Tel Aviv machen muß. Noch eine Bitte«, schloß Feller das Gespräch. »Ich brauchte einen deutschen Assistenten, der sich mit Behörden, Rechtsformalitäten, Zuständigkeiten und dergleichen bestens auskennt. Gegen Bezahlung natürlich. Du brauchst beim Honorar nicht kleinlich zu sein.«
    »Wird erledigt, und herzliche Grüße von Ilona und den Kindern«, rief Sigi und legte auf.
    Um fünf Uhr kam Littlesmith wieder ins ›Dearborn Inn‹, pünktlich wie der Mann, der auf der Wachrunde die Stechuhr bedient. Der Einfachheit

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