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Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Titel: Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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diesem
heißen Sommertag schwankte Siegfried Herrn zwischen beidem.
    Er stand
auf dem sonnenüberfluteten Bahnsteig, satte 100 Kilometer von der Stadt
entfernt, der Großstadt, wo er wohnte. Herrn arbeitete außerhalb. Das stank
ihm. Diese Mühe! Dieses tägliche Hin und Her! Das alles kam noch hinzu zu
seinem Haß.
    Eine Stunde
dauerte die Fahrt nach Hause.
    Morgens und
abends nahm er das auf sich.
    Weil er in
der Stadt keinen gleichwertigen Job fand.
    Heute hatte
er früher Feierabend gemacht. Hinterm Schreibtisch hielt er’s nicht mehr aus.
Er müsse zum Zahnarzt, hatte er seinem Chef erklärt.
    Herrn war
Buchhalter und verwaltete eine Menge Geld in der Firma.
    Aber
wielange noch?
    Er war 38,
ein knochiger Typ mit rötlichem Haar und erstarrter Miene. Er lachte selten,
meist nur aus Schadenfreude.
    Diese
Hitze! Er wischte sich Schweiß von der Stirn.
    Der Zug
fuhr ein.
    Herrn nahm
seine Aktentasche vom Boden auf.
    Sie war
schwer.
    Vorhin
hatte er die beiden Buchstützen besorgt, die sich Claudia so wünschte, Messing,
massiv.
    Während er
an den Abteilen entlang ging, die links von ihm lagen, drehte er den Kopf weit
auf die Schulter.
    Das mußte
sein. Weil sein Blickfeld nach links am Nasenrücken endete.
    Sein linkes
Auge war aus Glas.
    Leere
Abteile. Aber für Raucher. Da bestand immer Gefahr, daß jemand zustieg, um die
Luft zu verpesten.
    Herrn nahm
das vorletzte Abteil des leeren Wagens, zog die Jacke aus und ließ sich auf die
Polster fallen.
    Der Zug
fuhr an, ratterte durch die Landschaft.
    Herrn
starrte hinaus.
    Vor dem
Hintergrund sommergrüner Büsche spiegelte die Scheibe sein Gesicht.
    So sah also
ein Zocker aus, einer, der vom Spielteufel besessen ist!
    War er
süchtig? Das fragte er sich manchmal. Aber es war nicht Sucht, sondern die
Hoffnung auf den Riesengewinn.
    Das
Schicksal ist mir was schuldig, hatte er sich immer wieder gesagt.
    Und wie sah
die Wirklichkeit aus?
    Seit der
letzten Revision ( Nachprüfung ) hatte er 112 000 DM aus der Firmenkasse
genommen, hatte gehofft - nein, er war überzeugt gewesen, daß er das Geld bald
wieder zurücklegen könne.
    Aber die
Roulettekugel schien ihn zu verhöhnen.
    Und die
Kartengeber beim Black Jack gehörten mittlerweile zu seinen Todfeinden.
    Alle haßte
er sie. Alle!
    Und nächste
Woche, genau in zehn Tagen, war die nächste Kassenprüfung angesetzt.
    Dann verlor
er seinen Job.
    Ins
Gefängnis würde man ihn stecken.
    Was sollte
aus Claudia werden?
    Sicherlich
— sie war selbständig und ließ nicht mit sich umspringen. Aber als Bardame
sollte sie nie wieder arbeiten. Der Gedanke machte ihn rasend. Er litt unter
Eifersucht. Er wußte zwar, daß er sich auf sie verlassen konnte. Doch hinter
der Theke war sie Anzüglichkeiten, Anträgen, Annäherungsversuchen ausgesetzt —
und Pöbeleien.
    Der Zug
hielt.
    Sonnenstrahlen
blitzten auf der Scheibe.
    Eine Tür
wurde zugeschlagen.
    Signalpfiff.
    Der Zug
ruckte an.
    Verstehen
Sie doch, Herr Richter! flüsterte er, ohne die Lippen zu bewegen. Vor drei
Jahren habe ich mein Auge verloren. Bei einer Demonstration ( Massenkundgebung ).
Als dieser Schläger auf mich losging. Zigmal habe ich ihn der Polizei
beschrieben, diesen Verbrecher. Aber er ist bis heute nicht gefaßt. Der hat
Glück. Trinke ich? Fast nie. Aber ein einziges Mal fahre ich beschwipst — und
der Junge läuft mir vor den Wagen. Er hat’s überlebt. Aber seit zwei Jahren
habe ich keinen Führerschein mehr. Kann das Schicksal so ungerecht sein? Nicht
auf Dauer. Deshalb muß es mir den Riesengewinn schenken. Das... das habe ich
gedacht, Herr Richter.
    In Gedanken
sah er sich als Angeklagter.
    Wie hoch
würden sie ihn bestrafen?
    Er biß die
Zähne aufeinander.
    Fast wären
ihm die Tränen gekommen.
    Dann stand
er auf und schlurfte durch den Gang zum WC.
    In einem
der Abteile saß jetzt ein Mann.
    Er hatte
die Finger ineinander geschlungen und sah vor sich hin. Lächelnd.
    Herrn ging
weiter, stützte aber eine Hand an die Wand, um nicht zu taumeln.
    Sein Puls
begann zu rasen.
    Weggewischt
war das Selbstmitleid.
    Er
stolperte durch die Pendeltür in den Vorraum, ging aber nicht ins WC.
    Es war der
letzte Wagen, wie er jetzt sah.
    Die
Stirnwand-Schiebetür war verriegelt. Durchs Fenster starrte er auf die Gleise,
über die der Zug raste.
    Er hatte
ihn erkannt, erkannt, erkannt!
    Nie würde
er das Gesicht dieses Kerls vergessen.
    Dem
verdankte er das Glasauge.
    Er preßte
die Stirn an die Scheibe.
    In zehn
Tagen, dachte er, verhaften sie mich. Aber

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