Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
Unterlagen. Weiß jetzt
genau, was was ist und was wieviel kostet. Mich haut kein Altertümer-Raubfisch,
kurz Al-Tü-Hai genannt, übers Ohr.“
„Stark!“
nickte Gaby, nachdem sie kurz gegen ihren Goldpony gepustet hatte, der knapp
oberhalb der langen Wimpern endete. „Du hilfst nicht nur der alten Amalie. Du
nutzt auch den Waisenkindern in den SOS-Dörfern und den armen
Schöpfungskameraden im Tierheim. Weil du verhinderst, daß ein Al-Tü-Hai Amalie
besch... betrügt. Wodurch die Spende klein ausfiele. Damit wirst du zum Anwalt
der Kinder und Tiere.“
Karls
Grinsen erreichte die Ohren. Er fühlte sich geschmeichelt.
„Nun mal
zur Abwicklung!“ sagte Tim. „Wer kommt zu Amalie? An wen will sie verkaufen?“
„Der Typ
heißt Gero von Pfauenstein-Ritzl.“
„Klingt wie
aus ‘ner Operette“, kicherte Gaby.
Tim legte
seiner Freundin den Arm um die Schultern, hatte aber noch Fragen an Karl.
„Woher
kennt sie den Typ?“
„Amalie war
auf der Antiquitäten-Ausstellung, die zur Zeit in der Stadthalle stattfindet.
Wollte sich nach einem Käufer umsehen. Dabei ist sie an ihn geraten. Ich
glaube, er hat sie eingewickelt. Denn sie findet ihn ja soooooo nett.“
„Vielleicht
ist er nett“, sagte Gaby. „Man muß nicht von jedem gleich das Schlechteste
denken.“
„Doch!“
widersprach Tim. „Und das hat den Vorteil, daß man auf alles gefaßt ist. Für
mich ist jeder zunächst mal ein Halunke — ausgenommen Seelsorger, Tierschützer
und eine Handvoll anderer Mitmenschen. Was die Halunken betrifft, lasse ich
mich gern vom Gegenteil überzeugen. Aber überzeugend muß es sein.“
Gabys
Blauaugen-Blick glitt über sein Gesicht.
„Du
spinnst“, sagte sie.
Er grinste.
„Ich
meine...“, hob Klößchen an.
Aber Tim
erstickte eine etwaige Diskussion (Auseinandersetzung mit Worten) im
Keim.
„Philosophieren (tiefschürfend nachdenken) können wir später. Jetzt müßte erstmal
klargestellt sein, ob es der alten Amalie recht ist, wenn wir vierköpfig
antanzen.“
„Ist ihr
recht“, sagte Karl. „Ich habe euch angekündigt. Aber nicht als Leibwache — für
den Fall, daß es zur Keilerei kommt. Sondern als Antiquitäten-Fachleute.“
„Hähähäh“,
machte Klößchen.
„Du, Willi,
hältst am besten den Mund. Es wäre peinlich, wenn du ihre Bracketuhr aus dem
18. Jahrhundert mit einer Kuckucksuhr verwechselst.“
Es gongte
über den Pausenhof.
Die Leitung
der Internatsschule schien der Ansicht zu sein, daß man den Unterricht
fortsetzen solle.
Heerscharen
männlicher Schüler — unter denen sich die wenigen Mädchen wie Farbtupfer
ausnahmen — bewegten sich zum Eingang.
„Am
besten“, sagte Karl, „ihr stoßt nach dem Mittagessen zu mir. Und wir stoßen
dann hinüber zur alten Amalie. Denn Gero von Pfauenstein-Ritzl hat sich für
14.30 Uhr angesagt.“
„Der wird
sich wundern“, meinte Klößchen. „Der glaubt sicherlich, er hat’s nur mit ‘ner
Greisin zu tun. Statt dessen trifft er auf die Antiquitäten-Fünfer-Bande. Und
deren Durchschnittsalter liegt unter 30.“
„Was ist
los?“ forschte Gaby.
„Na, rechne
doch nach, Pfote: Amalie mit 90, wir vier sind zusammen 54, macht ungefähr 144,
geteilt durch fünf - ist unter 30! Sage ich doch! Und damit sind wir
vertrauenswürdig, was in der Kunstszene wichtig ist.“
„Wieso sind
wir vertrauenswürdig?“
„Weil wir
unter 30 sind“, meinte Klößchen verschmitzt. „Du kennst doch den Spruch: Trau
keinem über 30. Na, sind wir über 30?“
„Mein Gott!“
seufzte sie. „Er bringt wieder alles durcheinander.“
2. Al-Tü-Hai mit rotem Halstuch
Nach dem
Mittagessen warfen sich Tim und Klößchen auf die Stahlrosse und radelten über
die frühlingsgrüne Zubringerstraße zur Stadt. Ziel: Lindenhof Allee 27, wo die
Viersteins in der alten Villa residieren (ihren Wohnsitz haben).
Gaby war
schon eingetroffen.
Ihr
Klapprad stand im Garten.
Sie saß mit
Karl auf der grünen Gartenbank, wo ihnen freche Spatzen um die Füße hüpften.
Karl sagte
gerade: „...deshalb ist die Chelsea Porzellanfabrik wahrscheinlich die erste
und in vieler Hinsicht beste Porzellanfabrik Englands. Sie... ah, da seid ihr
ja.“
„Wir haben
noch 14 Minuten Zeit“, meinte Klößchen. „Reicht das, Karl, für die wichtigstens
Infos über Antiquitäten? Wenn ja, dann leg los!“
„14 Jahre
würden reichen“, meinte Karl. „Über Antiquitäten werden solche Bücher
geschrieben.“
Er zeigte
das Format zwischen Daumen und Zeigefinger,
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