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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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schränkte Nareike ein: »Sagen wir mal 51 zu 49.«
    »Nicht ganz.« Sabine lachte spitz und spöttisch: »Ich habe eine Münze geworfen: Kopf oder Zahl. Du warst die Zahl.«
    »Jedenfalls kein Pleitegeier.«
    Sie hatten den Talkessel verlassen und erreichten die Autobahn.
    »Eine gute Nachricht«, sagte Nareike. »Meine Erbschaft ist in der Schweiz bereits eingegangen. Meine amerikanischen Anwälte haben gezaubert. Ein paar kleine Formalitäten, und ich bin reich, stinkreich.«
    »Freut mich für dich …«
    »Für uns«, verbesserte sie Nareike und drückte das Gaspedal durch. Der Wagen jagte zu schnell über die Autobahn, aber er hatte ihn sicher in der Hand. »Ich lasse mir das Geld gleich an Ort und Stelle auszahlen.«
    »In der Schweiz?« fragte Sabine.
    »Ja«, erwiderte er: »Voraussichtlich im Tessin in Locarno.«
    »Warum läßt du es nicht nach Deutschland überweisen?«
    »Kluges Kind«, erwiderte Nareike lächelnd. »Hast du schon einmal etwas vom Finanzamt gehört?«
    »Ja«, antwortete Sabine. »Mußt du so rasen?«
    »Entschuldige, aber ich kassiere nicht jeden Tag über eine Million Dollar.«
    »Von wem erbst du eigentlich so viel?«
    »Von einer alten Tante«, entgegnete er.
    »Hast du sie gekannt?«
    »Flüchtig«, erklärte Nareike. »Man soll über Tote nichts Schlechtes sagen, aber ich mochte sie nicht.« Er zündete eine Zigarette an, steckte sie Sabine zwischen die Lippen, nahm sich die nächste. »Aber von nun an wirst du aus meinem Mund nur Gutes über sie hören.«
    Sabine lachte. Der Fahrtwind wühlte in ihren Haaren. Ihre Augen glänzten. Sie lag wie hingegossen auf dem Sitz, mit übereinander geschlagenen Beinen, zu denen sich Nareikes Augen immer wieder durchstahlen.
    »Wenn du mehr auf die Straße achten würdest, als auf meine Beine«, sagte sie, »kämen wir vielleicht sicherer ans Ziel.«
    »Nichts gegen deine Beine«, alberte er. »Sie haben es in sich.«
    »Du warst auch schon geistreicher.«
    »In diesen Dingen gibt es keinen Geist«, erwiderte Nareike.
    »Sondern?«
    »Appetit, Mumm, Kraft, Verlangen.«
    »Wieso fragst du nicht, warum ich dich versetzen wollte?«
    »Nebensächlich«, entgegnete er. »Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Geld, kommt Liebe.«
    »Deine Selbstherrlichkeit ist mir zu bescheiden«, versetzte Sabine. »Wenn ich ein Mann wäre, möchte ich zum Beispiel wissen, ob mich ein Mädchen gern genug hätte zur Ehe oder ob es nur meine Erbschaft heiraten möchte.«
    »Du Romantikerin.« Nareike lachte laut und belustigt. »Ich bin nicht auf den Kopf gefallen«, sagte er dann. »Außerdem, ich weiß, daß jüngere Männer reizvoller sind als ältere. Das meinst du doch?«
    »Du bist ein Hellseher.«
    »Junge Männer haben einen schnellen Start«, erklärte Nareike heiter, »aber erfahrene einen längeren Atem. Wenn du mir Zeit gibst …«
    Sabine sah zum Fenster hinaus.
    »Junge Männer«, dozierte er weiter, »sind dumm und egoistisch, laut und kindisch.« Er wartete, bis ihm Sabine das Gesicht zuwandte. »Für sie spricht eigentlich nur«, setzte er lächelnd hinzu, »daß sie später auch älter werden.«
    »Was dir inzwischen gelungen wäre«, versetzte das Mädchen schnippisch.
    Eigentlich hatte sich Sabine vorgenommen, viel netter zu ihm zu sein. Mit einem Nabob, den man eventuell heiratete, sollte man sich besser stellen.
    »Wie war es bei deiner Mutter?« fragte Nareike.
    »Gemischt«, erwiderte sie. »Durchwachsen.«
    »Nicht das richtige Milieu für dich?«
    »Kaum«, antwortete Sabine einsilbig.
    »Du wolltest also nach Ischia fahren«, sagte er, »aber dann hast du an deine weitere Zukunft gedacht und so gerechnet: Ein Urlaub in der Schweiz wäre nicht so übel, und während der nächsten drei Wochen hättest du noch immer Zeit, dich zu entscheiden, vor allem, wenn es keine Vorschüsse auf die Ehe gäbe. Stimmt's?«
    Sabine war verblüfft. »Woher verstehst du so viel von Frauen?« fragte sie.
    »Übung macht den Meister.«
    »Ich habe dich nie üben sehen.«
    »Früher«, versetzte Nareike.
    »… als du dumm und egoistisch, laut und kindisch warst?«
    »Biest«, erwiderte er und griff nach Sabines Hand, drehte sie um, küsste sie. Sie spürte seine Zunge als einen Stich, der ihr heiß und kalt machte und fragte sich, warum sie sich immer wieder gegen ihn wehrte, obwohl ihr Körper für ihn Partei ergriff.
    Sie verließen die Autobahn und zweigten zum Bodensee ab, schoben sich immer näher an die Schweizer Grenze heran. Bevor er sie überschritt, wollte

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