Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
die
Dunkelheit tappte Klößchen zur Tür.
Sie
knarrte, als er sie öffnete, und ihm war, als erlösche auf der Galerie ein
grelles Licht.
*
Dort in der
Dunkelheit stand das Haus. Und es war leer. Prönk frohlockte.
Er ließ das
Rad, das er sich gestohlen hatte, am Ufer liegen, umrundete das Haus, sah das
leere Fenster und stieg ein.
Er benutzte
seine Taschenlampe. Oben auf der Galerie stand eine Trittleiter.
Na, also!
Er stieg
auf den Dachboden. Etwa zehn Minuten benötigte er, um den Schornstein ringsum
abzusuchen.
Dann
entdeckte er losen Mörtel, lockere Steine und — in einer flachen Höhlung —
einen Umschlag aus Pappe.
Einen Blick
hinein gestattete er sich, bevor er den Rückweg antrat.
Ja, es
waren die Fotos.
Sein Herz
begann zu hämmern.
Er machte
sich an den Abstieg.
Als er auf
der obersten Leitersprosse stand, knarrte eine Tür.
Ihm stockte
der Herzschlag.
Er konnte
gerade noch die Lampe löschen.
Tappende
Schritte kamen auf ihn zu.
Jemand stieß
gegen die Leiter, und Prönk verlor den Halt.
Mit
gellendem Schrei stürzte er über das Geländer hinab in die Halle.
*
Klößchen
glaubte, er müsse sterben. Der Schreck versteinerte ihn. Unfähig, auch nur
einen Finger zu rühren, verharrte er auf der Stelle.
Dumpf
schlug unten ein Körper auf.
Einen
Moment später brüllte Karl: „Willi, was ist los?“
Er kam aus
dem Zimmer. Das Licht seiner Taschenlampe zuckte über die Galerie. Unten
polterten Schritte.
„Hier war
wer“, keuchte Klößchen. „Er ist runtergestürzt.“
Karl beugte
sich über die Brüstung und richtete den Lichtstrahl hinunter.
Er sah
gerade noch, wie sich eine Gestalt durchs Fenster zwängte und im Garten
verschwand.
„Stehenbleiben!“
rief er, was völlig sinnlos war.
„O Mann!“
Klößchen klapperte. „Der... der war auf dem Dachboden. Mit der Leiter. Auf der
stand er noch, als ich im Dunkeln gegen ihn stieß. Rätselhaft. Das war doch
kein Penner. Oder?“
Karl
starrte noch immer hinunter. Den Lichtstrahl richtete er auf einen Punkt.
„Du, da
liegt ein Brief. Sehen wir mal nach. Und dann sollten wir Tim holen.“
*
Prönk war
am Boden zerstört und taumelte seinem Freund Siggi entgegen, als er die
Wohnungstür öffnete.
„Norbert,
um Himmels willen! Was ist denn mit dir?“
Dann, als sie
zu dritt waren, lüftete Prönk sein Geheimnis.
Erst sah er
verblüffte Mienen, dann brachen die beiden Herms in lautes Gelächter aus. Es
klang ziemlich hysterisch.
„Norbert,
das gibt’s nicht“, keuchte Siggi. „Du und wir - jeder jagt denselben Schatz.
Aber wir sind erfolgreicher, Junge. Du hast die Fotos vom Roderich-Dokument im
Spukhaus verloren. Wir...“
„Ich mußte
abhauen, konnte nicht suchen“, verteidigte sich der Ex-Häftling. „Dort waren
mehrere Typen. Was blieb mir denn übrig?“
„Geschenkt.
Jedenfalls, Norbert, wir — ja, wir — besitzen das Original, das echte
Roderich-Dokument. Und wir werden den Schatz heben. Du bist selbstverständlich
beteiligt. Weißt du, wo der Kahn damals kenterte, wo die Kisten ins Wasser
fielen? Nicht in der Mitte des Stroms, sondern ziemlich dicht am Ufer, in einer
Bucht — könnte man sagen. Denn damals war das eine Art Bucht. Heute ist es —
weil sich die Landschaft dort draußen verändert hat — ist es der Silbersee.
Tatsache, Norbert! Die Schatzkisten müssen an einer tiefen Stelle unweit des
Spukhauses liegen. Natürlich tief eingesunken in den Schlick. Dort, wo man in
all den Jahren gesucht hat — im Fluß — dort ist nichts.“
Prönk
sagte: „Wir dürfen jetzt keine Sekunde verlieren. Wir fahren raus und holen uns
die Fotos. Wir müssen sie haben, bevor die Typen im Spukhaus begreifen, worum
es sich handelt. Claudia fährt uns hin und bleibt dann im Wagen. Wir, Siggi,
nehmen Totschläger mit. Falls sich die Typen zur Wehr setzen, machen wir sie
fertig.“
*
Es war
phantastisch. Ein Unbekannter hatte ihnen die Arbeit abgenommen, die Fotos vom
Roderich-Dokument gleichsam vor die Füße gelegt.
Im Schein
eines rasch entfachten Lagerfeuers vor dem Zelt vertieften sich die vier
Freunde in die Einzelheiten der Fotos. Es war sensationell, der Schatz
vermutlich zum Hinspucken nahe.
Noch länger
hier auszuharren, dazu bestand kein Grund. Während Karl und Klößchen ihre
Decken, die Drahtesel und den Proviant aus dem Haus holten, löschten Tim und
Gaby das Lagerfeuer. Kein Funke durfte bleiben — wegen Waldbrandgefahr.
Das war der
Moment, da plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher