Heisses Rendezvous mit dem Boss
Lorenzo die ganze Nacht bei ihr blieb.
„Ich habe ziemlich viel zu tun“, sagte sie und ließ den Blick über ihren Tisch gleiten, auf dem halb fertige Schmuckstücke lagen, die nicht ausgestellt werden sollten. Aber das wusste Lorenzo ja nicht.
„Willst du, dass ich gehe?“
Sophy zwang sich, betont gelassen die Schultern zu zucken. „Rosanna kommt heute wieder und wird sicher bald da sein.“
„Und du möchtest nicht, dass sie dich schreien hört, wenn ich dich zum Höhepunkt bringe.“
Sie errötete, wusste aber, dass sie diese Retourkutsche verdient hatte. Es war schließlich nicht gerade höflich, ihn einfach hinauszuwerfen.
Dass Lorenzo wütend war, merkte sie seinen Bewegungen an, als er sich Jeans und T-Shirt anzog.
Na und? dachte Sophy aufgebracht. Ich bin auch wütend .
Ohne ihr wie sonst einen Abschiedskuss zu geben, stürmte Lorenzo hinaus. Sie beobachtete vom Fenster aus, wie er zu seinem Wagen rannte. Doch zu ihrer Überraschung stieg er nicht ein, sondern lief weiter. Erst nach einer Dreiviertelstunde tauchte er wieder auf, sichtlich erhitzt und noch immer rennend. Betont vermied er es, zum Haus hinüberzublicken, während er in den Wagen stieg, aufs Gaspedal trat und davonraste.
Morgens verbrachte Sophy meist eine Stunde mit Jemma und beantwortete deren Fragen, bevor sie in ihre provisorische Schmuckwerkstatt ging. An diesem Morgen betrachtete sie entmutigt, was sie bisher fertiggestellt hatte. Nichts davon ist gut genug, dachte sie. Bestimmt würde sie sich lächerlich machen. In diesem Moment klingelte ihr Handy, und Sophy, froh über die Ablenkung, nahm das Gespräch sofort entgegen.
Sie meldete sich, hörte zu und, sagte dann: „Natürlich, ich komme sofort.“
Auf dem Weg nach unten wäre sie fast mit Lorenzo zusammengeprallt. „Wohin willst du?“, fragte er.
„Ich habe meiner Mutter versprochen, ihr beim Mittagessen mit etwas zu helfen.“
„Du musst doch an deinen Stücken für die Ausstellung arbeiten!“
„Ich weiß. Aber ich habe es eben versprochen.“
Lorenzo wirkte noch aufgebrachter als am Vorabend. Er legte die Hände rechts und links aufs Geländer, sodass sie nicht an ihm vorbeikommen würde. „Bis zur Ausstellung ist nur noch eine Woche Zeit!“, erinnerte er sie.
„Ich werde später weiter an den Sachen arbeiten.“
„Eigentlich willst du die Ausstellung gar nicht machen, stimmt’s?“ Er zog die Augenbrauen zusammen. „Sonst würde das Arbeiten an den Stücken für dich Priorität haben.“
„In meinem Leben sind andere Dinge wichtiger als meine Arbeit, Lorenzo“, verteidigte Sophy sich kühl. „Bei mir haben Menschen Priorität.“ Anders als bei dir, fügte sie in Gedanken hinzu, denn er schien allein für seine Arbeit zu leben. Menschen und Beziehungen spielten da keine Rolle. „Meine Mutter hat mich um Hilfe gebeten, und ich freue mich, ihr einen Gefallen tun zu können.“
„Sie hätte auch jemand anders anrufen können“, wandte Lorenzo ein. „Nur kannst du eben einfach nicht Nein sagen, wenn jemand dich um etwas bittet – ob es jetzt deine Mutter ist oder irgendjemand anders.“
„Na und? Ist das etwa schlimm?“ Sophy sah ihn aufgebracht an.
„Ja – wenn es dazu führt, dass du dich nicht um die Erfüllung deiner eigenen Träume kümmerst!“
„Wie gesagt, bei mir haben Menschen Priorität, Lorenzo, und zwar immer.“
„Aber sollten deine Wünsche und Bedürfnisse nicht genauso wichtig sein wie die anderer Menschen? Wenn du deiner Mutter erklären würdest, wie viel du zu tun hast, dann könnte sie doch sicher eine andere Lösung finden.“
Bei seinen Worten war Sophy plötzlich ganz angespannt, und das lag nicht an dem kleinen Seitenhieb.
Lorenzo sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Sie weiß gar nichts davon, stimmt’s?“, fragte er und traf damit mitten ins Schwarze.
Nein, sie wusste es nicht, und Sophy wollte auch nicht, dass ihre Familie es erfuhr. „Je schneller ich zu meiner Mutter fahre, umso schneller bin ich zurück und kann mich wieder an die Arbeit machen“, erwiderte sie ausweichend.
„Gestern warst du auch drei Stunden lang weg“, stellte Lorenzo fest.
Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, dachte Sophy, ohne etwas zu erwidern.
„Du darfst dir diese Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen“, sagte er jetzt eindringlich. „Dafür sind deine Arbeiten einfach zu gut!“
Auch ohne liebe Worte wie diese fühlte sie sich schon sehr unter Druck. „Ich muss jetzt wirklich los,
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