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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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käme in die rechten Hände und würde auch ganz anständig bezahlt.«
    »Und das Risiko?« fragte der Besucher.
    »Würden wir teilen«, antwortete der smarte Businessman in Menschen und Waffen: »Nach meinen Erfahrungen 10 bis 20 Prozent Verlustquote.«
    »… die sich auf den Preis aufschlagen ließe?«
    Saumweber nickte und lächelte wohlwollend: »Ich sehe, Sie verstehen eine Menge von dem Geschäft.«
    »Sind Sie Schweizer?« näherte sich der New Yorker seinem eigentlichen Thema.
    »Nein. Staatenloser. Ich war gebürtiger Deutscher und habe während des Krieges für den US-Geheimdienst gearbeitet, und …«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Feller und setzte erläuternd hinzu: »Ich habe natürlich Referenzen über Sie eingeholt, Mr. Seligmann. Nach Kriegsende war ich vorübergehend selbst CIC-Officer in Deutschland gewesen.«
    »Da wären wir ja eine Art Waffenbrüder und können gleich zur Sache kommen, ohne lange um den heißen Brei herumzureden«, entgegnete Seligmann, leicht euphorisch.
    »Okay«, erwiderte der Besucher, entschlossen, dem Mann die ›Waffenbrüderschaft‹ heimzuzahlen. »Meine damalige Tätigkeit bringt mich übrigens auf ein weiteres Anliegen. Ich vertrete einen weiteren Klienten und suche in dessen Auftrag einen Mann, den Sie vor 20 Jahren sehr gut gekannt haben müssen. Sie hatten«, gab sich Feller betont umständlich, um seinen Tiefschlag um so wirkungsvoller zu landen. »In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs und dann wieder in den ersten Friedensjahren mit ihm zu tun gehabt. Damals, als Sie noch Alfred Saumweber hießen.«
    »Stimmt«, erwiderte Seligmann mehr aufmerksam als überrumpelt: »Es war mein Geburtsname. Ich habe ihn später wegen meiner Tätigkeit während des Kriegs zugunsten der USA mit behördlicher Genehmigung geändert.«
    »Ich weiß«, erwiderte der Anwalt. »Es geht auch nicht um Sie, sondern um«, er lehnte sich zurück und sah seinen Gesprächspartner aufmerksam an, als er den Namen wie einen Pfeil abschoss, »Horst Linsenbusch.«
    »Wie kommen Sie auf den Mann?« fragte Seligmann schnell und leicht gereizt.
    »Sie erinnern sich noch an ihn?« fragte Feller rhetorisch.
    »Und ob. Einen Burschen wie ihn vergisst man nie, auch wenn er längst gestorben ist.«
    »Woher wissen Sie, daß er tot ist?«
    »Es wurde lange und vergeblich nach ihm gefahndet, von sehr kompetenter Seite, die nicht nur strafrechtlich, sondern auch noch persönlich an dem Mann interessiert war. Als sich alle Nachforschungen als zwecklos erwiesen, hat man sie eingestellt«, erwiderte der frühere Doppelagent. »Schon vor vielen Jahren.«
    »Zwischen dem Papiertod und dem tatsächlichen Ableben eines Menschen besteht doch wohl ein erheblicher Unterschied, Mr. Seligmann«, entgegnete der Amerikaner süffisant. »Sagt man bei Ihnen nicht, daß Leute, die man vorzeitig und voreilig sterben läßt, hundert Jahre alt werden?«
    »Schierer Aberglaube«, erwiderte der Waffenhändler; er sprach, als redete er sich selbst zu: »Typen wie dieser Linsenbusch haben überhaupt kein Talent, alt zu werden.«
    »Der Mann ist zur Zeit 59«, konstatierte der Anwalt pedantisch.
    »Wie kommen Sie darauf, daß es ihn noch gibt? Ein Verdacht? Hinweise? Spuren?«
    »Dreimal ja«, antwortete der Jurist gemächlich. »Und in ein paar Wochen wird Ihr früherer Chef und späterer Feind amtlich, wenn auch fälschlich, für tot erklärt.«
    »Wieso?«
    »Sehen Sie sich denn den ›Bundesanzeiger‹ nie an?« fragte Feller, als hätte er ihn gelesen: »Hier wurde sein Aufgebot zur Todeserklärung vor kurzem zweimal hintereinander – auf Antrag seiner angeblichen Witwe veröffentlicht.«
    »Aber die ist doch auch verschollen«, erwiderte Seligmann, betrachtete seine manikürten Fingernägel, ordnete mit fahrigen Händen die Rauchgarnitur. In seinem Gesicht gärten Furcht und Gier. Er dachte wie Feller, daß Linsenbusch für die Behörden sich als tot erklären ließe, um endgültig und für immer in eine neue Haut zu schlüpfen und dadurch unangreifbar zu werden. »Cognac?« fragte er, »Kaffee? Oder einen Aperitif? Darf ich Sie fragen, Mr. Feller, wen Sie in diesem Fall eigentlich vertreten?«
    »Natürlich«, erwiderte der Anwalt und entnahm seiner Brieftasche eine Fotokopie des Greenstone-PAPIERS: »In gewisser Hinsicht einen Toten. In der Zeit, in der Sie noch Saumweber hießen, nannte man ihn Grünstein, später anglisierte man seinen Namen in Greenstone. Überfliegen Sie diese Fotokopie«, sagte Feller und

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